
© Bernd Schlusemann
Die Haarmühle bietet rustikale Sattmacher in einem einzigartigen Ambiente
Restaurant-Check
Rustikal ist das Ambiente wie die Küche: Im Ausflugslokal Haarmühle haben wir uns überraschen lassen. Auch da, wo an einem sonnigen Tag hunderte Teller über den Tresen gehen, schmeckt‘s gut.
Ein Sonntagabend im Juni, schönes Wetter – auf der großen Außenterrasse der „Haarmühle“ ist kein Platz unbesetzt. Anders drinnen: Wir können uns unseren vorab sicherheitshalber reservierten Tisch selbst aussuchen. Letztlich entscheiden die Lichtverhältnisse: Rund um den großen Kamin in der Mitte des Raums ist es sehr heimelig, aber leider zu duster zum Fotografieren. Also geht es in den eine Treppenstufe höher gelegenen Bereich, von dem wir aber einen guten Blick ins Lokal haben.
Wir kennen die Haarmühle. Wir waren hier schon gemütlich frühstücken oder haben nach dem Wandern durchs Witte Venn eine Pause auf der Terrasse eingelegt. Die Lage und die Atmosphäre des Lokals sind schon einzigartig. Jetzt sind wir gespannt auf die Abendkarte. Wir nehmen uns Zeit zum Blättern, und der Appetit wächst mit jeder Seite. Die Karte für drinnen unterscheidet sich nur in Nuancen von der Karte für die Biergarten-Gäste, wie wir vom Kellner erfahren. Vielfalt ist reichlich vorhanden. Umso mehr wundert uns, dass wir beide Lust auf den Klassiker „Räucherlachsteller mit zwei Reibeplätzchen, Knoblauchsauce und Salatgarnitur“ (12,50 Euro) haben. Eigentlich hatte ich mir die „Rindfleischsuppe Münsterländer Art“ vorgenommen, passend zum Ambiente. Nur ist es mir zu warm dafür. Hätte ich mal. Aber dazu später mehr.

Für das hausgebackene Brot ist die Haarmühle bekannt. Als Gruß des Hauses waren die verschiedenen Sorten mit Kräuterbutter und fluffigem Kräuterquark ein leckerer Starter. © Anne Winter-Weckenbrock
Die freundliche Servicekraft – wir sollen an diesem Abend fünf davon kennenlernen – ist schnell mit den ersten Getränken da. Und hat gleich eine nicht so gute Nachricht: Die Küche lässt ausrichten, es sei kein Spargel mehr da. Und das um 19.10 Uhr. Wir finden was anderes, ordern das Essen und freuen uns wenig später über den Gruß des Hauses: Vom Frühstück kennen und schätzen wir schon das selbst gebackene Brot in verschiedenen Varianten. Die Kräuterbutter dazu punktet mit einer fruchtigen Note – Cranberry, finden wir heraus – und der Kräuterquark ist fluffig und lecker. Noch zwei Scheiben Brot bleiben übrig, da kommt schon der Lachs. Und die erste Ahnung, dass wir zu viel essen könnten an diesem Abend.

Ein Klassiker: der Räucherlachsteller. Unter der reichlichen Menge Lachs verbargen sich zwei Röstis statt Reibeplätzchen. Schmeckte trotzdem gut. © Anne Winter-Weckenbrock
Eine Menge Räucherlachs bedeckt zwei – Kartoffelrösti. Reibeplätzchen steht auf der Speisekarte, aber wollen wir mal nicht zu streng sein, denn auch diese Kombi passt gut zusammen. Die Remoulade tut ihr Übriges dazu. Eine gute Lage Räucherlachs wandert auf den Teller meines Mannes, der sehr angetan ist von der Qualität. Ich mag Lachs, aber nicht zuviel davon. Die Salatbeilage mit fruchtigem Dressing rundet die Vorspeise mit einer frischen Note ab. Wir sind sehr zufrieden und der Service lässt uns glücklicherweise einige Zeit, bis er die Hauptspeise serviert.

Ein Blick von außen auf den Biergarten und das Gebäude des Landgasthofs Haarmühle © Bernd Schlusemann
Zeit, sich das Ambiente genauer anzusehen. Das alte Holzgebälk könnte wahrscheinlich viele Geschichten erzählen. Der mächtige Kamin in der Mitte macht einiges her und in den Wintermonaten, das wissen wir vom letzten Frühstück, knistert er gemütlich, ohne Rauch im Gastraum zu verbreiten. Die Tischdecken haben ein Muster mit altrosafarbenen Rosen – hier passt es hin. Direkt neben mir prangt ein Hufeisen mit Pferdekopf im Inneren am Holzbalken und ich erschrecke mich: Muss es nicht mit der Öffnung nach oben zeigen, weil es sonst Unglück bringt? Also beim Essen hat es sich ja bislang nicht negativ ausgewirkt. Mein Blick fällt auf die Vorhänge: Sie haben das Muster einer Moorlandschaft in kühlen Farben. In der Haarmühle wird auf jedes Detail geachtet. Das Ambiente ist absolut stimmig.
Zwei Servicekräfte servieren uns gemeinsam die Hauptspeise und mir dazu den Pinot Grigiot „P“ (Karaffe für 5,80 Euro). Ich hatte mich für hausgemachte Nudeln in Frischkäse entschieden, für die „Buurser Nudelpfanne“ (13,90 Euro). Die vierte Zeile hatte ich übersehen: „überbacken“ steht dort. Nun hatte ich keine Pfanne mit so reichlich Käse überbackener Nudeln erwartet und bin erst mal baff. Aber selbst schuld. Mein Mann bekommt sein medium gebratenes Rinderfiletsteak (31,50 Euro) auf einem eigenen Teller, nur sparsam mit Kräutern dekoriert. Genau das Richtige für meinen Mann, wenn sich der Koch da auf das Wesentliche konzentriert.

