
© Markus Gehring
Café Muse macht spätestens Ende des Jahres seine Türen zu
Gastronomie in Ahaus
Für das Café Muse läuft der Pachtvertrag bis Ende 2019. Dann, oder besser noch eher, will Christian Aupers es schließen. Er gibt auf. Wegen der übermächtigen Konkurrenz in und aus Ahaus.
Christian Aupers gibt es ganz freimütig zu: Er will den „Kampf gegen Windmühlen“ nicht mehr. Damit meint er den Wettbewerb, der in den vergangenen Jahren durch die vielfältigen Gastronomieangebote des Ahauser Softwareherstellers Tobit entstanden ist. „Tobit probiert Systeme aus, ist damit in unseren Sektor reingeschnitten“, sagt der Gastronom im Telefonat mit der Redaktion. Mit den Angeboten der Eisbahn oder des Public Viewings zu Fußball-Welt- oder Europameisterschaften gebe es in Ahaus qualitativ gute Angebote, die selbst in Großstädten selten zu finden seien. Er sagt das mit hörbarem Respekt in der Stimme, aber genauso nüchtern stellt er fest: „Das hat uns das Genick gebrochen.“
„Das Unbrexit war unser Todesstoß“
Sei 18 Jahren gibt es das Café Muse an der Bahnhofstraße 4 in der Einflugschneise zur Innenstadt. Mit Frühstück, Lunchbuffet und Abendbetrieb. Als nun nach und nach die Gastronomieangebote des Softwareherstellers ihre Türen öffneten, merkte „die Muse“, wie der Geschäftsführer selbst sein Gasthaus nennt, das nach und nach am Umsatz: „Das waren immer 10 bis 15 Prozent“, sagt Christian Aupers. Und meint damit auf genaue Nachfrage vor allem das Abendgeschäft, wo die Gastronomie den Hauptteil ihres Umsatzes und ihres Gewinns macht. Mit den „dynamischen Gästen“, wie der 55-Jährige sie nennt. „Das Unbrexit war unser Todesstoß“, hat er feststellen müssen. Die Gaststätte öffnete im Sommer 2017.
„Wir hatten tolle Gäste in der Muse, aber die anderen Angebote in Ahaus sprechen auch gerade unser Zielpublikum an“, zieht er Bilanz. Die „Spielwiese“, die der Softwarehersteller zum Ausprobieren seiner Systeme aufgebaut habe, sei sicher von Tobit nicht als „böse Konkurrenz“ gemeint, schränkt er wiederum ein. Aber sie wirke sich so aus. „Die anderen Gastronomen mögen darüber sicher nicht so sprechen, ich schon“, sagt Aupers. In Coesfeld betreibt er schon länger als das Café Muse das Café Central und schon seit 33 Jahren die Fabrik.
Bei der WM waren 14 Gäste in der Muse
Er könne den direkten Vergleich ziehen: In Coesfeld profitiere die Gastronomie und auch sein Café Central auch von Fußballweltmeisterschaften und Co. „In Ahaus hatten wir bei der WM 14 Gäste in der Muse“, zieht er einen Vergleich. Überhaupt findet er es ruhiger in Ahaus als in Coesfeld. Das habe er jüngst festgestellt, als er an einem Dienstagabend in Ahaus spontan aushalf. Insgesamt habe sich in der Gastronomie und den Besucherzahlen „ja auch etwas verschoben“, nennt er das Ausgehverhalten einen weiteren Punkt.
Er habe seinerzeit viel investiert für das Café Muse in dieser Form und mit seinem Konzept, blickt der Coesfelder zurück. Die Gastronomie habe immer hohe Waren und Personalkosten zu stemmen. „Und einfach die Preise zu erhöhen, geht ja auch nicht.“ Als nun angestanden habe, den Pachtvertrag zu verlängern, sei die Entscheidung gefallen. Keineswegs leicht. „Es hat uns da sehr gefallen, sind sympathische Leute in Ahaus“, betont der Geschäftsführer.
Wenn einer mithalten kann, dann an dem Standort
Für den Standort an der Bahnhofstraße 4 sieht er trotz allem gutes Potenzial für einen Gastronomiebetrieb: Das Haus sei 200 Jahre alt, habe drinnen 120 Plätze und der Biergarten mit 100 Plätzen biete den Blick aufs Schloss. Nur er habe keine Energie mehr und keinen Spaß mehr daran, dort neu anzufangen, sagt Christian Aupers. Aber mit einem neuen Konzept könnte es dort klappen. Systemgastronomie führt er als Beispiel an: „Vielleicht muss da ein Franchiser her.“ Und wenn einer mithalten könne im Ahauser Wettbewerb, dann an dem Standort, meint Aupers.
Er hat natürlich auch sein Team in Ahaus im Blick und dessen Zukunft. Denen würde er einen Job in Coesfeld anbieten. Aber jeder Nachfolger werde sich sicher über eine eingespielte Stammmannschaft freuen, ist seine Einschätzung. Nun sei er mit der Eigentümerin des Hauses im Gespräch, „mal sehen, ob wir vorher was erreichen“, sagt er. Er bleibe nach wie vor der Gastronomie treu, aber in Coesfeld. „Das Café Central ist unser Zuhause.“ Und der Abschied von Ahaus sei einfach nur bitter.