"Es ist ein totaler Albtraum"
Feuer im Industriegebiet
Viel ist nicht mehr zu erkennen. "Man kann gar nicht glauben, dass das mal unser Firmen LKW war", sagte am Dienstagmorgen Sascha Bitterlich. Der Inhaber der Firma Sipex stand fassungslos vor den Überresten seiner Halle an der Siemensstraße im Ahauser Industriegebiet.
„Es ist ein totaler Albtraum“, so der Jungunternehmer des Pulverbeschichtungsbetriebs. Er selber sei am Montagabend, als das Feuer gegen 17.30 Uhr gemeldet wurde, gar nicht vor Ort gewesen – habe allerdings ständig Bilder von Bekannten und Freunden auf sein Handy geschickt bekommen. „Eine Katastrophe!“
Insgesamt 260 Einsatzkräfte bekämpften nach Angaben des Einsatzleiters der Feuerwehr, Berthold Büter, das Feuer; am Morgen danach waren es noch sieben, die sich um die Nachlöscharbeiten kümmerten. Diese konnten Dienstagnachmittag beendet werden. „Bis dahin flammte immer wieder vereinzelt Holz auf“, so Henning Bürdemann, Leiter der Nachlöscharbeiten.
1,5 Millionen Euro Schaden
Die Brandermittler der Ahauser Kripo nahmen am Nachmittag ihre Arbeit auf – zuvor konnte die Halle nicht gefahrlos betreten werden. Endgültige Ergebnisse liegen nach Polizeiangaben jedoch noch nicht vor. Nach ersten Schätzungen könnte der Schaden allerdings rund 1,5 Millionen Euro betragen.
Und dieses Ausmaß ist deutlich erkennbar: Alle drei Hallenteile der Firma brannten aus, das angrenzende Lager von Dickhoff Holzböden ebenfalls. Die ASW Lautsprecher Vertriebsgesellschaft blieb zwar vom Feuer verschont, „allerdings haben wir einen Qualm- und Wasserschaden. Inwiefern unsere Ware im Lager zerstört wurde, wird sich noch zeigen“, sagte ein Mitarbeiter.
Am Dienstag wieder geöffnet hatte hingegen die Firma Würth. „Die Feuerwehr hat unser Dach gekühlt und so verhindert, dass auch unser Gebäude Feuer fängt. Aber für unsere Nachbarn ist das Ganze wirklich schrecklich“, so Filialleiter Jörg Kubierske. Sascha Bitterlich hat vor Ort sichtlich um Fassung gerungen, blickte aber dennoch nach vorne: „Sipex macht auf jeden Fall weiter. Unsere Kunden sollen sich weiter an uns wenden.“
Auch für die Einsatzkräfte bleibt ein bitterer Nachgeschmack: "Die vielen Menschen waren teilweise sehr bedenklich. Sie haben sich bis zur Einsatzstelle reingedrängt, um etwas zu sehen. Damit gefährden sie sich und andere", sagt Bertholt Büter.
Auch Frank Rentmeister, Sprecher der Polizei im Kreis Borken, berichtet von einer Vielzahl an Schaulustigen: "Es ist leider so, dass durch die Rauchwolke viele Menschen angelockt wurden, obwohl unter anderem im Radio gesagt wurde, die Gegend zu meiden." Die Nachricht des Brandes habe sich zudem sehr schnell über die sozialen Medien verbreitet, sodass ganze Familien mit ihren Kindern gekommen seien, um sich die Katastrophe anzuschauen. Schaulustige blockierten mit ihren Fahrzeugen sogar Straßen, sodass die Zufahrt für die Einsatzkräfte teils blockiert war.
Rentmeister: "Man kann sich nur über diese Unvernunft wundern. Einige standen sogar mit ihren Kindern in der Windrichtung." Und dieser Wind zog stadtauswärts Richtung Land. "Es handelte sich hauptsächlich um unbewohntes Gebiet. Wäre der Rauch in die Stadt gezogen, hätte ich natürlich andere Maßnahmen ergriffen und eine Bevölkerungswarnung ausgesprochen", sagte der Einsatzleiter der Feuerwehr.
Wie berichtet stand am Montagabend an der Siemensstraße die 30 x 15 Meter große Halle eines Unternehmens für Pulverbeschichtung in Flammen. Eine hohe schwarze Rauchsäule stieg auf. Rund 260 Feuerwehrleute aus Ahaus und den Nachbarorten waren bis tief in die Nacht im Einsatz.
Ein Anwohner hatte den Brand entdeckt und die Feuerwehr gerufen. Ein Mitarbeiter der betroffenen Firma hielt sich zu dieser Zeit in einer der aneinandergrenzenden Firmenhallen auf. Als der Kompressor ausfiel, ging er in die benachbarte Pulverbeschichtungshalle und sah, dass diese in Flammen stand. Der Mitarbeiter konnte die Halle rechtzeitig verlassen.