
© Anne Winter-Weckenbrock
Kondom-Automat in Ahaus hat noch nicht ausgedient – und bietet mehr als nur Präservative
Condomat
Kondome lassen sich heutzutage in jedem Supermarkt kaufen. In Ahaus gibt es dennoch noch einige Condomaten. Wir haben uns beim Betreiber umgehört, ob sich das überhaupt noch lohnt.
Er sticht sofort ins Auge, wenn man vom Bahnhof in Ahaus die Straße überquert: der Condomat. Ein bisschen aus der Zeit gefallen steht er da vor einem großen Gebüsch und unmittelbar vor dem großen Fernmeldeturm, der im Hintergrund in die Höhe ragt. Der Münzeinwurf ist ein wenig verrostet und auch sonst weist der Automat einige unschöne Stellen auf, an denen die Front gelitten hat.
In Zeiten, in denen man Kondome in jedem Supermarkt und sämtlichen Drogerien bekommt, fragt man sich, ob sich solch ein Automat für den Betreiber noch lohnt? „Ja, der Bedarf ist noch da. Wir befüllen den Condomat alle drei Monate“, sagt Abram Neufeld, Geschäftsführer von Steinhagen Automaten Service.

Der Condomat weist einige Beschädigungen an der Front auf. Auch der Münzeinwurf ist verrostet. © Maximilian Konrad
Das Unternehmen, das in Steinhagen im Kreis Güterslohn seinen Sitz hat, unterhält noch drei weitere Condomaten in Ahaus, dazu kommen einige in Stadtlohn und Südlohn. In den vergangenen Jahren sei jedoch die Anzahl der Verkäufe stark zurückgegangen, erklärt Abram Neufeld. Eine Ursache ist seiner Meinung nach das Internet, in dem Verbrauchern ein breites Angebot zur Verfügung steht.
Kondomkauf ist vielen unangenehm
Im World Wide Web lassen sich ganz bequem von Zuhause sämtliche Sorten bestellen und der Kunde kann sich die Kondome nach Hause liefern lassen. Denn: Vielen Menschen ist der Kauf von Kondomen in der Öffentlichkeit unangenehm. Eine Umfrage im Auftrag des Verbandes der Privaten Krankenversicherung (PKV) aus dem Jahr 2016 ergab, dass gerade bei den 18- bis 24-Jährigen fast jeder Zweite (42 Prozent) Hemmungen hat, die Präservative im Supermarkt zu erwerben.
Neben den Kondomen bietet der Automat am Ahauser Bahnhof auch noch andere Inhalte: Interessierte können beispielsweise einen Mini-Vibrator, einen Love-Ring oder Love Sleeves erwerben. Hierbei handelt es sich um einen speziellen Überzug, der beim Geschlechtsverkehr zusätzlich stimulieren soll. Alternativ kann er auch dazu verwendet werden, um dem Vibrator eine gesteigerte Wirkung zu geben. Alle Inhalte des Condomats kosten übrigens vier Euro – zahlbar mit Münzen im Wert von 50 Cent, einem oder zwei Euro.
Verbraucher brauchen übrigens keine Angst haben, dass die Kondome oder die anderen Sexspielzeuge durch die aktuell kalten Temperaturen ihre Wirkung verlieren. Ein Kondom beispielsweise besitzt eine Haltbarkeit von vier Jahren, die jedoch durch Faktoren wie Licht und Hitze reduziert werden kann. Daher sind die Präservative im Condomat stets gut geschützt, da sie kühl und unbeeinträchtigt von äußeren Einflüssen gelagert werden.

Am Condomat lassen sich nicht nur Kondome kaufen. Auch andere Sexspielzeuge können erworben werden. © Maximilian Konrad
Um Kondomautomaten salonfähiger zu machen, stellte im Jahr 2018 die Kondom-Marke Billy Boy gemeinsam mit der Organisation „Jugend
gegen AIDS e.V.“ insgesamt 250 Kondom-Automaten an Schulen auf. Die Aufklärung war den Organisatoren hierbei das wichtigste Anliegen.
Kondom für 20 Cent
Deshalb waren die Automaten, an denen sich aufklärungswillige Schüler für 20 Cent pro Kondom ausrüsten konnten, nur ein weiterer Baustein in einem umfassenden Konzept. Dazu gibt es Unterricht, Workshops und Kampagnen.
Man müsste „eine direkte Verbindung zwischen Theorie und Praxis herstellen“, sagte Johannes Zerger, Brand Manager von Billy Boy, damals in einer Pressemitteilung.
Gebürtiger Brandenburger. Hat Evangelische Theologie studiert. Wollte aber schon von klein auf Journalist werden, weil er stets neugierig war und nervige Fragen stellte. Arbeitet gern an verbrauchernahen Themen, damit die Leute da draußen besser informiert sind.
