Eleganz Moden ist nach Corona zurück auf Kurs Helga Feldhaus sucht mit 67 eine Nachfolge

Eleganz Moden: Helga Feldhaus sucht mit 67 eine Nachfolge
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Wer im weiten Umkreis von Ahaus heiratet, in die Nähe eines Schützenfest-Throns gerät oder aus anderen Gründen Abendmode braucht, kennt das Geschäft von Helga Feldhaus. Bei Eleganz Moden an der Fürstenstraße in Ahaus hat sie in den vergangenen 25 Jahren exakt 5231 Bräute eingekleidet. Dazu kommen ungefähr 3000 Abendkleider für etwa 1000 Schützenfestthrone. „Die Silber- und Goldhochzeiten und die Kleider für Abibälle habe ich in keiner Statistik erfasst“, sagt sie lachend.

Sie weiß es noch genau: „Mein Mann wurde Schützenkönig und wir mussten weit fahren, um ein Kleid zu finden“, sagt sie. Kurz danach sei es zur Silberhochzeit genauso gewesen. Sie machte Nägel mit Köpfen und eröffnete einfach selbst ein Geschäft für Braut- und Abendmode. „Ein völliger Kaltstart“, sagt sie im Rückblick.

„Aber nach einem Jahr war klar, dass es funktioniert“, blickt sie heute zurück. Das Geschäft wuchs. Mit dem Umzug an die heutige Adresse kam auch Männermode dazu. Inzwischen würden Bräute von weither anreisen. Auch, weil sie beispielsweise von Herstellern erfahren, dass ein spezielles Kleid in Ahaus vorrätig sei. Oder weil sie online gesehen hätten, dass Eleganz Moden diese oder jene Marke führe.

Einige würden sich auch regelrecht ein Event aus dem Kleiderkauf machen. „Früher haben sie vielleicht zwei Geschäfte besucht und dann gekauft“, erzählt sie. Heute würden Bräute mit großem Gefolge einen Termin nach dem nächsten vereinbaren.

Über die Jahre habe sich natürlich die Mode gewandelt. Einiges wiederhole sich, anderes entwickle sich neu. Pailletten, Tüll, Spitze oder auch schlichte Modelle – die Auswahl ist groß.

Helga Feldhaus (67) und ihr Mann Werner (74) haben das Geschäft nach der Coronakrise zurück ins ruhigere Fahrwasser gebracht. Auch wenn einige Kunden wegen Ukrainekrieg und Energiekrise noch zögerlich seien, gehe es wieder deutlich aufwärts.
Helga Feldhaus (67) und ihr Mann Werner (74) haben das Geschäft nach der Coronakrise zurück ins ruhigere Fahrwasser gebracht. Auch wenn einige Kunden wegen Ukrainekrieg und Energiekrise noch zögerlich seien, gehe es wieder deutlich aufwärts. © Stephan Rape

700 bis 750 Modelle hängen bei ihr auf den Kleiderstangen. Zwischen 800 und 1100 Euro koste der Durchschnitt. Das habe sich auch über die Jahrzehnte nicht großartig geändert. Klar gehe es auch günstiger und nach oben seien natürlich gar keine Grenzen gesetzt.

Fast keins der Kleider geht einfach so über den Ladentisch: „90 bis 95 Prozent müssen geändert und angepasst werden“, sagt sie. Zwei bis fünf Stunden würde das noch einmal dauern. „Ein Brautkleid soll natürlich perfekt sein“, sagt sie.

Über die Jahre hat sich eine Fülle von Anekdoten angesammelt. Wie die der beiden Frauen, die auf der Suche nach Brautkleidern gemeinsam den Messestand von Eleganz-Moden besuchten. Während der Anprobe sprachen sie die ganze Zeit von „ihrem Ex-Mann“.

„Ich habe dann nachgefragt, und tatsächlich: Die waren beide vorher mit demselben Mann verheiratet. Nacheinander“, erinnert sich Helga Feldhaus. Viele Geschichten bleiben natürlich vom Siegel der Verschwiegenheit geschützt. Sagt sie und schmunzelt nur vielsagend.

Thron rückte geschlossen im Bus an

Über andere plaudert sie gern: So wie der Tag, als aus Vreden der Thron eines Schützenvereins im Bus anrückte. „Da waren wir erst einmal perplex“, sagt sie lachend. Die ganze Nacht hätten sie durchgenäht, um die Abendkleider rechtzeitig zum Ball fertig zu bekommen. Oder wie die Geschichte von den Schützenfestgästen, die erst bei der Anprobe der Kleider die nötigen Tanzschritte für den Eröffnungswalzer üben konnten.

