Pelzankäufer in Wüllen wollten ihren Kunden offensichtlich  nur ans Gold

© Maximilian Konrad

Pelzankäufer in Wüllen wollten ihren Kunden offensichtlich nur ans Gold

rnWindiges Geschäft

Eine Händlergruppe versucht in Ahaus, Gold, Pelze und Ähnliches zu verkaufen. Besucher des Ladens beschweren sich über die fragwürdigen Methoden. Wir sind der Sache auf den Grund gegangen.

Ahaus

, 25.01.2020, 04:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Wer die Verkaufsräume des Gold- und Pelzankaufs in Wüllen betritt, dem fallen sicher die vielen Pelze auf. Die Mäntel hängen an Bügeln im Laden verteilt und an den Fenstern, die gesamte Ladenfläche ist sonst leer. Am Ende des Raumes steht ein Tisch, um den die Händler versammelt sind – ein einladender Eindruck sieht anders aus. Der Raum wirkt kühl und leer. Neben den Kleidungsstücken kaufen die Händler auch Gold, Silber und Bernstein an.

Als ich in den Laden komme – hier war früher mal Blumen Helling untergebracht –, frage ich den Geschäftsführer Brandon Kierpacz, wie die Zeit in Ahaus so lief und ob er mit den Erlösen zufrieden sei. „Es läuft nicht gut. Deshalb sind wir auch am Samstag wieder weg“, sagt er, der mit zwei Geschäftspartnern alleine im Laden ist. Momentan sind keine Kunden da. Einer seiner Partner ergänzt: „Wir haben insgesamt ein Minus von 4000 Euro gemacht.“

Brandon Kierpacz ist der Geschäftsführer des Pelz- und Goldankaufs. Das Foto entstand bereits in der vergangenen Woche, als Kierpacz sein Geschäft vorstellte.

Brandon Kierpacz ist der Geschäftsführer des Pelz- und Goldankaufs. Das Foto entstand bereits in der vergangenen Woche, als Kierpacz sein Geschäft vorstellte. © Markus Gehring

Kommt er irgendwann wieder nach Ahaus? „Wahrscheinlich nicht.“ Mich interessiert, ob es sich heutzutage noch lohnt, Gold und Pelz anzukaufen. Die Reaktion: „Warum wollen Sie das wissen. Auch grundsätzlich möchte ich nicht, dass die Zeitung über uns berichtet. Wir sind doch eh nur noch bis Samstag hier.“

„Ich möchte, dass Sie gehen“

Ich sage, dass wir das Thema spannend finden und gerne einen Artikel schreiben würden. Zudem konfrontiere ich den Geschäftsführer damit, dass einige Leser auf uns zugekommen seien und sich über die Praktiken der Händler beschwerten. „Das stimmt nicht. Wir kaufen alles an. Aber jetzt möchte ich auch, dass Sie gehen.“

Ob ich noch einige Fotos machen darf? „Nein. Sie machen keine Fotos. Sowohl von innen nicht als auch nicht von außen!“ Der Mann wird aufbrausend. Ich versuche erneut, sachliche Fragen zu stellen und ihm klar zu machen, dass unsere Leser ein Recht auf die Berichterstattung haben. Ein Kunde betritt den Laden und der Geschäftsführer bittet mich mit Nachdruck, das Geschäft zu verlassen.

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Vielleicht will er nicht, dass ich mitbekomme, wie so ein Gespräch zwischen einem potenziellen Kunden und den Händlern läuft. Ich warte ab, bis einer der Kunden das Geschäft wieder verlässt. Der ältere Herr aus Heek kommt aus dem Laden heraus, er hält den Mantel, den er verkaufen wollte, noch in der Hand. „Das ist Abzocke. Die Händler haben sich gar nicht für den Mantel interessiert. Sie nehmen den Pelz nur im Zusammenhang mit Gold“, erzählt er.

Interessant: In zwei Anzeigen wurde vorher alles aufgelistet, was angekauft wird, diese Einschränkung wird darin aber nicht erwähnt. Auf dem Plakat direkt am Ladenfenster steht aber explizit: „Pelzankauf nur in Verbindung mit Gold.“

Am Freitagnachmittag besuchten einige Leute das Geschäft.

Am Freitagnachmittag besuchten einige Leute das Geschäft. © Maximilian Konrad

Genau das berichtet auch eine ältere Frau aus Vreden. „Ich wollte einen Rotfuchsmantel und einen braunen Spitznutriamantel verkaufen. Ich bin dann erst mal in den Laden und habe nur gesagt, was ich dabei habe. Das hat ihn gar nicht interessiert. Er wollte meine Mäntel noch nicht einmal sehen‚ nur in Verbindung mit Gold. Das hat er immer wieder betont“, berichtet die Frau.

Die Händler haben ihr gesagt, dass sie nur Nerz- oder Chinchillamäntel annehmen. „Aber die werden in München oder Paris getragen“, ergänzt sie, die nach dem Besuch des Geschäfts enttäuscht wieder nach Hause fährt.

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Die Seniorin aus Vreden hat zudem noch einen weiteren Tipp: Man sollte Goldschmuck oder ähnliches immer beim Juwelier direkt abgeben. Ihre Erfahrungen zeigen, dass dieser deutlich bessere Angebote macht als Händler, die mit Goldankauf werben.

GOLD- UND PELZANKAUF: EINFACH NUR UNSERIÖS

Enttäuschte und verärgerte Leser nach ihrem Besuch beim Gold- und Pelzankauf in Wüllen. Lesen Sie dazu ein „Angemerkt“ von unserem Redaktionsleiter Bernd Schlusemann:

Viele verärgerte Leserinnen und Leser haben uns über ihren Besuch beim Gold- und Pelzankauf in Wüllen berichtet. Der Redaktion wurde der Ankauf als Geschäftseröffnung dargestellt und wir haben eine Bildzeile darüber veröffentlicht. So wie bei vielen anderen Geschäftseröffnungen auch.

Von „Abzocke“ sprechen nun unsere Leser nach ihrem Besuch dort. Sie sind teilweise aus anderen Orten angereist, darauf hoffend, einen Pelz verkaufen zu können. Im Laden wurden sie dann darauf hingewiesen, dass Pelze nur in Verbindung mit Gold aufgekauft werden.

Davon stand in den bei uns geschalteten Anzeigen kein Wort. Auch im Gespräch mit unserer Redaktion war von dieser Koppelung keine Rede – das ist unseriös. Noch schlimmer. Im Laden wurden vermeintliche Kundinnen dazu genötigt, den Schmuck, den sie gerade um den Hals oder im Ohr tragen, zu verkaufen.

Was sind das für dreiste Geschäftsmethoden? Von Seriosität keine Spur!

Zurückblickend muss ich sagen, wir hätten diese Geschäftseröffnung nicht veröffentlichen sollen. Wie gesagt, zurückblickend. Das bedauere ich. Für unsere enttäuschten Leser tut es mir sehr leid!