
© Christian Bödding
Bürgermeisterin Karola Voß wirbt um Vertrauen in die Verwaltung
Kommunalwahl
„Ich habe den Eindruck, dass ich ganz gut bin“, sagt Bürgermeisterin Karola Voß. Die 57-Jährige tritt bei der Kommunalwahl als parteilose Kandidatin an und möchte ihre Arbeit fortsetzen.
Wenn sich Karola Voß eine Gesamtnote für ihre Arbeit als Bürgermeisterin geben müsste, dann wäre das eine Zwei. „Manchmal denke ich, es gibt Sachen, die besser gelaufen wären. Was wäre gewesen, wenn man etwas anders gemacht hätte? Man kann Sachen immer besser machen.“
Seit 2015 ist die 57-Jährige Bürgermeisterin in Ahaus – und sie möchte es bleiben. Karola Voß geht im September erneut als parteilose Kandidatin in die Wahl. Die Parteilosigkeit, das ist so eine Sache. Mit Blick auf die Beziehung zwischen Rat und Verwaltung, „da hätte ich mir gewünscht, dass man noch mehr an einem Strang zieht.“
„Alle Fraktionen waren kritisch“
Aus ihrer Sicht sei anfangs Kraft verloren gegangen, weil das gegenseitige Verständnis gefehlt habe. „Mit mir als Leitung war es erst mal fremd.“ Für die Verwaltung, ebenso für den Rat. „Alle Fraktionen waren zu Beginn besonders kritisch.“ Vorher – unter einem CDU-Bürgermeister und bei einer CDU-Mehrheitsfraktion, „da gab es immer eine Mehrheit im Rat, die die Verwaltung verteidigt hat.“
Von der Verwaltung vorgelegte Vorlagen seien im Rat stark verteidigt worden. „Das hat sich geändert.“ Die Verwaltung habe sich zu ihrem Amtsbeginn etwas schutzloser gefühlt. „Wenn es Kritik gibt, muss man sie an mich adressieren, nicht an einzelne Mitarbeiter“, sagt Karola Voß.
Dabei hat sie nicht immer einen breiten Rücken. Es gab auch öffentliche Situationen, in denen Karola Voß empfindlich reagierte. In einer Sitzung ging sie nach einer Abstimmungsniederlage kurz vor die Tür und musste tief durchatmen.
„Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube“
Aber natürlich erwarte man von einer Bürgermeisterin in einer Sitzung Souveränität und eine gewisse Distanz zu den Themen. „Aber es war eben so und im Nachhinein würde ich sagen, es gehört dazu. Ich mache aus meinem Herzen keine Mördergrube.“ Darf man als Bürgermeisterin Gefühle zeigen? „Ich sehe das als Vorteil“, antwortet sie. „Authentizität verstehen die Menschen am allerbesten.“
Normalität im Umgang mit Behörden, das ist etwas, das sie sich als Bürgermeisterin wünscht. „Behörden werden manchmal als unnahbar gesehen. Für mich ist es ein großes Anliegen, die Verwaltung in die Stadt zu integrieren. Das Rathaus ist kein Solitär.“ Gleichwohl brauche es Zeit, Vertrauen zu schaffen, die Ortsteile und Ahaus zu verbinden. „Man muss immer an das Gesamte denken. Wenn man etwas erklärt, kommt viel Verständnis. Ich glaube, ich bin eine gute Übersetzerin für die Arbeit im Rathaus.“
„Viele packen mit an“
Die Arbeit läuft gut, nicht nur im Rathaus, auch ganz allgemein. Dabei sei es gar nicht so, dass sie als Bürgermeisterin allein dafür verantwortlich sei. „Viele packen mit an und sorgen dafür, dass Ahaus gut aussieht.“ Sie sei auch zur richtigen Zeit Bürgermeisterin geworden.
Dabei startete Karola Voß auf dem Bürgermeisterposten Ende 2015 mitten in der Flüchtlingskrise. „Das hat uns stark beschäftigt.“ Auf die Hilfe von vielen Ehrenamtlichen habe sie sich verlassen können. Eine Erfolgsgeschichte ihrer Amtszeit war die Einweihung des Kulturquadrates.
Doppelkopf und Damenstammtisch
Entspannung von stressigen Momenten findet sie im Kreis der Familie, bei Ehemann Norbert, den Kindern und Enkelkindern. Karola Voß ist in zwei Damenstammtischen und spielt gerne Doppelkopf.
„Ich möchte gewinnen“, sagt sie. „Ich möchte Bürgermeisterin bleiben.“ Fünf Jahre, das sei in einer Stadt kein langer Zeitraum. „Ich habe den Eindruck, dass ich ganz gut bin, so wie mit der Zwei auf dem Zeugnis. Ich glaube, dass die Stadt mit mir als Frau keinen schlechten Fang gemacht hat.“ Der Frauenblick gehöre dazu, sagt Karola Voß. „Hier wohnen schließlich 50 Prozent Frauen.“
Christian Bödding, Jahrgang 1966, ist bekennender Westfale, aber kein Sturkopf. Er schreibt gerne tiefgründig und am liebsten über lokale Themen, über die sich andere nach der Lektüre seiner Texte aufregen.