Insgesamt sei es der schönste Beruf, den sie sich denken kann. Denn: „Wir haben es nur mit glücklichen Menschen zu tun, die sich auf ein schönes Fest freuen.“ Es vergehe kein Tag, an dem sie nicht in strahlende Gesichter blicke.

Zwei bis fünf Stunden Arbeit fließen nach dem Kauf noch in jedes Brautkleid. Gut 90 bis 95 Prozent aller Kleider müssen an die Kundin angepasst werden, damit es perfekt sitzt. Damit und der persönlichen Beratung will sich das Geschäft auch vom Handel im Internet abheben. Das kommt gut an.
Zwei bis fünf Stunden Arbeit fließen nach dem Kauf noch in jedes Brautkleid. Gut 90 bis 95 Prozent aller Kleider müssen an die Kundin angepasst werden, damit es perfekt sitzt. Damit und der persönlichen Beratung will sich das Geschäft auch vom Handel im Internet abheben. Das kommt gut an. © Stephan Rape

Dennoch nahe langsam aber sicher ihr Abschied vom Geschäft. „Ich bin 67“, sagt sie schulterzuckend. Vor drei Jahren hatte sie schon einmal daran gedacht, aufzuhören. „Dann kam Corona“, fügt sie hinzu. Über zwei Jahre, in denen kein Fest, keine Veranstaltung stattfinden konnte.

Ein schwerer Weg. Mit einigen teils herben Einsparungen sei aber auch dieser Weg gelungen: „Wir sind wieder im richtigen Fahrwasser“, macht sie deutlich. Auch wenn mit dem Krieg in der Ukraine, der Energiekrise und den damit verbundenen Kostensteigerungen natürlich schon wieder die nächste Krise anklopft. „Natürlich sind die Bräute gerade zurückhaltender“, erklärt sie.

Langsam zurück auf Vor-Corona-Niveau

Noch bleibt das Geschäft deswegen auch nur halbtags geöffnet. Noch ist auch die Zahl der Angestellten nicht wieder auf dem alten Stand: „Vor Corona hatte ich 16, nach Corona waren es noch sechs. Aktuell sind es acht.“ Die Rückkehr zu altem Glanz soll dann aber schon eine mögliche Nachfolge übernehmen. Wann es so weit ist, lässt sie offen.

Ihr Mann ist da deutlicher: Werner Feldhaus ist 74, hält seiner Frau seit dem ersten Tag den Rücken frei. „Im Juni haben wir Goldhochzeit. Da hätte ich den Laden am Liebsten schon weg.“ Seine Frau winkt ab. Das werde wohl nicht klappen.

Es gehe ihr auch nicht darum, einfach alles zu verkaufen. Das Geschäft soll weitergeführt werden. Für die Menschen, für die Stadt und auch für ihr eigenes Gefühl.

Helga Feldhaus (67) möchte Eleganz Moden in gute Hände weitergeben. Es gehe ihr nicht darum, "einfach alles zu verkaufen und die Tür zu schließen. Das Geschäft soll es auch in zehn Jahren noch geben“, sagt sie.
Helga Feldhaus (67) möchte Eleganz Moden in gute Hände weitergeben. Es gehe ihr nicht darum, „einfach alles zu verkaufen und die Tür zu schließen. Das Geschäft soll es auch in zehn Jahren noch geben“, sagt sie. © Stephan Rape

Anforderungen an den oder die neuen Inhaber? „Sie müssen für Mode brennen“, sagt Helga Feldhaus. Und gerne mit Menschen umgehen wollen. Und ganz wichtig: „Über den Tellerrand blicken“, fügt sie dann noch hinzu. Es gehe ja nicht nur darum, eine Braut mit Modelmaßen schön einzukleiden. Auch Frauen jenseits der 50er-Größen hätten schließlich ein Recht darauf, schön auszusehen. Genau da habe sich das Haus über die Jahre einen guten Ruf erarbeitet.

Helga Feldhaus hat mit dem Abschied noch keine Eile. Für dieses Jahr hat sie zwischen der Schützenfest-Modenschau am 26. Februar und den Traumhochzeitstagen im Schloss (28./29. Oktober) noch einige Veranstaltungen geplant. Ob alle noch unter ihrer Regie stattfinden müssten, sei eine andere Frage.

Dennoch: Interessierte können sich gerne bei ihr melden. Denen würde sie – falls gewünscht – auch mit Rat, Tat oder Kontakten weiter zur Seite stehen. „Hauptsache, es geht weiter“, sagt sie.

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