Ein Storchennest direkt am Landgasthof Haarmühle ist seit Jahren "bewohnt". Wie Guido Brüggemann erzählt, gab es auch schon Storchennachwuchs in Alstätte, allerdings im vergangenen Jahr nicht.

© Oliver Kleine

Brüggemanns hoffen auf Storchenbabys an der Haarmühle in Alstätte

rnStörche in Alstätte

Die Weißstörche sind zurück an der Haarmühle am Witte Venn in Alstätte. Das Pärchen bereitet gerade sein Nest vor. Bald wird es in luftiger Höhe am Ufer der Aa mit dem Brüten beginnen.

Ahaus

, 04.04.2022, 17:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Die Weißstörche sind aus südlichen Gefilden zurückgekehrt und haben an der Haarmühle ihren Horst bezogen. Am 11. März kam der erste der beiden Störche, hat Guido Brüggemann beobachtet. Das Nest befindet sich nur einen Steinwurf vom Landgasthof der Brüggemanns entfernt auf einem ausgedienten Strommast, den Clemens August Brüggemann eigens zu diesem Zweck 2017 auf der Pferdeweide am Ufer der Aa errichtet hat.

Das Männchen bildet die Vorhut

„In der Regel kommt das Männchen zuerst zurück, bereitet das Nest vor, bessert es aus und wartet dann auf seine Partnerin. Wenn die nicht zum Nest zurückkommen sollte, sucht er sich eine Neue. Es kann ja unterwegs immer etwas passieren“, weiß Thomas Keimel vom NABU-Kreisverband Borken. In der Regel kehrten die Störche zu dem Nest zurück, in dem sie schon einmal erfolgreich gebrütet haben. „Früher sagte man, dass so ein Storchenpaar ein Leben lang zusammen bleibt. Seitdem wir die Störche mit Ringen versehen, wissen wir, dass das oft der Fall ist, aber nicht immer.“

Weißstorch im Flug

Ein schöner Anblick sind die Tiere auch, wenn sie mit ihrer großen Spannweite am Himmel über die angrenzenden Wiesen segeln. © Oliver Kleine

Die Weißstörche, die im Westmünsterland und jenseits der Grenze in den Niederlanden brüten, überwintern in Spanien. Der Winter war relativ mild und die ersten Störche hat Keimel schon Mitte Februar gesehen. Der in den letzten Tagen zurückgekehrte Winter sei übrigens kein Problem für sie. „Der Schnee macht ihnen nichts aus, sie können problemlos Temperaturen bis minus 20 Grad vertragen.“ Nur längere Frostperioden seien ein Problem, wenn die Gewässer zufrieren und sie keine Nahrung mehr finden.

2021 blieb der Nachwuchs aus

Mittlerweile ist die Partnerin des Weißstorchs an der Haarmühle ebenfalls eingetroffen. Somit steht der Gründung einer Storchenfamilie nichts mehr im Wege. Die Brüggemanns hoffen darauf, dass es wieder Storchenbabys an der Haarmühle gibt, nachdem es 2021 keine Nachkommen gab.

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„Im vergangenen Jahr hatten wir Pech. Die Störche waren da, haben auch gebrütet, aber es wurde kein Junges groß“, berichtet Brüggemann. Die Weißstörche legen in der Regel drei bis fünf Eier, die Jungen schlüpfen nach 30 bis 32 Tagen Brutzeit, so Keimel. „Ab der vierten bis zur sechsten Woche können wir die Jungen beringen, weil sie dann noch nicht fliegen können. Sie flüchten dann nicht, sondern stellen sich einfach tot im Nest.“

Die Jungen starten nach sechs Wochen ihre ersten Flugübungen

Trotz bester Sicht auf den Horst bekomme man am Boden nicht mit, was sich da in luftiger Höhe tut. Man kann eben nicht hineinsehen ins Nest. Erst wenn die Jungen ihre Köpfe über den Rand aus geflochtenen Weiden strecken, könne man sie sehen, so Guido Brüggemann. „Und wenn sie dann schon etwas älter sind und ihre ersten Flugübungen machen.“

