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Die Schließung der Restaurants und Cafés ist ein Akt der Verzweiflung
Meinung
Die Stimmung im Land kippt. Während lange Zeit die Corona-Maßnahmen mitgetragen wurden, wächst nun der Widerstand. Verständlich, findet Redakteur Johannes Schmittmann. Ein Kommentar.
Belüftungssysteme, Plexiglas-Scheiben, Masken für Kellner, Reduzierung der Tische, Listen am Eingang, Androhung von hohen Bußgeldern. Die sowieso schon arg gebeutelte Gastronomie war in den vergangenen Monaten nicht zu beneiden. Umso erstaunlicher, mit welchem Engagement und welcher Kreativität die Betreiber an Lösungen gearbeitet haben.
Gebracht hat es nur alles nichts. Ab Montag müssen sie ihre Türen wieder schließen. Warum? Diese Antwort bleibt man ihnen weitgehend schuldig. Angela Merkel verweist auf die gut 70 Prozent der Corona-Infizierten, bei denen man nicht wisse, wo sie sich angesteckt haben. Sie deutet damit an, dass die Gastronomie einen größeren Anteil zur Ausbreitung der Pandemie beiträgt, als es die Statistik der Robert-Koch-Instituts beziffert. Belegen kann sie diese unausgesprochene These nicht.
Die Gastronomie ist ein Bauernopfer
Und so wirkt die neuerliche Schließung der Restaurants, Kneipen und Cafés wie ein Akt der Verzweiflung. Es geht offenbar darum, in der Bevölkerung ein Gefühl für die unbestrittene Dramatik der Situation zu schaffen. Die Gastronomie als Bauernopfer. Das mag sogar Wirkung zeigen, ist mit dem Grundgesetz aber (zum Glück) nicht vereinbar.
Es würde mich daher nicht wundern, wenn Gerichte wie schon bei Sperrstunde und Beherbergungsverbot eine andere Meinung vertreten als die Politiker. Der Schaden wäre trotzdem immens: Denn der so zwingend notwendige Rückhalt der Bevölkerung schwindet auch so schon.
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
