Ahauser Professor warnt Privatleute sollen Heißwasser-Temperatur nicht senken

Professor warnt: Privatleute sollen Heißwasser-Temperatur nicht senken
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Kalte Duschen in den Ahauser Sporthallen bewegen weiter die Gemüter. Zum Beispiel das von Prof. Dr. Franz-Peter Schmickler. Der 64-jährige Ahauser (64) ist Ingenieur. Er lehrt und forscht an der FH Steinfurt zu Sanitär-, Abwasser- und Solartechnik.

Vorweg: Die Entscheidung der Stadt Ahaus, Duschen, die nicht gebraucht werden, außer Betrieb zu nehmen, hält er für nachvollziehbar und richtig. Doch das führe in seinen Augen zu Missinterpretationen. Und zwar bei Eigenheimbesitzern, die selbst Geld und Energie sparen wollen.

„Natürlich kann ein Eigenheimbesitzer mit seiner Heizungsanlage machen, was er will“, sagt Franz-Peter Schmickler. Ausdrücklich warnt er allerdings Privatleute davor, eigenmächtig die Warmwassertemperatur zu drosseln. „Schon in meinem Bekanntenkreis habe ich von etlichen Leuten gehört, die das tun wollen oder schon getan haben“, sagt er.

Selbst kleinere Veränderungen an den immer komplexeren Heizungsanlagen könnten große Auswirkungen haben. Erst recht, wenn es um Mehrfamilienhäuser gehe. Kurz: „Davon sollte man einfach die Finger lassen und das Fachleuten überlassen“, sagt er.

Energieersparnis kleiner als gedacht

Denn einerseits fördere eine niedrigere Wassertemperatur das Wachstum der Bakterien in den Leitungen. Die damit verbundenen Krankheiten, etwa Legionellose, können bis zum Tod führen. Auch sei die damit verbundene Energieersparnis längst nicht so groß wie gedacht. Er rechnet vor: „Für ein Duschbad braucht man ungefähr 38 Grad warmes Wasser“, erklärt er. Das werde allerdings erst am Thermostat oder der Duscharmatur gemischt: aus normalerweise etwa 60 Grad warmen Wasser und kaltem Trinkwasser.

Wird das Warmwasser in der Zentralheizung also nicht auf 60 Grad, sondern auf einen niedrigeren Wert erhitzt, benötige man schlicht mehr Warmwasser, um die reguläre Duschwasser-Temperatur zu erreichen.

Der Energie-Spareffekt wird nur durch die Bereitstellungsverluste der Warmwasserbereitung verursacht, bei entsprechend guter Dämmung der Anlage sind diese Verluste aber gering.

Ein Problem sieht er auch später in der Wiederinbetriebnahme: kein neues Thema. Jeder Einfamilienhausbesitzer kenne es, wenn er aus dem Urlaub nach Hause komme und Warmwasser sowie Heizung wieder in Betrieb nehme: Richtig sei, das komplette Wasser in allen Warmwasser führenden Leitungen auslaufen zu lassen.

Bis 300 Liter Warmwasser pro Haus

Doch das sei deutlich mehr als gedacht: In Ein- oder Zweifamilienhäusern stehe meist ein Trinkwasserspeicher mit rund 200 bis 300 Litern Warmwasser. „Ungefähr eine Badewannenfüllung“, wie er sagt.

Entsprechend lang dauere es, bis diese Menge Wasser ausgelaufen, also ausgewechselt sei. Dazu käme noch das Wasser in allen Leitungen, die Warmwasser führen und die ebenso gespült werden müssen: zur Gästetoilette, zur Küche, zum Bad. „Spült man diese Leitungen nicht, bekommen diese Leitungsteile über das frische Trinkwasser nur neue Nährstoffe zugeführt und die Bakterienzahl kann sogar noch zunehmen“, erklärt er.

Wasser statt Temperatur sparen

Auch die Annahme, dass die Kaltwassertemperatur in Ahaus acht Grad beträgt, ist leider nicht richtig. Die Hygieniker würden sich diese Temperatur wünschen. Die Kaltwassertemperaturen sind leider in den vergangenen Jahren angestiegen und Temperaturen von bis zu 15 Grad C sind leider keine Seltenheit.

Er bringt es auf den Punkt: „Kaltes Wasser muss kalt sein und warmes Wasser richtig heiß. Auch in Zeiten, in denen jede Kilowattstunde zählt. Die Methode ‚Geiz ist geil‘ ist leider kontraproduktiv. Die größte Ersparnis für Hauseigentümer ergibt sich durch einen vernünftigen Umgang mit unserem wichtigsten Lebensmittel, dem Trinkwasser“, sagt er. Schließlich spare man durch weniger Wasserverbrauch neben den Trinkwasserkosten auch Abwassergebühren.

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