Einblicke aus dem Corona-Alltag: Wenn der Begriff Homeoffice völlig missverstanden wird
Kolumne zum Coronavirus
Das Coronavirus bringt das öffentliche Leben zum Stillstand. Homeoffice ist angesagt. Ein Ausdruck, der nicht allen geläufig ist. Zumindest nicht den Nachbarn von Redakteur Till Goerke.

Ein Zettel an der Tür klärt die älteren Mitbewohner auf, was Homeoffice bedeutet und was nicht. © Till Goerke
„Home bitte was?“ – fragte mich jüngst meine ältere Nachbarin im Treppenhaus, als wir uns kurz unterhielten. Zuvor war es eigentlich nur banaler Smalltalk. Doch als ich ihr sagte, dass ich nur kurz einkaufen gehen wolle und ansonsten im Homeoffice bin, wurde sie neugierig. „Ich sitze im Arbeitszimmer am Laptop und PC, anstatt zur Arbeit zu fahren“, erklärte ich ihr.
Ein nichtssagendes „hm“ war die Antwort. Gespräch beendet. Für den Moment. Denn gut eine Stunde später schellte es an der Tür. Die selbe Nachbarin stand vor der Tür. „Können Sie mir bitte eine Birne wechseln?“ Ähm, ja. Gesagt – getan. Fünf Minuten später saß ich wieder am Schreibtisch.
Die Sache läuft in eine falsche Richtung
Aber: Keine 20 Minuten später schellte es erneut. Wieder stand eine ältere Nachbarin vor Tür. Dieses Mal jedoch die aus der Wohnung über mir. „Habe gehört, sie sind daheim, weil sie nicht arbeiten sind“, sagte sie. „Können Sie wohl mal den Hausflur fegen, die Reinigungsfirma kommt diese Woche nicht.“
Ähm? Nicht arbeiten? Wer sagt denn sowas? Die Sache lief in eine völlig falsche Richtung. Da hatte der Flurfunk im wahrsten Sinne des Wortes mal so gar nicht funktioniert. Oder hatte ich mich einfach nur zu vage ausgedrückt? Wie dem auch sei: Helfen gerne, aber doch nicht während der Arbeitszeit im Homeoffice. Und nicht als eine Art Hausmeister. Dem Wunsch meiner zweiten Nachbarin kam ich dennoch nach. Des Friedens willen.
Nicht aber, ohne danach direkt „Vorkehrungen“ zu treffen. Denn ab sofort hängt an meiner Wohnungstür von außen ein Zettel: „Homeoffice“ steht in Großbuchstaben ganz oben, gefolgt von einigen Stichpunkten, die deutlich machen, dass ich trotz Corona-Krise und Homeoffice nicht der Hausmeister des Hauses bin. Aber: Jeder, der Hilfe beim Einkauf benötigt, darf mich gerne anrufen…