Er kann nicht anders, als mit anzupacken. Hüseyin Bilgin läuft im hinteren Teil der Moschee der Türkisch Islamischen Kulturgemeinde Ahaus umher. Binnen weniger Stunden hat sich diese in ein Lager für Hilfsgüter verwandelt. Bekommen sollen sie die Menschen in der türkisch-syrischen Grenzregion.
Diese war am Montag (6.2.) von schweren Erdbeben getroffen worden. Bilgin hat eine starke Verbindung zu dieser Region: Im Katastrophengebiet - vor allem in der Gemeinde Sahinbey (Provinz Gaziantep) - leben rund 70 Familienmitglieder. Für sie ist nichts mehr, wie es war.
Zwei seiner Verwandten väterlicherseits, eine Frau und ein Kind, würden noch vermisst (Stand 7.2., 14 Uhr), sagt er auf Türkisch. Furkan Elmaci übersetzt. Er ist Vorsitzender des Jugendausschusses der Ahauser Moschee.
Das Problem: Die Helfer können nicht überall sein. Zu verheerend sind die Schäden, die die beiden Erdbeben angerichtet haben. Eingestürzt ist ebenfalls das Mehrfamilienhaus, in dem einige von Bilgins Familienmitgliedern gewohnt haben.
Starke Verbindungen in die Türkei
Auch Telefonleitungen seien entweder zerstört oder bewusst durchtrennt worden, berichtet Furkan Elmaci, der neben Bilgin auf der Bank einer Bierzeltgarnitur sitzt. So könnten die Helfer besser mit Verschütteten kommunizieren - ohne störendes Handyklingeln. Umso schwieriger sei es, mit der Familie Kontakt aufzunehmen.

„Deswegen habe ich bislang nur mit meinem Neffen telefoniert“, sagt Bilgin mithilfe von Elmacis Übersetzung. Dieser halte ihn auf dem Laufenden und habe ihm das Geschehen vor Ort geschildert.
Zahlreiche Gebäude seien eingestürzt, bzw. so stark beschädigt, dass niemand mehr in ihnen wohnen könne. Viele Menschen müssten die Nächte in Autos verbringen. Dabei sind die Temperaturen dort aktuell ähnlich niedrig wie in Deutschland. Damit wenigstens die Autoheizung etwas Wärme spendet, stünden die Menschen Schlange an den Tankstellen.
Spendenaufruf via Facebook
Die Sorge um seine Verwandten hat den 67-Jährigen stark mitgenommen. Es gehe ihm nicht gut, sagt Bilgin. Umso froher ist er, dass die notleidenden Menschen Hilfe erhalten. Via Facebook hat die Türkisch Islamische Kulturgemeinde Ahaus am späten Montagabend zum Spenden aufgerufen.
Die Resonanz darauf war gewaltig. Aus einem Umkreis von 50, vielleicht 60 Kilometern seien die Menschen zur Sammelstelle an der Ahauser Moschee gekommen, sagt Mehmet Gürbuz von der Gemeinde.
Mittlerweile türmen sich im unfertigen Teil der Moschee Kisten und Säcke voller Winterjacken, Mützen, Decken, Kissen, Schlafsäcke und weiteren Hilfsmitteln auf. „Wir haben sie am Abend zuerst ins Büro gebracht“, erinnert sich Furkan Elmaci. Doch der Platz wurde knapp.
„Es kam deutlich mehr zusammen als erwartet“, sagt auch Gürbuz. Er schätzt, dass gut die Hälfte der 250 Gemeindemitglieder Verbindungen in die zerstörte Region hat.

Losgelöst von der Hilfsaktion der Türkisch Islamischen Union (DITIB) sollen die Spenden aus Ahaus per LKW in das Katastrophengebiet gefahren und an Hilfsorganisationen gegeben werden. Beispielsweise an das Rote Kreuz oder die Katastrophenschutzbehörde AFAD.
„Die Genehmigung vom Konsulat für mindestens einen LKW haben wir bekommen. Wir hoffen, dass der Transport noch in der Nacht oder am Mittwochmorgen starten kann“, sagt Gürbuz und blickt auf sein Smartphone.
Annahmestopp für Spenden
Wieder ruft jemand an. Still stehe das Telefon nur selten, so Gürbuz. Dieses Mal ist ein Bekleidungsgeschäft dran, das spenden möchte. Dabei hat die Gemeinde mittlerweile einen Annahmestopp über Facebook angekündigt. Abweisen will Gürbuz die Spenden dennoch nicht.

Dabei schaffen es die schätzungsweise 30 bis 40 Freiwilligen kaum noch, die Spenden zu sortieren und zu verpacken. Deshalb packt auch Hüseyin Bilgin wieder mit an - in der Hoffnung, bald ein Lebenszeichnen seiner vermissten Verwandten zu bekommen.
Die Türkisch Islamische Kulturgemeinde Ahaus hat zusätzlich ein Konto für finanzielle Spenden eingerichtet: Volksbank Gronau-Ahaus, Verwendungszweck: Erdbebenspende.
KG Burggeister: Nach Diebstahl gibt es keine Hinweise aber neue Banner
Wasserleitung im Schmäinghook gebrochen: Stadtwerke reparieren in Alstätte
Auch beim Sport in Legden und Asbeck muss jetzt Energie gespart werden