Viel Beifall gab es für den Musikverein Alstätte beim Gemeinschaftskonzert am Samstag in der Stadthalle.

© Martin Borck

„Musik, die nie verklingt“ – ein Konzert mit viel Pep und Schwung

rnGemeinschaftskonzert

„Dicke-Backen-Musik“ mit dem Musikverein Alstätte, dazu Stücke vom Männergesangverein und dem Frauenchor „For Pleasure“ – endlich wieder ein Gemeinschaftskonzert in der Stadthalle.

von Martin Borck

04.04.2022, 14:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

„Wir sind wieder da!“, konstatierte der Vorsitzende Hannes ter Huurne – und erntete in der Stadthalle jubelnden Applaus. Endlich konnte der Musikverein Alstätte wieder „Dicke-Backen-Musik“ machen. 60 hochmotivierte Musiker saßen auf der Bühne – 60 von 75: Noch in den vergangenen Tagen waren etliche Aktive krankheitsbedingt ausgefallen. „Auch Solisten“, wie Dirigent Ludger Niemeier sagte. Geprobt worden war nur acht Wochen.

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Die Musiker machten das Beste aus der Situation. Und das erwies sich – der großen Professionalität der Alstätter sei‘s gedankt – als mitreißende Darbietung anspruchsvoller Kompositionen. Wenn auch – der Situation geschuldet – eine dünne Mattschicht auf den gebotenen Glanzleistungen lag. Julius Fučíks „Florentiner Marsch“ bietet einem symphonischen Blasorchester alles Notwendige, um zu zeigen, was in ihm steckt. Der Musikverein ließ die Themen geschmeidig durch die Register schnurren – ein beschwingt-grandioser Auftakt des Konzerts.

Der Musikverein hat das Stück schon seit 60 Jahren in seinem Repertoire – einige Musiker hatten Noten aus den 60er-Jahren auf ihrem Pult, wie der launig durchs Programm führende Moderator Benedikt Johannes Bengfort verriet. Ein ausdrucksstarkes Kaleidoskop von musikalischen Stilen tauchte den Konzertabend in farbige Stimmungen: George Gershwins Musik zu „Ein Amerikaner in Paris“: ein jazzig-swingendes, verspielt-witziges, teils slapstickhaftes Werk voller musikalischer Einfälle.

Der Frauchenchor „For Pleasure" lieferte unter Leitung von Marion Röber einen „Party-Hit-Mix“ beim Gemeinschaftskonzert.

Der Frauchenchor „For Pleasure" lieferte unter Leitung von Marion Röber einen „Party-Hit-Mix“ beim Gemeinschaftskonzert. © Martin Borck

Dann ein Eindruck vom „Woodstock der Blasmusik“, mit einer schwungvollen Polka und ein Griff in die Kiste mit musikalischem Seemannsgarn: ein Medley aus Liedern der Gruppe Santiano, zu der Simon Hassels am Akkordeon maritimes Flair beisteuerte. Einen Griff in die Verkleidungskiste hatte Bengfort getan, der einige Musiker mit Jacken, Perücken und Masken aus der Rokoko-Zeit ausstattete – passend zum flott dargebotenen „Rondo Veniziano“. Da war Pep drin!

Pomp und Pathos bei „Olympic Fanfare“

Triumphal die „Olympic Fanfare“ von John Williams für die Spiele 1984 geschrieben. Mit allem nötigen Pomp und Pathos, das zu einer solchen Fanfare eben dazugehört. Goldmedaille für die Musiker! Stilistisch wieder ganz anders „Baby Yetu“, das Christopher Tin für ein Videospiel geschrieben hatte. Und dann schlich auf einmal der Rosarote Panther nicht nur musikalisch, sondern auch in voller Figur durch die Reihen der Musiker. Mit „Sympatria“ begab sich der Musikverein erneut auf den Boden des Konzertmarsches. Das Stück deutet den Heimatbegriff neu aus, beginnt einstimmig, entwickelt sich zügig zu einem mehrstimmigen Satz. Das Trio vermittelt eine harmonische Vielfalt, die die Musiker hervorragend ausdeutete.

Zum Finale ging es nach Irland, mit Ausschnitten aus der Show „Lord of the Dance“, die irische Folkmusik bearbeitet. Butterweiche Übergänge zwischen den Titeln machten das Stück zu einem gelungenen Ganzen. Der Männergesangverein (der übrigens sein 125-jähriges Bestehen feiert) und der Frauenchor „For Pleasure“ rundeten mit ihren Darbietungen das Gemeinschaftskonzert ab.

Unter Leitung von Henk Zwart sang der Männergesangverein Alstätte Leonhard Cohens „Halleluja“, das auf eine seltsam raue Art daherkam und genau deshalb interessant wirkte.

Unter Leitung von Henk Zwart sang der Männergesangverein Alstätte Leonhard Cohens „Halleluja“, das auf eine seltsam raue Art daherkam und genau deshalb interessant wirkte. © Martin Borck

Unter Leitung von Henk Zwart sangen die Männer Leonhard Cohens „Halleluja“, das auf eine seltsam raue Art daherkam und genau deshalb interessant wirkte, sowie das bei Chören beliebte „You raise me up“ sowie die „Songs of Freedom“ – als Kommentar auf den Krieg in der Ukraine. Marion Röber leitete die Sängerinnen durch einen „Party-Hit-Mix“ mit Liedern der Gruppe Pur, „This is me“ aus dem Film „The Greatest Showman“ sowie „Don‘t stop me now“ von Queen, in das sie widersprüchlicherweise die Textzeile „Stop in the Name of Love“ von den Supremes einwoben.

Kleine Sensation: Musikverein nimmt ab sofort auch Mädchen auf

Eine kleine Sensation verkündete Benedikt Bengfort quasi nebenbei: Der Musikverein nimmt ab sofort auch Mädchen auf, die sich musikalisch ausbilden lassen wollen. Bislang war der Musikverein ein reiner Männerhort – was vielfach auf Kritik gestoßen war. Umso größer war der zustimmende Applaus des Publikums. Mal schauen, ob beim nächsten Konzert schon die ersten weiblichen Mitglieder im Orchester sitzen . . .