Aufstieg und Fall von XBond Die Geschichte des Ottensteiner Familienbetriebs

Aufstieg und Fall von XBond: Die Geschichte des Betriebs geht zu Ende
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Nach über 40 Jahren endet sie: die Geschichte des Ottensteiner Familienunternehmens XBond. Denn die Firma eröffnet das Insolvenzverfahren offiziell zum 1. Oktober, der Betrieb in Ottenstein schließt. Ein Investor übernimmt zukünftig einen kleinen Teilbetrieb.

Doch was ist XBond eigentlich für ein Unternehmen?

Angefangen als Zulieferer in der Nutzfahrzeugindustrie, entwickelte sich XBond (bei der Gründung im Jahr 1981 noch Johannes Räckers GmbH & Co. KG) über die Jahre weiter in Richtung eigener Produkte.

Neues Produktportfolio

Als Beispiel gilt der Stahlwechselkoffer für Lkw-Auflieger aus der eigenen Herstellung. Denn XBond machte bei seiner Produktion etwas anders als die anderen Anbieter und schaffte somit ein Alleinstellungsmerkmal auf dem Markt: Während andere Hersteller ihre Stahlwechselkoffer schweißten, nutzte das Unternehmen als einziges das Strukturkleben.

Das Produkt fand europaweit Abnehmer und wurde sogar mit Innovationspreisen ausgezeichnet. Laut der Internetseite des Betriebs ermöglicht das Strukturkleben eine erhöhte Eigenfestigkeit und hohe Beständigkeit der Verbindungen, verglichen zu geschweißten Verbindungen.

Neue Technologien

Die Kernkompetenzen der Ottensteiner Firma wurden somit auf die CNC-Blech- und -aluminiumbearbeitung und -zerspanung, Klebe-, Schweiß- und Schäumtechnik, Beschichtungstechnologie sowie die Montage von Komponenten für die Nutzfahrzeugindustrie gelegt.

Diese sieben Technologien bildeten am Ende das Kerngeschäft des Unternehmens und fanden auf insgesamt rund 20.000 Quadratmeter Produktionsfläche Platz für ihren Einsatz. In der Spitzenzeit des Betriebs kümmerten sich bis zu 201 Mitarbeiter um diese und alle anderen Anliegen.

Weiterhin ging XBond oft Hand in Hand mit ihren Kunden an Planumsetzungen heran. Die theoretischen Ideen der Kunden löste das Ottensteiner Unternehmen in Form von kurzfristig umsetzbaren Prototypenbauten - ein weiteres Produkt war somit geschaffen. Mit diesem Konzept wollten sie die Funktionstüchtigkeit, die Prozesse an sich sowie die Qualität bei der Lösung der Kundenanfragen absichern.

Neue Orientierung

Heute sitzen in der Geschäftsführung die Kinder der Firmengründer Eva und Claus Räckers sowie seit Februar 2019 Dr. Adrian Istrate, der zuvor Entwicklungsleiter bei Schmitz Cargobull war. 2020 wollte das Ottensteiner Familienunternehmen mit neuem Portfolio und neuem Namen durchstarten. Die Neuausrichtung des Unternehmens hatte Eva Räckers als Schritt vom Technologiepartner zum Hersteller beschrieben.

Deshalb folgte 2019 eine eigener Aussage nach strategische Neuausrichtung und zum Jahresbeginn 2020 die Umbenennung zu XBond. Das Unternehmen wollte weg von der reinen Zuliefertätigkeit hin zu eigenen Produkten.

Alte Bekannte

Firmengründer Johannes Räckers war bei Schmitz Cargobull zuvor als Meister tätig. Lange sei die damalige Johannes Räckers GmbH & Co. KG immer nur als „verlängerte Werkbank“ von Schmitz Cargobull wahrgenommen worden. Irgendwann nutzte Schmitz die strategischen Vorteile von Räckers und gliederte Montageumfänge schließlich nach Ottenstein aus.

Dann kam der Fall

2019 hatte das Unternehmen mit einem Minus von 0,9 Millionen Euro abgeschlossen, 2020 stieg das Minus sogar auf 1,6 Millionen Euro. 2021 weist zwar ein Plus von rund 1,4 Millionen Euro aus. Das beruht allerdings auf einem Grundstücksverkauf: Für 4,2 Millionen Euro hatte das Unternehmen Grundstücke verkauft.

Und die Rückgänge stabilisierten sich nicht wieder. Da ein Großkunde abgesprungen ist, war XBond gezwungen, ein Insolvenzverfahren im Juli einzuleiten. Am 1. Oktober startet dieses offiziell.