Das Filetsteak war gut zubereitet und von bester Qualität. Ein Traum für Fleischliebhaber. © Anne Winter-Weckenbrock
Er ist begeistert von der Fleischqualität. Auf der Karte steht, dass das Fleisch aus der Region kommt. Auch das ist uns wichtig. Das große Stück Fleisch ist gut gebraten, genau richtig medium. Ein Genuss. Die Pommes dazu sind gut frittiert, die Pfeffersauce wird extra gereicht. Dass das Steak nicht in Sauce schwimmt, kommt meinem Mann entgegen. Den Salat stellt er erst mal zur Seite und meint, dass das Ananasstück zur Deko nicht hätte sein müssen. Geschmackssache – zum fruchtigen Dressing wiederum passt es ja, finde ich.

Deftiges Nudelgericht: Die grünen Bandnudeln in Frischkäse sind mit reichlich Käse überbacken. © Anne Winter-Weckenbrock
Tja, nun zu meinem Gericht. Allein der Anblick steigert mein Sättigungsgefühl. Ich bereue die Vorspeise und die ganzen Brotscheiben als Starter. Ich versuchte, den Käsedeckel von den Nudeln zu trennen und zur Seite zu legen. Ein bisschen Käse ist ja gut, aber das hier ist mir persönlich eine Nummer zu viel. Bei der halben Zitrone wird sich der Koch etwas gedacht haben, also presse ich mal ein bisschen Saft über die Nudeln. Wer’s mag, für mich muss es nicht sein. Der Pinot Grigio ist das einzige, das erwartungsgemäß leicht schmeckt zu meinem Hauptgericht.
Die Nudeln im Frischkäse mit Porree sind auch ohne Käse ein deftiges und weniger raffiniertes Gericht, aber ich mag das. Ich muss nur die Hälfte zurückgehen lassen. Wir hätten vorher die 3,5-Stunden-Wanderung durchs Venn machen sollen, denke ich. Denn ein Nachtisch muss ja sein beim Restaurant-Check.

Frische Erdbeeren mit Vanilleeis und Sahne – daran kann man im Juni eigentlich nicht viel falsch machen. Auch in der Haarmühle war das Dessert frisch und lecker. © Anne Winter-Weckenbrock
Mein Mann ist Erdbeer-Fan, der Juni der richtige Monat, um den Becher Vanilleeis mit Erdbeeren und Sahne (6,70 Euro) zu ordern. Die Erdbeeren sind naturbelassen und lecker, das Vanilleeis und die Sahne dazu runden den Genuss ab. Ich habe mich für die „hausgemachte Creme“ entschieden und bekommte für 3,50 Euro eine Riesenportion Herrencreme mit Sahneklecks und Kakaopulver. Der Klecks kommt zur Seite, und die Herrencreme kann bei mir punkten: Nicht zu viel Sahne im Vanillepudding, nicht zu viel Rum – gut abgeschmeckt.

Die Creme des Tages stellte sich als Herrencreme heraus. Nicht zuviel Rum - sie war gut abgeschmeckt. © Anne Winter-Weckenbrock
Statt des Espressos zum Abschluss gehen wir eine schnelle kleine Runde durchs Venn. Bewegung tut Not. Als wir gegen 21 Uhr nach draußen kommen, sind wir erstaunt: Schönes Wetter, der Biergarten ist leer. Sonntagabend. Aber die Haarmühle macht ja am Montag wieder um 9 Uhr auf....
Das Fazit: Die Haarmühle ist ein Ausflugslokal mit vielen deutschen und niederländischen Gästen. So ist es nur typisch, dass die Speisekarte vielfältig ist. Darüber hinaus feiern dort große Gesellschaften Hochzeiten oder Geburtstage. Im Telefonat mit Guido Brüggemann, der zusammen mit seiner Frau Anne Brüggemann die Geschicke der Haarmühle seit 2016 leitet, erfahren wir, dass die großen Portionen und das deftige Essen nicht nur bei den Deutschen, sondern auch bei den Niederländern punkten. Dass in einem Ausflugslokal viel mehr als das „schnelle Schnitzel mit Pommes“ geht, haben wir an dem Abend erfahren. Wir waren zufrieden, unsere Erwartungen wurden nicht enttäuscht.

