34-Jähriger in der Bürgerinitiative Kampf gegen Atommüll soll junge Leute ansprechen

Kampf gegen Atommüll soll junge Leute ansprechen
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Martin Jeschar ist 34, verheiratet, Vater eines fast zweijährigen Sohns und wohnt in der Moorbachsiedlung. Unter der Woche ist er oft unterwegs, arbeitet für ein IT-Unternehmen, vor allem in Köln. Nach 13 Jahren in Köln ist der gebürtige Ahauser mit seiner Familie Ende 2021 wieder nach Ahaus gezogen.

Weil sie hier ein passendes und bezahlbares Haus gefunden haben. „Natürlich wusste ich, dass das Zwischenlager in Ahaus steht. Schließlich sind meine Eltern seit Jahren in der Bürgerinitiative“, sagt er. Als Kind und Jugendlicher sei er selbst mit zu den Demonstrationen gegangen. Und ja natürlich habe das Zwischenlager eine riesige Rolle bei der Entscheidung für oder gegen den Hauskauf gespielt. Am Ende überwogen die Vorteile von Ahaus.

Demonstration gegen Castortransporte
Bürgermeisterin Karola Voß (2.v.r.) kam mit dem Ersten Beigeordneten Manuel Benning zur Demonstration auf dem Kreisverkehr bei Tobit. Sie wünscht sich, dass noch viel mehr Ahauserinnen und Ahauser gegen die geplanten Castortransporte demonstrieren. © Stephan Rape

Wie nah das Zwischenlager aber tatsächlich vor seiner eigenen Haustür liegt, sei ihm erst viel später bewusst geworden. Seit er zurück in Ahaus ist, engagiert er sich in der Bürgerinitiative Kein Atommüll in Ahaus. Und mit seinen 34 Jahren ist er da schon so etwas wie ein Exot.

„Es ist ja auch einfach schwierig, Leute für den Kampf gegen den Atommüll zu begeistern“, sagt er. Einerseits, weil der Atomausstieg ja beschlossene Sache sei. Den Menschen klar zu machen, dass sich Aktionen und Demonstrationen dennoch lohnen, sei eine riesige Aufgabe. „Trotz Ausstieg ist aber das Müllproblem, die Endlagerung ja einfach noch nicht gelöst“, betont er.

Gleichzeitig hätten Menschen in seinem Alter eben einfach wenig Zeit, um neben Arbeit und Familie noch so ein Projekt wie die Arbeit in der BI zu schultern. Gerade auch, weil die Urgesteine der Ahauser Bewegung so enorm viel Engagement in die BI stecken. „Das kann ein Neueinsteiger so ja gar nicht leisten“, sagt Martin Jeschar. Mal ganz zu schweigen davon, sich ein ähnliches Fachwissen anzueignen wie beispielsweise ein Felix Ruwe oder ein Hartmut Liebermann. „Die machen das ja schon seit über 40 Jahren“, erklärt er.

Darum gehe es aber ja auch gar nicht. Viel wichtiger sei, die komplexe Thematik einfacher aufzuarbeiten. So, dass die Kernbotschaften schneller klar werden. Er will dafür zunächst auf soziale Medien setzen. Auf Facebook und Instagram. „Damit müssten wir eigentlich die meisten Menschen zwischen 18 und 50 erreichen“, sagt er. Auf Dauer müsse sicherlich auch noch die Internetseite der BI von Grund auf überarbeitet werden. Das sei aber nochmal ein ganz anderer Schritt.

„Brauchen dringend mehr Leute“

„Unter dem Strich brauchen wir dringend Leute, die einfache Fakten unter das Volk bringen“, sagt er. Jede Hilfe sei willkommen.

Dass sich in Ahaus etwas verändert hat, spürt er persönlich: „Als ich ein Kind war, wurde man noch dafür verspottet, ein gelbes X im Garten zu haben und gegen das Atommülllager zu sein“, sagt er. Heute gebe es in der Ahauser Politik einen breiten Konsens gegen die Einlagerung von noch mehr Atommüll.

Trotzdem macht er sich dafür stark, weiterhin aufzufallen. Weiterhin den Protest in die breite Masse zu tragen. Auch wenn man damit mal Autofahrer oder andere verärgern sollte. „Natürlich ist es eine Gratwanderung“, sagt er. Aber eine, die er riskieren will.

Er geht fest davon aus, dass es auch in seinem Alter, in seinem Freundes-, Bekannten- und Nachbarschaftskreis genügend Menschen gibt, die gegen den Atommüll sind. Zu Demonstrationen würden ja inzwischen auch mehr Menschen kommen. Nur für die aktive Mitarbeit seien sie schwer zu bekommen.

Es gehe ihm und der BI ja auch nicht darum, den Atommüll nur vor der eigenen Haustür wegzubekommen: „Wir müssen eine vernünftige Endlagerung finden. Schnell.“

  • In der Nacht vom 21. auf den 22. November soll der nächste leere Test-Castortransport von Jülich nach Ahaus rollen. In dieser Nacht wird die Atomaufsicht den Transport begleiten, eine sogenannte Kalthandhabung. Eine Voraussetzung für die Transportgenehmigung. In Ahaus rufen die Anti-Atomkraft-Initiativen am Dienstag, 21. November, ab 18 Uhr zum Protest auf: Treffpunkt ist wieder der Kreisverkehr bei den Tobit.Labs (Schumacherring/Adenauerring). Von dort führt ein Fußmarsch zur Kreuzung von Schorlemer Straße/Schumacherring. Parallel führt ein Traktorkorso von Landwirten durch die Innenstadt zur gleichen Kreuzung.
  • Online gibt es die BI auf

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