Häufig bleibt bei den Corona-Impfungen ein Rest Impfstoff übrig.

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Keine unmoralischen Impf-Angebote an Bürgermeisterin Karola Voß

rnCorona-Schutzimpfung

Feuerwehrchefs haben es getan, Bürgermeister auch. Sie sollen sich beim Impfen vorgedrängelt haben. In Ahaus blieben unmoralische Angebote an Bürgermeisterin und Stadtbrandmeister aber aus.

Ahaus

, 02.02.2021, 12:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Ob Hamburg, Köln oder Hennef – sie verbindet eine Nachricht, die zurzeit für Aufregung quer durch die Republik sorgt: Dort haben sich Chefetagen von Feuerwehr und DRK, sogar ein 31-jähriger Bürgermeister, impfen lassen, obwohl sie noch längst nicht an der Reihe waren. Möglich wurde das in allen Fällen, weil bei Impfungen in Altenheimen oder Kliniken nicht der komplette Impfstoff verwertet wurde.

Solche Wirkstoffreste aber dürfen nicht mehr transportiert werden, sind schnell verderblich und müssen zeitnah genutzt werden. Und nicht nur in den genannten Kommunen kamen offenbar häufiger Menschen in den Genuss einer Impfung, obwohl sie laut Prioritätenliste noch länger hätten warten müssen.

Impfen nur nach Prioritätenliste

In Ahaus und den umliegenden Städten und Gemeinden aber ist von derartigen Vorfällen nichts bekannt. Im Ahauser Rathaus sei die Thematik bislang kein Thema, erklärt Pressesprecher Stefan Hilbring auf Anfrage und verweist auf die Prioritätenliste, also die vom Gesundheitsministerium festgelegte Reihenfolge, nach der bestimmte Personengruppen geimpft werden sollen. Und danach muss auch die Bürgermeisterin noch warten. Aktuell sind zuerst die Ü-80-Jährigen dran. Die Liste hat auch dann Gültigkeit, wenn zum Beispiel bei Impfterminen in Altenheimen Reste übrig bleiben und schnell verabreicht werden müssen.

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Berthold Büter, Stadtbrandmeister Ahaus, sieht allerdings auch das Dilemma: „Auf der einen Seite darf man den Impfstoff nicht verfallen lassen, auf der anderen Seite müssen die natürlich vorrangig bedient werden, die nah dran sind an den Patienten.“ Zum Beispiel Rettungskräfte, Polizei, Pflegedienste. Gleichzeitig fordert er auch dazu auf, dass man nicht voreilige Leute an den Pranger stellt: „Als Feuerwehrchef habe ich trotz Verwaltungs- und Organisationsaufgaben dennoch keinen reinen Bürojob.“ Er sei eben auch als Einsatzkraft tätig, manchmal sogar mit 24-Stunden-Diensten.

Kassenärztliche Vereinigung führt Regie

Wer aber ist überhaupt dafür zuständig, um im Fall der Fälle zu entscheiden, wer in den Genuss von Impfstoffresten kommen soll? Der Kreis Borken ist es laut Pressesprecherin Ellen Bulten nicht: „Da sind wir nicht im Boot.“ Sie verweist auf die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL). Deren Sprecherin Heike Achtermann hat von dem Aufreger um die Impfstoffreste gehört, sieht ihr Haus aber da außen vor: „Am Anfang gab es mal Probleme, inzwischen aber nicht mehr.“

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Die Verantwortung für die Verwertung der Impfreste sieht sie beim zuständigen Impfarzt, beziehungsweise den Koordinierungsstellen der Impfzentren. Die hätten auch zu prüfen, wer zum fraglichen Zeitpunkt impfberechtigt sei. Auch wenn im Bereich der KVWL aktuell keine Fälle von Missbrauch bekannt seien, will auch Heike Achtermann nicht ausschließen, dass „im Einzelfall auch schon mal Angehörige geimpft worden sind, die vielleicht erst gerade 70 waren.“ Und sie ergänzt: „Bevor man das teure Zeug wegkippt.“

Da der KV die Zahl der Impfungen und auch die der bestellten Impfdosen gemeldet werden, würden Auffälligkeiten auch bemerkt werden. Und was passiert bei Verstößen? „Das würden wir nicht laufen lassen“, sagt Heike Achtermann.