Anwohner machen ihrem Unmut bei der Bürgerversammlung Luft

© Rendering Eble Messerschmidt und Partner

Anwohner machen ihrem Unmut bei der Bürgerversammlung Luft

rnBebauung Eichengrund

Die Pläne für das Grundstück an der Ecke Schorlemerstraße/Eichengrund erhitzen weiter die Gemüter. Auf der Bürgerversammlung nahmen die Anwohner vor allem den Investor ins Visier.

Ahaus

, 25.01.2019, 17:40 Uhr / Lesedauer: 2 min

Als sich Georg Beckmann, Beigeordneter der Stadt Ahaus, am Donnerstagabend nach zweieinhalb Stunden bei allen Anwesenden für die „konstruktive und sachliche“ Diskussion über die Pläne für das Grundstück an der Schorlemerstraße/Ecke Eichengrund bedankte, musste er selbst ein wenig schmunzeln. Denn so ganz gerecht wurden diese Abschlussworte der vorausgegangenen Debatte nicht. Einmal mehr wurde klar, wie emotional aufgeladen dieses Thema vor allem für die Anwohner ist. Im Zentrum der Kritik: Parkplätze, Privatsphäre und Naturschutz.

Anwohner bilden größte Fraktion

Dort, wo sonst die Ratsmitglieder der Stadt tagen, versammelten sich am Donnerstagabend gut 40 Bürger auf Einladung der Stadt. Die größte Fraktion bildeten die Anwohner. Walter Fleige vom Fachbereich Stadtplanung hatte eine 16-seitige Präsentation zum „Generationenhof Schorlemerstraße“ vorbereitet, die er eigentlich vor der Diskussionsrunde vorstellen wollte. Doch schon als auf Seite sechs die Gebäudehöhe von bis zu 11,95 Meter thematisiert wurde, musste er diesen Plan über den Haufen werfen.

Jetzt lesen

„Sie versuchen, die Leute mit dem Modell in die Irre zu führen. Die Bäume sind niemals so hoch. Das verfälscht den Maßstab“, klagte Andreas Müther. Damit bezog er sich auf das ausgestellte Architekturmodell, welches das Areal am Eichengrund visualisiert. Auf dem Modell überragen einige Bäume selbst die dreigeschossigen Baukörper deutlich. Trotz der Versicherung von Walter Fleige, dass alles maßstrabsgetreu angefertigt worden sei, ließ sich die Diskussion nicht mehr vertagen.

Kritik über Kritik aus dem Publikum

Auch die Abholzung zahlreicher Bäume auf dem Grundstück geriet ins Visier der Kritiker. „Wurde ein Artenschutzgutachten vor der Fällung angefertigt?“, fragte Dr. Stefanie Schmickler. „Mir kann keiner weiß machen, dass da die Tierwelt nicht beeinträchtigt wird.“ Fleige erklärte, dass im Vorfeld ein Baumgutachten erstellt worden sei und keine planungsrelevanten Arten in diesem Bereich angesiedelt seien. Die vielsagende Replik von Stefanie Schmickler: „Das kann man ja juristisch klären.“

Die Ansicht des Generationenhofs aus drei verschiedenen Perspektiven.

Die Ansicht des Generationenhofs aus drei verschiedenen Perspektiven. © Eble Messerschmidt und Partner

Ralph Heuten sah vor allem die Privatsphäre der Anwohner durch die dreigeschossigen Bauwerke in Gefahr: „Bisher gab es keinen, der durch große Fenster in unsere Gärten gucken konnte.“ Auch die Parkplatzsituation bewertete er kritisch: „Ein Parkplatz pro Wohnung ist in der heutigen Zeit viel zu knapp bemessen.“ Dafür gab es aus dem Publikum viel Zuspruch.

Keine Beschönigung, aber Erklärung

Walter Fleige beschönigte die Situation nicht: „Die Parkplatzproblematik kennen wir. Das wollen wir gar nicht wegreden.“ Es sei allerdings kein Phänomen, das nur an nur an diesem Standort auftrete. „Wir gehen dagegen vor, aber die Leute halten sich trotz Parkverboten nicht daran“, so Fleige. Ebenfalls räumte er ein, dass die Privatsphäre durch die dreigeschossigen Gebäude beeinflusst werde: „Das kann man als Beeinträchtigung sehen.“

Die Ansicht des Generationenhofs aus der Vogelperspektive.

Die Ansicht des Generationenhofs aus der Vogelperspektive. © Eble Messerschmidt und Partner

Damit rückte Investor Dr. Ralf Gerl ins Zentrum der Kritik. „Er hat uns damals versichert, dass unsere Grundstücke wertvoller werden. Doch das Gegenteil ist der Fall“, wetterte Andreas Müther. Fleige forderte zwar „etwas Vertrauen“ zum Investor, doch davon wollten die Anwohner nichts wissen. „Bei anderen Projekten hat sich gezeigt, dass der Investor jedes Schlupfloch nutzt, das sich ihm bietet“, sagte Klaus Harpering.

Jetzt lesen

Alfons Gerick hatte als Vertreter der Nachbarschaft auch noch eine andere Sorge: „Wenn die Stadt anfängt, auf der Schorlemerstraße dreigeschossige Wohnhäuser zu bauen, dann schaffen wir einen Präzedenzfall.“ Dabei gehe es ihm ausdrücklich nicht darum, das ganze Projekt zu verhindern. Bei zweigeschossiger Bauweise sei der ganze Ärger erst gar nicht entstanden, so Alfons Gerick.

Fleige versucht vergeblich, die Anwohner zu beschwichtigen

Zum Abschluss versuchte Walter Fleige, die Wogen zumindest etwas zu glätten: „Wir haben wahrgenommen, dass nicht alle Hurra schreien. Wir werden das in die Abwägung mit einfließen lassen.“ Doch auch nachdem das Gros der Anwesenden den Ratssaal verlassen hatte, diskutierten Anwohner noch mit Walter Fleige weiter.

Info: Investor Dr. Ralf Gerl plant an der Schorlemerstraße/Ecke Eichengrund einen sogenannten Generationenhof zu errichten. Dort sollen drei Baukörper mit insgesamt 22 Wohnungen entstehen. Die beiden Hauptbaukörper orientieren sich kreisförmig um den Innenhof. Das seit Jahrzehnten bestehende Wohnhaus im Zentrum des Grundstücks bleibt erhalten. Die städtebaulichen Vorgaben werden von den aktuellen Plänen erfüllt, wie Walter Fleige betonte. Drei Laubbäume, die als „besonders erhaltenswert“ eingestuft wurden, bleiben stehen. Noch bis zum 18. Februar liegen im Rathaus die Pläne für das Grundstück am Eichengrund aus. Bis dahin haben Bürger die Möglichkeit, schriftlich zu dem Sachverhalt Stellung zu nehmen.
Schlagworte: