Sechs Spielplätze – wie dieser an Heukers Weide – wurden jüngst entwidmet. Was mit den Flächen passieren soll, ist noch nicht klar. Der WGW schwebten sogenannte Community Gardens (Gemeinschaftsgärten) vor. Dafür bekamen die Wüllener Politiker im Rat aber keine Mehrheit zu Stande.

© Stephan Rape

Aus alten Spielplätzen werden in Ahaus keine Gemeinschaftsgärten

rnAntrag abgelehnt

Auf alten Spielplätzen in Ahaus wollte die WGW Gemeinschaftsgärten anlegen lassen. Doch dafür gibt es noch gar keine Interessenten. Die Idee scheiterte im Rat am Mittwochabend gleich doppelt.

Ahaus

, 24.06.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 2 min

Über sechs Spielplätze in Ahaus ist wortwörtlich Gras gewachsen. Die Spielgeräte wurden vor Jahren schon abgebaut. Der Jugendhilfeausschuss hatte sie Mitte Juni entwidmet. Unklar ist, was mit den Flächen passiert, die mal mitten im Wohngebiet, mal an Fußwegen, mal hinter einem Elektronikmarkt liegen.

Die Wählergemeinschaft Wüllen (WGW) hat jetzt im Rat vorgeschlagen, zumindest auf den kleineren Flächen Gemeinschaftsgärten einzurichten. Gemeinsam sollten die Flächen bewirtschaftet werden. Sei es für den Anbau unbehandelter Lebensmittel oder als Projekt für Menschen unterschiedlicher Herkunft.

So lange es keine Interessenten gibt, gibt die CDU kein grünes Licht

Interessenten dafür gibt es bisher allerdings nicht. Deswegen bekam die Idee auch keine Mehrheit: Dr. Michael Räckers (CDU) lehnte sie klar ab. Er kenne solche Gemeinschaftsgärten aus Münster. Dort sähen die Flächen spätestens nach ein oder zwei Jahren allerdings sehr schlimm aus.

Drei Flächen sind nur etwas größer als 200 Quadratmeter – wie dieser ehemalige Spielplatz am Fußweg zwischen Möwenweg und Am Rabenhorst. Wohnbebauung scheidet schon aus Platzgründen dort aus.

Drei Flächen sind nur etwas größer als 200 Quadratmeter – wie dieser ehemalige Spielplatz am Fußweg zwischen Möwenweg und Am Rabenhorst. Wohnbebauung scheidet schon aus Platzgründen dort aus. © Stephan Rape

Viel wichtiger sei aber: „Wo ist die Initiative, die die Flächen haben möchte?“, fragte er. Nur mit einem Verantwortlichen und einer gewissen Verbindlichkeit könne man so eine Idee angehen. „Ich sehe keinen Grund, das Pferd andersherum aufzuzäumen“, machte er deutlich. Auf den brachliegenden Flächen erst einmal Blühstreifen anzulegen, halte er für sehr sinnvoll.

Den Antrag der WGW werde seine Fraktion allerdings ohne eine Initiative hinter der Idee nicht mittragen. Falls sich eine entsprechende Gruppe melde, könne man darüber reden. „Es kann nicht funktionieren, solange nicht klar ist, wer sich darum kümmert.“

Auch Gisa Müller-Butzkamm (Grüne) fand die Idee der Gemeinschaftsgärten vom Prinzip her sehr charmant. Aber: „Es müssten sich Initiativen melden, die sich um die Flächen kümmern wollen“, sagte sie. Das müssten ja auch nicht nur Nachbarschaften sein. Beispielsweise könnten sich ja auch Grundschulen oder Kindergärten so eine Fläche sichern. „Die die zum Beispiel keinen eigenen Schulgarten haben“, erklärte sie.

„Man kann es doch einmal probieren“

Norbert Frankemölle (WGW) setzte nach: „Woher sollen wir wissen, wie es am Ende aussieht, wenn wir es nicht versuchen?“, fragte er die anderen Politiker im Rat. Es gebe ja auch so genug Schandflecke in Ahaus. Da könne man es zumindest einmal probieren.

Jetzt lesen

Die UWG hätte die Idee als Prüfauftrag an die Verwaltung gegeben. „Wir müssen ja klären, was wir mit den Grundstücken machen wollen“, sagte Hubert Kersting. In diesem konkreten Fall sah aber auch er Schwierigkeiten: „Wir diskutieren über ein mögliches Regelwerk für die Gärten, ohne auch nur einen Interessenten zu haben“, sagte er.

Den brachliegenden ehemaligen Spielplatz am Fußweg in der Nähe der Ambrosiusstraße hat sich die Natur schon zu einem Teil zurückerobert. Die Mehrheit im Rat sah die Pläne der WGW skeptisch, auf den Flächen Gemeinschaftsgärten anzulegen. Es fehle ein Interessent, der sich darum kümmern möchte.

Den brachliegenden ehemaligen Spielplatz am Fußweg in der Nähe der Ambrosiusstraße hat sich die Natur schon zu einem Teil zurückerobert. Die Mehrheit im Rat sah die Pläne der WGW skeptisch, auf den Flächen Gemeinschaftsgärten anzulegen. Es fehle ein Interessent, der sich darum kümmern möchte. © Stephan Rape

Hermann-Josef Herickhoff (SPD) indes konnte sich insgesamt nicht damit anfreunden, dass der Jugendhilfeausschuss die Spielplätze entwidmet hatte. „Die brauchen wir doch, wenn in Zukunft neue junge Familien in alte Wohngebiete ziehen“, machte er deutlich. Auch Erklärungen der Verwaltung und anderer Fraktionen zu geänderten Anforderungen an Spielplätze und der stadtweiten Spielraumplanung konnten ihn von diesem Standpunkt nicht abbringen.

Idee scheitert gleich doppelt

Eine Verweisung des Antrags in einen der Ausschüsse scheiterte schließlich an den Stimmen von CDU und FDP. Genau wie der eigentliche Antrag wenig später. Die Gemeinschaftsgärten werden also nicht angelegt. Gleichzeitig laufen die Überlegungen aber weiter, was auf den Flächen geschehen soll.

Jetzt lesen

Die sechs Flächen sind zwischen 207 und 1554 Quadratmeter groß. Sie liegen jeweils nur wenige hundert Meter von bestehenden Spielplätzen entfernt. Seit Jahren verfolgt die Stadt eine klare Spielraumplanung: Neben den beiden Leuchtturmspielplätzen im Schlossgarten und im Freizeitgelände an der Ork sollen in den Ortsteilen Dorfspielplätze eingerichtet werden. Kleinere Spielplätze in den Wohngebieten werden auf geringere Standards zurückgebaut. Insgesamt gibt es im ganzen Stadtgebiet 105 öffentliche Spielplätze.