
© Stephan Rape
Alt und Jung im Rat: Zwischen Aufregung und ruhiger Routine
Konstituierende Sitzung
Christopher Eing und Andreas Dönnebrink sind das jüngste und das älteste Ratsmitglied in Ahaus. Und der Routinier hat einen Tipp für den Neuling: Die Erwartungen nicht zu hoch schrauben.
Zum neuen Rat der Stadt Ahaus gehören 42 Politiker. Zumindest vom Alter her markieren Christopher Eing (Grüne) und Andreas Dönnebrink (SPD) die beiden Extreme: Eing – gerade 21 geworden – sitzt zum ersten Mal im Rat, Andreas Dönnebrink (69) ist seit 1984 ununterbrochen Ratsmitglied und startet gerade in seine achte Ratsperiode. So unterschiedlich ihr Blick auf Ahaus und die Ortsteile ist, so groß der Abstand von 48 Jahren, so unterschiedlich ist auch ihre Stimmung vor der ersten Sitzung: Ruhig und abgeklärt der Routinier, sichtlich aufgeregt der Rats-Neuling.
Überhaupt für den Rat zu kandidieren habe sich eher zufällig für ihn als Möglichkeit ergeben, so Christopher Eing. „Wir haben in der Partei darüber gesprochen und ich konnte es mir vorstellen.“ Schon vor der Wahl habe er sich bei den Grünen engagiert. Seit 2015 ist er dort aktiv. „Leider lange als einziger Jugendlicher“, wie er zugibt. Durch die „Fridays for Future“-Bewegung würden sich inzwischen aber mehr Jugendliche für Politik interessieren. Auch eine grüne Jugendorganisation konnte er Anfang des Jahres mitgründen.
Sich engagieren, um etwas ändern zu können
„Wenn man etwas ändern will, muss man die Gremien aufsuchen, die auch etwas bewegen können“, sagt er. In seinem Fall also den Rat. Seine Aufgaben dort will er nach bestem Wissen und Gewissen wahrnehmen – und sich Rat und Hilfe bei den älteren Ratsmitgliedern holen. „Aber natürlich werde ich auch Fehler machen“, gibt er offen zu. Die Aufgabe gehe er mit großem Respekt, aber nicht mit Angst an. Um dann direkt hinzuzufügen: „Auch wenn das natürlich nach einer typischen Politikerfloskel klingt.“
Er hätte sich noch mehr junge Ratsmitglieder gewünscht. „Das ist ein bisschen schade“, erklärt er. Andererseits sei es natürlich auch gut, viele Leute mit Erfahrung dabei zu haben.
Am anderen Ende der Altersskala steht Andreas Dönnebrink (69). Er ist schon seit 1984 Ratsmitglied und beginnt seine achte Ratsperiode. „Die eine mache ich noch, danach muss Schluss sein“, erklärte er im Vorfeld der Sitzung.
Dönnebrink fing selbst als jüngstes Ratsmitglied an – vor 36 Jahren
Vor 36 Jahren sei er selbst als jüngstes Ratsmitglied eingestiegen. „Ich kenne das Gefühl also“, erklärt er lächelnd. Damals sei der Rat aber noch ein ganz anderer gewesen. „Da wurde man von den älteren Ratsmitgliedern nicht ganz ernst genommen“, sagt er. Das sei heute anders. „Und das ist auch gut so.“ Auch die älteren Ratsmitglieder seien bereit, zuzuhören.
Entsprechend abgeklärt gibt er dem jüngsten Ratsmitglied auch einen Tipp mit auf den Weg: „Man darf seine Erwartungen nicht zu hoch schrauben“, erklärt er. Viel mehr müsse man Schrittchen für Schrittchen seine Ziele verfolgen und an den Aufgaben arbeiten. Aber auch dafür sei der neue Rat gut aufgestellt: Mit einem guten Mix aus Jung und Alt, aus Erfahrung und neuen Ideen.
Wichtig sei, dass man für das Beste für die Stadt tue. „Dafür haben einen die Bürger gewählt“, macht er deutlich. Das erklärt er auch noch einmal in seiner Eröffnungsrede, die er als ältestes Ratsmitglied halten darf: „Wichtig sind eigentlich nur vier Worte: Es geht um Ahaus“, sagt er. Je besser sich Ahaus als Ganzes entwickle, desto mehr komme es allen zugute. „Wir müssen die Mitte der Stadt stärken, ohne die Ortsteile zu schwächen.“
Dabei betont er auch, dass es wichtig sei, an der Kommunikation zu arbeiten: „Wir brauchen den Respekt vor der Meinung des anderen“, sagt er.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
