
© Johannes Schmittmann
„Anlaufschwierigkeiten“ beim Homeschooling: Stadt steht fest zu IServ
Distanzunterricht
Zum Wochenbeginn sorgten technische Fehler auf der Lernplattform IServ auch an Ahauser Schulen für Unmut. Die Stadt als Träger der öffentlichen Schulen glaubt, dass es zeitnah bergauf geht.
Gänzlich überraschend kamen die Probleme mit verschiedenen Lernplattformen wie „IServ“, „Moodle“ oder „Padlet“ in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien nicht. Offenbar hatte selbst das Ministerium für Schule und Bildung NRW damit gerechnet.
Nicht umsonst entschieden die Verantwortlichen schon im Vorfeld, dass erst ab Mittwoch, 13. Januar, offiziell an allen Schulen der Distanzunterricht starten muss. Montag und Dienstag konnten als „Organisationstage“ verbucht werden. Ein zweitägiger Stresstest unter Realbedingungen, der auch in Ahaus bei Eltern, Schülern und Lehrern für viel Ärger und teils Verzweiflung sorgte.
Stadt Ahaus verfolgt die Entwicklung mit Argusaugen
Bei der Stadt Ahaus, Träger der öffentlichen Schulen, hat man den Start in die nächste Phase des Homeschoolings mit Argusaugen verfolgt. Die stellenweise vernichtenden Urteile, die in den sozialen Medien kursierten und auch ein Ahauser Vater gegenüber der Redaktion der Münsterland Zeitung getätigt hatte, teilt der Beigeordnete Werner Leuker aber nicht.
In einer schriftlichen Stellungnahme erklärt er: „Die Schulen der Stadt Ahaus befinden sich auf einem guten Weg in die Digitalisierung.“ Teilweise brauche man aber Geduld. „Ich möchte ausdrücklich dafür werben, allen Beteiligten, dem technischen Personal, den Schulen und auch dem Plattformanbieter bei einzelnen Anlaufschwierigkeiten mehr Zeit zu geben.“ Auch bei gründlicher und intensiver Vorbereitung und Einrichtung seien Fehler und Störungen nie gänzlich auszuschließen. „Das kennt jedes Unternehmen.“
Acht Schulen melden am Montag Störungen
Dass es vor allem am Montag zu gravierenden Problemen kam, bestreitet Werner Leuker nicht. „Acht Schulen haben sich im Laufe des Vormittags bei der Verwaltung gemeldet und Fehler oder Störungen angezeigt“, berichtet er. Die Lernplattform IServ, die in allen öffentlichen Schulen in Ahaus zum Einsatz kommt, habe mit ihren Technikern umgehend an der Lösung des Problems gearbeitet.
Am Dienstag gab es dann aus Braunschweig, dem offiziellen IServ-Sitz, grünes Licht. „Mittlerweile sollen wieder alle Funktionen uneingeschränkt zur Verfügung stehen. Die Störung bezog sich fast ausschließlich auf das Videokonferenzen-Modul“, sagt der Beigeordnete der Stadt. Indirekt habe das dazu geführt, dass auch beim allgemeinen Login Fehler auftraten.
Grundsätzliche Zweifel an der Wahl der Plattform gebe es aber nicht. „Die Stadt Ahaus und die Schulen haben sich vor zwei Jahren bewusst für das System IServ entschieden, weil das System in der pädagogischen Anwendung, aber auch in der Datensicherheit den seinerzeit angebotenen Alternativen auf dem Markt überlegen war und auch heute noch ist“, erklärt Werner Leuker. Die Einheitlichkeit habe den Vorteil, dass sich die Kinder und Jugendlichen selbst bei einem Schulwechsel nicht auf ein neues Programm umstellen müssen.
Keine Zweifel an der Auswahl der Plattform
Zweifel an der Auswahl schiebt die Verwaltung auch deshalb zur Seite, weil vergleichbare Lernplattformen ebenfalls mit technischen Fehlern zu kämpfen hatten. „Somit handelt es sich also nicht um ein isoliertes Problem des Anbieters IServ mit der möglichen Vermutung einer fehlerhaften Auswahlentscheidung der Stadt Ahaus, sondern aufgrund der hohen gleichzeitigen Zugriffszahlen und besonderen Systemanforderungen um ein generelles technisches Problem“, so Leuker. Das müsse plattformübergreifend gelöst werden.
Die in vielen deutschen Unternehmen etablierten Programme wie „Microsoft Teams“ und „Zoom“ seien schon deshalb keine Alternative, weil sich die Server außerhalb Europas befinden. „Damit sind sie nicht den strengen europäischen Datenschutzregelungen unterworfen“, sagt der Beigeordnete.
Werner Leuker sieht Schulen gut gerüstet
Für die nächsten Wochen und Monate, in denen Präsenzunterricht wahrscheinlich die Ausnahme bleiben wird, sieht er die Ahauser Schulen gut gerüstet. Das zeige ein Blick auf die Hardware: „Den Schulen stehen bereits heute 720 Tablets, 180 elektronische Tafeln, fast 100 Beamer und Medienwagen in den Unterrichtsräumen und 650 sonstige Endgeräte zur Verfügung. Weitere 400 Tablets für Lehrerinnen und Lehrer und 270 für Schüler stehen kurz vor der Auslieferung.“
Das ändere aber nichts daran, dass man auch in Zukunft hinschauen wird: „Die Stadtverwaltung und die Schulen werden beobachten, ob es weitere Schwachstellen und Probleme gibt und diese gegebenenfalls schnellstmöglich beheben.“
Arbeitsgruppe Medienentwicklung
- Das Thema „Medienentwicklung im Bildungsbereich“ liegt seit vielen Jahren verantwortlich in der Arbeitsgruppe „Medienentwicklung“
- Dort arbeiten Mitglieder der Fachbereiche Bildung, Kultur und Sport, Datenverarbeitung und Immobilienwirtschaft, der Chief Digital Officer (CDO) sowie Schulleitungen und Administratoren der Schulen eng zusammen.
- Mitglieder dieser Arbeitsgruppe sind auch der Erste Beigeordnete Hans-Georg Althoff und der Beigeordnete Werner Leuker
1991 in Ahaus geboren, in Münster studiert, seit April 2016 bei Lensing Media. Mag es, Menschen in den Fokus zu rücken, die sonst im Verborgenen agieren.