Nach etwa sechs bis acht Wochen würden die Jungen das erste Mal das Nest für eine kleine Flugrunde verlassen, weiß der Experte vom NABU. „Tagtäglich werden die Runden größer, sie fliegen dann später auch mit den Alten zusammen auf Futtersuche“, so Thomas Keimel. Futter seien Regenwürmer, Grashüpfer, Mäuse, Maulwürfe, Schlangen, Frösche, Fische, Schnecken. „Im Prinzip alles, was durch den Schnabel geht.“

Ende Juli, Anfang August schließen sich die Jungstörche dann zusammen und ziehen in größeren Schwärmen gen Süden. Die Altstörche verbleiben dann noch eine Weile am Nest. Sie folgen zwei bis drei Wochen später.

Guido Brüggemann vor einem Schild, das auf das Storchennest hinweist. Im Hintergrund der Landgasthof.

Am Landgasthof von Guido Brüggemann weist ein Schild auf das Storchennest hin. © Oliver Kleine

Bis dahin sind die Störche eine große Attraktion am Landgasthof Haarmühle. Schließlich ist der Horst schon vom Biergarten aus zu sehen. Man kann aber durchaus näher herangehen. „Die Störche lassen sich von uns nicht stören. Auch nicht, wenn wir hier mit Maschinen arbeiten“, sagt Guido Brüggemannn. Man könne auch mit dem Ruderboot auf der Aa nah an den Horst heran.

„Man glaubt gar nicht, wie viele Leute sich dafür interessieren. Die setzen sich eine halbe Stunde da hin und schauen den Störchen zu“, ergänzt Schwiegervater Clemens August Brüggemann. Er selbst ist auch begeistert von Meister Adebar. „Das sieht ja auch fantastisch aus, wenn der über die Wiesen fliegt. Die großen Tiere mit ihrer Spannweite machen schon was aus am Himmel. Man staunt auch, wenn sie am Boden auf dem Acker stehen, wie groß die sind.“

Storch auf seinem Nest

Das Nest ist bereit für den Nachwuchs. © Oliver Kleine

Schon vor 90 Jahren gab es ein Storchennest an der Wassermühle

Der 68-Jährige hat mit dem Storchennest etwas wieder aufleben lassen, was sein Großvater erstmals an der Haarmühle eingeführt hat. „Er hat in den 30er Jahren schon mal ein Storchennest an der Mühle gebaut. Damals haben sie die Störche sogar gefüttert. Sie haben in einem Eimer per Flaschenzug Frösche zum Nest hochgezogen.“ Trotz dieser Verpflegung wären die Störche aber nur wenige Jahre wiedergekommen. Der Enkel ist zuversichtlich, dass es diesmal auf Dauer klappt. „Ich habe das Nest genau nach den Anweisungen des NABU gebaut. Und als es 2017 fertig war, waren auch sofort Störche da und haben es bezogen.“

Die Störche haben ihr Nest an der Haarmühle wieder bezogen.

Die Störche haben ihr Nest an der Haarmühle wieder bezogen. © Oliver Kleine

Das klappt nicht immer so, weiß Keimel. „In Alstätte sind noch mehr Nester aufgestellt worden, aber die sind alle noch nicht besiedelt.“ Das A und O sei die Futterversorgung. „Je mehr Störche da sind, umso mehr müssen sich das Futter teilen. Die Eltern müssen satt werden und die Jungen auch. Das ist eine Menge Futter, das die sammeln müssen.“ Die beste Umgebung sei feuchtes Grünland. In Gronau gebe es acht besetzte Nester, jenseits der Grenze im niederländischen Losser seien es neun, zählt Keimel auf. „Hier ist eine Menge los.“

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