
© Johannes Schmittmann
Gute Stimmung bei Einzelhändlern nach MPK: „Ich freu mich wie Bolle“
Coronavirus
Über die Beschlüsse, die am Mittwoch von der Ministerpräsidentenkonferenz gefasst wurden, freut sich der Ahauser Einzelhandel. Die Vorbereitungen auf die Wiedereröffnung laufen auf Hochtouren.
Lange mussten sie sich gedulden, nun ist es endlich da: das positive Signal der Politik an die lokalen Einzelhändler. Schon ab Montag, 8. März, dürfen die Geschäfte wieder öffnen. Allerdings unter strengen Auflagen, die vor allem vom Inzidenzwert abhängig sind. Doch in Ahaus kann das die gute Stimmung nicht trüben.
Barbara Pfeifer, die sonst so auf ihre Worte bedachte Inhaberin der „Lesezeit“, bringt ihre Gefühlslage mit einem knappen Satz auf den Punkt: „Ich freu mich wie Bolle.“ Denn Buchhandlungen gehören genau wie Blumengeschäfte und Gartencenter zum sogenannten „Öffnungsschritt 2“. Sie dürfen ab Montag mit entsprechenden Hygienekonzepten und einer Begrenzung der Kunden-Anzahl wieder öffnen. Vorgesehen ist ein Kunde pro zehn Quadratmeter. Anders als in anderen Bereichen wird nicht zwischen Inzidenzwert unter/über 50 unterschieden.
Regale müssen neu befüllt werden
In den nächsten Tagen steht für Barbara Pfeifer und ihr Team noch viel Arbeit an. Das Geschäft lief zwar während des Lockdowns (sogar überraschend gut) weiter, doch Vorbereitungen müssen trotzdem getroffen werden. „Wir möchten unseren Kunden natürlich frische und aktuelle Ware präsentieren. Daher werden wir nun alle Regale mit Neuerscheinungen bestücken“, sagt die Geschäftsfrau.
Auch bei Mathias Engels, Geschäftsführer der Goldschmiede Engels, ist die Stimmung am Donnerstagmorgen blendend. Mit dem Vorstand des Ahauser Gewerbevereins hatte er sich zu diesem Zeitpunkt schon per Videokonferenz über die Beschlüsse ausgetauscht. Die einhellige Meinung: „Für uns ist das natürlich eine gute Nachricht. Wir scharren mit den Hufen und wollen alle unbedingt wieder loslegen“, berichtet Engels.
Land NRW muss Beschlüsse noch absegnen
Allerdings weist er auch daraufhin, dass formal die Beschlüsse noch vom Land NRW abgesegnet werden müssen. „Wir gehen aber davon aus, dass Nordrhein-Westfalen den Empfehlungen der Ministerpräsidentenkonferenz folgen wird.“
Sollte das der Fall sein, werden die Ahauser Einzelhändler – mehr noch als zuvor – den Inzidenzwert genau im Blick haben. Denn wenn der die kritische Marke von 100 überschreitet, gehören alle Lockerungen der Vergangenheit an. „Es liegt also in unser aller Interesse, die Hygienekonzepte vernünftig umzusetzen“, erklärt Mathias Engels.
„Gutes und wichtiges Zeichen“
Das sieht auch Herbert Sandberg so. Der Inhaber des Sportartikelladens „Intersport Sandberg“ sagt: „Es ist ein gutes und wichtiges Zeichen, dass es wieder losgeht.“ Einige Mitarbeiter konnte er schon aus der Kurzarbeit zurückholen. Sein Sohn arbeitet gerade daran, dass ab nächster Woche digitale Kontaktverfolgung und vielleicht sogar Terminbuchung möglich ist.
Damit der Inzidenzwert stabil bleibt und vielleicht sogar sinkt, erhofft sich Herbert Sandberg aber mehr Unterstützung von der Politik. „Wir müssen mit den Schnelltests vorankommen. Es kann nicht sein, dass meine Tochter in den USA dreimal pro Woche getestet wird und unsere Schulen immer noch warten müssen.“ Dennoch überwiegt bei ihm erst einmal der Optimismus: „Die Lockerung wird nicht alle unsere Probleme beheben, aber es ist ein Anfang.“
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
