Lichterfahrt der Landwirte in Ahaus findet wieder statt Termin und Route stehen fest

„Ein Funken Hoffnung“: Lichterfahrt der Landwirte führt wieder durch Ahaus
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Sie wollen Kinderaugen zum Funkeln bringen: Die Landwirte aus Ahaus und den Ortsteilen werden sich in der Adventszeit wieder mit einem langen weihnachtlich geschmückten Traktorkorso auf den Weg machen.

Lichterfahrt 2023 in Ahaus: 70 bis 100 Trecker dabei

Start der Lichterfahrt ist am zweiten Adventswochenende. Am Samstag, 9. Dezember, gegen 17 Uhr sollen die Traktoren in Graes losrollen. Von dort geht es erst in Richtung Alstätte und dann über Ottenstein, Wüllen und Wessum nach Ahaus. „So, wie es im Moment aussieht, bekommen wir irgendwas zwischen 70 und 100 Maschinen zusammen“, sagt Martin Kortbuß. Er ist Vorsitzender des Landwirtschaftlichen Ortsvereins Graes und einer der Organisatoren hinter „Land sichert Versorgung NRW“ (LSV). Der LSV hatte im ersten Corona-Jahr landesweit die Idee mit den Lichterfahrten auf den Weg gebracht. Weil andere Versammlungen da nicht mehr stattfinden konnten. Denn den Landwirten geht es bei aller weihnachtlichen Stimmung und Vorfreude um mehr als nur einen bunten Lichterzug.

Sie hoffen, dass der Funke Hoffnung überspringt. Der, mit dem sie ihre eigene Zukunft in Sicherheit wissen wollen. Geht es nach dem LSV auf Landesebene, ist dieser Plan gescheitert: Der Funke sei weder auf die Bevölkerung noch auf die Politik übergesprungen. Alle Proteste und Aktionen seien bisher ergebnislos geblieben.

Ganz so düster mag Martin Kortbuß das Bild nicht zeichnen. Die Bevölkerung hier vor Ort hätten sie erreicht. „Die haben Verständnis für unsere Probleme“; sagt er. Und vor allem würden die Menschen sich riesig auf den Lichterumzug freuen. „Da habe ich schon zig Anfragen zu bekommen“, erklärt er im Gespräch mit unserer Redaktion.

Und auch finanziell will er sich im Moment nicht beschweren. Es gehe es gerade. „Die Erzeugerpreise sind im Moment schon in Ordnung“, sagt er. Dennoch würden viele Berufskollegen den Spaß an der Arbeit verlieren. „Weil sie die Zukunftsperspektive verloren haben“, sagt er.

Ständig neue Auflagen

Wöchentlich oder monatlich gebe es neue Auflagen, die ein Landwirt erfüllen solle. Auch wenn die Landwirte die Bevölkerung mit ihren Aktionen erreicht und für ihre Belange geworben hätten, fühlen sie sich von der Politik immer noch allein gelassen. „Da hakt es ganz einfach noch ganz massiv“, sagt Martin Kortbuß. Viele Regelungen seien einfach viel zu weit von der Realität entfernt.

Ein Beispiel: „Seit dieser Woche müssten Flächen eigentlich grün bewachsen sein“, sagt er. Das sieht die Agrarreform 2023 so vor. Aber: „Landwirtschaft funktioniert nicht nach Kalender“, fügt er hinzu. Bei den aktuellen starken Niederschlägen seien manche Flächen schlicht nicht befahrbar. Andere seien noch gar nicht abgeerntet. Wie da eine neue Zwischenfrucht oder eine Winterkultur gedeihen soll, ist ihm ein Rätsel.

Martin Kortbuß bei der Montage der Lichterketten für die Lichterfahrt "Ein Funken Hoffnung" 2022
Martin Kortbuß will wie vor einem Jahr auch in dieser Vorweihnachtszeit mit seinen Traktoren an der Lichterfahrt teilnehmen. Ihm und seinen Kollegen geht es darum, auf die Probleme in der Landwirtschaft aufmerksam zu machen. © Stephan Rape (Archiv)

Was das auf Dauer für die Landwirtschaft bedeutet? „Früher hat man mal gesagt, ‚Stirbt der Bauer, stirbt das Dorf‘. Das gilt heute natürlich immer noch so“, sagt Martin Kortbuß. Er befürchtet nicht nur, dass auf Dauer ein Wirtschaftszweig wegbricht, sondern dass das Landleben insgesamt am Scheideweg steht.

„Die Flächen werden auch in Zukunft in jedem Fall bewirtschaftet“, sagt er. Nur würden das dann eben irgendwann Großkonzerne und nicht mehr der Landwirt vor Ort machen. „Und dann gibt es eben auch keine Landwirte, die beim Dorfleben mit anpacken“, sagt er. Ein Gedanke, der für ihn nicht völlig aus der Luft gegriffen sei.

Kein gemeinsamer Abschluss

Noch einmal zurück zur Lichterfahrt: Die führt wieder durch die Bauerschaften und die Ortskerne. Am Ende soll der Korso östlich des Düwing Dyks halten und sich dort auflösen. Eine gemeinsame oder gar öffentliche Abschlussveranstaltung ließ sich in diesem Jahr (noch) nicht umsetzen.

Das planen die jeweiligen Ortsvereine für sich. Die Idee eines gemeinsamen Abschlusses auf dem Kirmesplatz samt Ausstellung der Maschinen sei schlicht zu gefährlich. „Wenn wir ankommen ist es ja längst stockdunkel“, sagt Martin Kortbuß. Ungefähr drei Stunden wollen die Landwirte unterwegs sein.

Dieser Artikel erschien zuerst am 22. November 2023

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