
© Madlen Gerick
Auf Streife in Ahaus – Wie das Ordnungsamt das Kontaktverbot kontrolliert
Auf Streife
Seit Ende März gilt in Deutschland das Kontaktverbot. Aber halten sich die Ahauser daran? Das prüft in erster Linie das Ordnungsamt. Unsere Reporterin war mit einer Streife unterwegs.
Es ist ruhig im Ahauser Schlosspark. Jemand führt seinen Hund an der Leine, Fahrradfahrer treffen sich zufällig und halten ein Pläuschen – natürlich mit genügend Abstand zueinander. Damit das so bleibt, sind die Mitarbeiter Vortkamp und Franke vom Ordnungsamt im Einsatz. Regelmäßig gehen sie in Ahaus auf Streife und müssen, wenn nötig, auch Platzverweise aussprechen und Bußgelder verordnen. Zu ihrem eigenen Schutz wollen sie ihren vollen Namen nicht nennen.
Während sich die beiden am Donnerstagmorgen einen Weg durch den Park und die Innenstadt bahnen, glänzt die silberne Aufschrift „Ordnungsamt“ auf der Rückseite ihrer dunkelblauen Jacken. Sie nehmen die Gehwege in Augenschein und besonders den Spielplatz, doch hier sind keine Verstöße zu sehen. An den öffentlichen Orten kontrolliert das Ordnungsamt momentan mehrmals täglich. Unterstützung bekommen die Mitarbeiter dabei von der Polizei, die ebenfalls auf Streife geht.
Falschparker gibt es auch in Zeiten der Coronakrise
Am Marienplatz ist zwar kein Verstoß gegen das Kontaktverbot zu erkennen, allerdings parkt der weiße Caddy eines Malerbetriebs auf dem Gehweg. Vortkamp weist den Besitzer darauf hin, und er verspricht den Wagen wegzufahren. In der Zwischenzeit gehen wir in ein Lebensmittelgeschäft und werfen einen Blick auf die Bäckereien in der Nähe. Halten die Menschen genügend Abstand an der Kasse? Sind die Sitzecken der Bäckereien abgesperrt?
„Die meisten Geschäfte haben das wirklich super im Griff mit den Klebestreifen auf dem Boden. Und dadurch, dass jeder einen Einkaufswagen nehmen muss, ist der Abstand schon per se gegeben“, so Vortkamp. „Auch die Bäcker haben alles ganz schnell umgesetzt. Da musste man nicht nochmal extra hinterher.“
Auf unserem Rückweg parkt der Caddy immer noch falsch. Die Mitarbeiterin des Ordnungsamtes erinnert den Besitzer an sein Versprechen, den Wagen woanders zu parken. „Bei Handwerksbetrieben ist es verständlich, dass die nicht so weit von der Baustelle weg parken wollen. Da sprechen wir sie dann auch schon mal zwei, oder drei mal an, bis es ein Bußgeld gibt“, erklärt sie.
Beleidigungen sind den Mitarbeitern des Ordnungsamts nicht fremd
Wir laufen durch die fast leere Innenstadt zur Straße Am Rotering - mit Abstand zueinander, versteht sich. Ein älterer Herr beobachtet uns und fragt: „Warum dürfen Sie denn zu dritt laufen?“ „Weil wir zusammen arbeiten“, ruft Vortkamp ihm im Vorbeigehen zu. „Ist ja völlig daneben“, antwortet er und dreht sich weg. Das lassen die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamtes unkommentiert stehen.
Sie erzählen, dass sie solche Pöbeleien und Beleidigungen immer mal wieder erleben. „In den letzten Jahren ist das schon mehr geworden“, sagt Vortkamp, die seit zehn Jahren beim Ordnungsamt arbeitet. „Aber durch das Coronavirus hat sich die Lage nicht verschärft. Da haben die Leute schon Verständnis.“
Fahrräder im Teich entdeckt
Damit wir tatsächlich nicht gegen das Kontaktverbot verstoßen, fahren wir getrennt zum Freizeitgelände Ork (Monte-Klamotte). Das Gelände ist im Moment komplett gesperrt. Trotzdem kommt uns ein Mann entgegen, der mit seinem Hund Gassi geht. Er berichtet von mehreren Menschen am Fußgängerweg entlang der Aa. Er sei ihnen nur ausgewichen. Die beiden Mitarbeiter des Ordnungsamts versprechen, sich das Ganze anzusehen.
Aber zuerst entdeckt Franke zwei Fahrräder, die in einem kleinen Teich versenkt worden sind. Er macht ein Foto und meldet das dem Bauhof. Denn: „Das Tagesgeschäft geht trotz Corona weiter“, betont Vortkamp.

Die normalen Aufgaben werden natürlich trotz Coronakrise erledigt. Dazu gehört auch dem Bauhof zu melden, dass Fahrräder in einem Teich versenkt worden sind. © Madlen Gerick
Am Fußgängerweg entlang der Aa stehen tatsächlich mehrere Personen, allerdings mit genügend Abstand zueinander. Ein Hund ist nicht angeleint, doch die Besitzerin holt das schnell nach, als sie die Mitarbeiter des Ordnungsamts sieht.
Nicht mehr Verstöße durch gutes Wetter
Bei der Rückrunde durch das Freizeitgelände achten Franke und Vortkamp besonders auf den Spielplatz. Gerade zu Anfang der neuen Regeln haben die beiden hier schon mehrmals Kinder und Jugendliche auf das Kontaktverbot hinweisen müssen. „Dass die Spielplätze gesperrt sind ist natürlich schade für die Kinder, aber da macht man nichts“, sagt Vortkamp. Generell hielten sich die Ahauser aber sehr gut an das Kontaktverbot. Auch bei dem schönen Wetter seien die meisten nur in Zweier-Gruppen unterwegs.
Wie wird es an Ostern
Ob es an Ostern mehr Verstöße geben wird? „Das kann ich mir schon vorstellen, gerade wenn das Wetter so schön bleibt“, sagt Vortkamp. Private Osterfeiern im Haus kann das Ordnungsamt allerdings nicht verbieten. Franke erklärt: „Das gibt das Gesetz nicht her. Da können wir nur an den gesunden Menschenverstand appellieren.“
Das Praktikum bei der Münsterland Zeitung hat mich für den Journalismus begeistert. Also ging es nach Dortmund, um Journalistik zu studieren. Wenn ich wieder in der Heimat bin, liebe ich es über Themen zu berichten, die die Menschen hier bewegen.