Guido und Anne Brüggemann, hier an der Theke in der Keimzelle des Ausflugslokals, leiten seit 2016 die Geschicke des Landgasthofs Haarmühle. © Bernd Schlusemann
Anne Brüggemann ist die Tochter von Clemens-August Brüggemann, der die Haarmühle Jahrzehnte als Gastwirt und Geschäftsführer geleitet hat. Ihr Mann Guido ist als Bankkaufmann Quereinsteiger, wie er verrät. 2014 wurde zuletzt groß umgebaut, Küche und Sanitärräume wurden neu gemacht. Und auch da wurde mit viel Liebe zum Detail gearbeitet. Nicht nur, dass das Schild „Kein Kuchen ist auch keine Lösung“ den Gast auf dem Weg zum WC zum Schmunzeln bringt – drinnen überraschen originelle Wasserhähne: Kleine Mühlräder dienen als Wasserspender.
Die Liebe zum Detail wird getoppt von der Familienfreundlichkeit: Zum normalen Wickelraum kommt ein Ruhezimmer für junge Mütter und zeugt genauso wie der umzäunte Spielplatz davon, dass sich Anne und Guido Brüggemann viele Gedanken gemacht haben.

Der Küchenchef in der Haarmühle ist Norman Moss. Foto Landgasthof Haarmühle © Landgasthof Haarmühle
Die Speisekarte
„Gesellig, grün, aufregend und lecker!“ – so betitelt Familie Brüggemann ihre Angebote. Die Preise liegen allesamt im Rahmen, von der Tomatensuppe für 5,80 Euro über die leckeren Brotgerichte für 7,50 Euro bis hin zum 250-Gramm-Filet-Steak vom Heeker Metzger Christoph Laschke für 31,50 Euro. Schön sind auch die Titel der Gerichte vom „Hausmacherteller Opa August“ bis hin zur Zwiebelsuppe „Oma Christine“. Den Deutschen ihr Schnitzel in Variationen, den Niederländern ihre Fleischkroketten – wer bei der Haarmühle Bekanntes möchte, bekommt auch das.
Kinderfreundlichkeit
Kinderschmaus heißt die Kinderkarte, und die hat phantasievolle Namen von Schneewittchen bis Winnie the Pooh für das, was Kinder gern im Restaurant essen, für Preise von 3,50 bis 6 Euro. Auch drei kindgerechte Desserts von 2,70 bis 3,90 Euro sind im Angebot. Wie gesagt, es gibt einen eingezäunten Spielplatz und drum herum für die Kleinen in Begleitung viel zu entdecken.
Die Preise
Es gibt etwas für den kleinen Appetit, etwa verschiedene kleine Salate für 8,60 Euro oder zwei Fleischkroketten für 5,80 Euro. Schnitzelgerichte sind für 12,80 Euro zu haben, bei den Steaks geht über das Rumpsteak für 28 Euro es hoch bis zum Filet für 31,50 Euro. Das Preis-Leistungsverhältnis ist gut. Allein die Buurser Nudelpfanne für 13,90 Euro reicht, um lecker satt zu werden. Der Wein war für 5,80 Euro nicht zu teuer, Maisels Weiße alkoholfrei schlugen mit 4,50 Euro und ein Wasser mit 2,30 zu Buche. Völlig normal. Wir haben am Ende 101,20 Euro für drei Gänge mit Lachs und Filetsteak mit vier Getränken bezahlt für die rustikal-leckere Küche. Der Preis ist im Rahmen.
Barrierefreiheit
Das Restaurant hat einen barrierefreien Zugang, der Haupteingang hat eine kleine Stufe, die für versierte Rollatorfahrer zu überwinden ist.
Anfahrt und Parken
Das Navi findet das Restaurant im Beßlinghook, an der Landstraße von Alstätte Richtung Niederlande steht aber auch links ein großes Schild, wo man rechts abfahren muss. Parkplätze sind reichlich vorhanden.
Da sagt das Netz
Bei Tripadvisor gibt es bei 84 Bewertungen 4,5 von 5 Sternen. Von „Familiengerechter Wohlfühlort“ über „Mittelmäßiges Essen in schönem Ambiente“ bis „Tolle Lage – Preis-Leistung nicht so toll“ sind die Kommentare betitelt. Das Ambiente und die Lage werden oft hervorgehoben. 4,5 von 5 Sternen gibt es bei Google. „Tolle Location, hat Atmosphäre. Super Personal“, heißt es, oder auch „tolle Anlage. Das Essen war leider nur guter Durchschnitt. Bedienung freundlich.“
Restaurant-Info
Landgasthof Haarmühle
Beßlinghook 57
48683 Ahaus-Altätte
Tel. (02567) 93190
E-Mail info@haarmuehle.de
täglich ab 9 Uhr geöffnet, warme Küche durchgehend ab 11.30 Uhr

Ein Blick von außen auf den Biergarten der Haarmühle: Schon morgens sind viele Tische besetzt bei dem beliebten Ausflugslokal. © Bernd Schlusemann