Franz-Josef Bülter, Bäderleiter im Ahauser Aquahaus, wirft einen prüfenden Blick aufs Thermometer: 29,6 Grad Wassertemperatur zeigt es im Kursbecken am Montagmittag an. Weil am Vormittag die Filter gespült wurden, liegt die Temperatur gerade leicht unterm Soll. 30 Grad peilt der Bäderleiter für das Kursbecken eigentlich an. 27 Grad sollen es im Schwimmerbecken sein. Dort liegt die Temperatur gerade ein halbes Grad über dem Sollwert. Auch wegen der Spülung. Die vorgegebene Temperatur müsse sich erst wieder einpendeln.
Ganz leicht wurde die Temperatur vor einigen Wochen gesenkt. Denn auch im Kombibad Aquahaus soll Energie gespart werden. Das klappe so weit auch ganz gut. Worüber sich der Bäderleiter enorm ärgert: „Durch Mund-zu-Mund-Propaganda werden in Ahaus falsche Werte herumerzählt“, sagt er. Ein oder sogar zwei Grad weniger sollen laut den Gerüchten in den Becken herrschen.
Das laufe ähnlich wie beim Vergleich der Eintrittspreise: „Da wird der höchste denkbare Preis miteinander verglichen“, sagt Franz-Josef Bülter. Und nicht der, den die meisten Besucher zahlen würden. Etwa durch Ahaus-Card, den Familienpass oder die Zahlung über Geldwertkarten lasse sich der ja auf bis zu 50 Prozent reduzieren. Im Gespräch sei dennoch nur der Preis für ein einzelnes Ticket.
Aber zurück zu den Temperaturen: Die Werte, die in Ahaus kursierten, würden einfach nicht stimmen. „Das Schwimmbecken wird auf 27 Grad geheizt, das Kursbecken auf 30 Grad. Im Planschbecken ist es noch ein halbes Grad mehr“, sagt der Bäderleiter. Und damit seien alle Werte im vorgegebenen Bereich oder sogar darüber. Er gibt zu: Das Becken für die ganz kleinen Kinder sei ihm persönlich eigentlich auch zu kalt. Das habe auch nichts mit persönlichem Geschmack zu tun.
Richtlinien geben Eckdaten vor
Er zieht die aktuellen Richtlinien für den Bäderbau vom Koordinierungskreis Bäder hervor: Darin ist genau festgeschrieben, welche Temperaturen in den Becken herrschen sollen. Im Hallenbad sieht der Koordinierungskreis folgende Temperaturen vor: Schwimmerbecken 24 bis 28 Grad, Nichtschwimmerbecken 24 bis 28 Grad sowie Kleinkinderbecken 28 bis 32 Grad.
„Unser Wasser ist also nicht zu kalt“, sagt Franz-Josef Bülter. Im Gegenteil. Im Schwimmerbecken liege sie an der oberen Kante, im Kursbecken für Schwimmbadverhältnisse sogar deutlich darüber.
Inzwischen hätten ihn auch die ersten Beschwerden erreicht, erzählt er. Per E-Mail hätten sich einige Eltern von Kindern beschwert, die gerade im Aquahaus einen Schwimmkurs machen. Sie hätten blaue Lippen, würden so schnell es geht das Wasser verlassen und nicht mehr im Aquahaus schwimmen gehen. Auch an die Mitarbeiter des Bades hatten Gäste ihre Beschwerden gerichtet.

Und auch nach dem letzten Bericht unserer Redaktion hatten sich zahlreiche Facebook-Nutzer gemeldet, die über zu kaltes Wasser klagten. Das sei gerade im Aquahaus und im Vergleich mit den umliegenden Bädern besonders kalt. „Stimmt auch nicht“, sagt Franz-Josef Bülter und winkt ab.
Er verweist auf die Angaben der umliegenden Bäder: In Coesfeld herrschen in Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken sowie der Rutsche 26 Grad, in Gronau sind es 27, genau wie in Stadtlohn. Einzig in Vreden ist das Wasser etwas wärmer: „Dort wird es aber auch mit der Abwärme aus einer Biogasanlage beheizt“, sagt Franz-Josef Bülter.
Fehlplanung bei Planschbecken
Doch warum wird nicht wenigstens das Planschbecken stärker beheizt, wenn es doch selbst dem Bäderleiter eigentlich zu kalt ist? Das hat technische Gründe: Die etwa 24 Kubikmeter Wasser dieses Beckens hängen mit dem 400 Kubikmeter fassenden Kursbecken zusammen in einem Wasserkreislauf. Ein Planungsfehler: Ursprünglich sollten die beiden Planschbecken innen und außen miteinander verbunden werden. „Das hätte zu wahnsinnig hohen Energiekosten geführt“, sagt der Bäderleiter.
Deswegen wurden Kursbecken und das Planschbecken innen miteinander verbunden. Mit dem Ergebnis, dass die beiden Wassertemperaturen mehr oder weniger direkt aneinander gekoppelt sind. „Mit knapp 30 Grad ist das Kursbecken schon extrem warm“, sagt Franz-Josef Bülter. Anders sei das Planschbecken aber nicht zu beheizen.
Theoretisch könne man natürlich eine eigene Heizung für das Planschbecken einbauen, das sei aber praktisch schon wegen der Raumgrößen im Technikbereich schwierig. „Außerdem wäre das mit einer ziemlich großen Investition verbunden“, sagt der Bäderleiter. Eine Kostenschätzung möchte er dafür – gerade auch mit Blick auf momentane Baukosten – lieber nicht abgeben.
Heiße Duschen laufen kürzer
Ausdrücklich kein Thema ist die Temperatur beim Duschwasser. „Die fassen wir nicht an“, sagt Franz-Josef Bülter. Dort spare das Aquahaus über die Laufzeit. Statt 30 Sekunden laufe eine Dusche nun nur noch 21 Sekunden. „Einfach damit nicht so viel Wasser ungenutzt in den Ausguss fließt, wenn die Badegäste aus der Dusche gehen“, erklärt er.
In der aktuellen Situation müsse eben, wo es geht, Energie gespart werden. Und auch wenn seit Mitte September gut ein Viertel weniger Besucher als im selben Zeitraum vor drei Jahren ins Aquahaus kamen: „Nur an der Temperatur liegt das mit Sicherheit nicht“, sagt er. Bei aller Kritik: Aus den Schwimmkursen sei erst ein Kind mit Blick auf die Temperatur abgemeldet worden.
Für ihn ist klar: Vorerst wird die Temperatur nicht wieder hochgefahren.
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