Nobert Voss ist von der Luca-App komplett überzeugt.

© Johannes Schmittmann

Ahauser Gastronom lobt digitale Kontaktverfolgungs-Apps in höchsten Tönen

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Die von „Smudo“ mitentwickelte Luca-App ist derzeit in aller Munde. Zu Recht meint Norbert Voss. Der Ahauser Gastronom setzt, sobald er wieder öffnen darf, voll auf digitale Kontaktverfolgung

Ahaus

, 16.03.2021, 18:00 Uhr / Lesedauer: 3 min

Manchmal reicht der Auftritt in einer Talkshow, um in aller Munde zu sein. Vor rund drei Wochen saß der Rapper „Smudo“ bei Anne Will und präsentierte den Anwesenden die von ihm mitentwickelte App „Luca“. Mit ihr könne man auf einfachstem Wege und nahezu komplett digital Kontakte nachverfolgen. Ein großer Vorteil während der Corona-Pandemie, da so Infektionsketten unterbrochen werden könnten. Nicht nur Kanzleramtsminister Helge Braun (CDU) spitzte damals die Ohren. In den (sozialen) Medien löste Smudo mit seinem Talkshow-Auftritt einen wahren Hype aus.

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Doch hält die Luca-App, was der Fanta-4-Rapper verspricht? Norbert Voss, der in der Bauerschaft Quantwick die Gaststätte Voss betreibt, ist davon überzeugt. Bereits vor vier Wochen beschäftigte er sich mit der Thematik und kontaktierte das Unternehmen. „Damals testeten sie die App auf mehreren Nordseeinseln. Für mich klang das sehr interessant“, sagt der Ahauser Gastronom. Die Mitarbeiter von Luca erklärten ihm, dass sie schon mit dem Kreis Borken in Kontakt stünden. Also übte er sich noch etwas in Geduld.

Grünes Licht vom Kreis Borken

In der vergangenen Woche gab es dann grünes Licht vom Kreis. „Schnelle, datenschutzkonforme Kontaktdatenverwaltung und Kontaktnachverfolgung zur Unterbrechung von Infektionsketten – das bietet die Luca-App, die seit Donnerstag (11. März) im Kreis Borken im Einsatz ist“, hieß es in einer Pressemitteilung. „Durch das digitale ‚Einchecken‘ der Gäste und Kunden per Smartphone werden in der sogenannten Historie der Aufenthaltsort und gleichzeitig auch die Kontakte sicher und verschlüsselt im Luca-System erfasst“, schrieb der Kreis weiter.

Bei der Gaststätte Voss haben die Gäste die Wahl: Entweder können sie sich über die Tobit-App "Chayns" einloggen oder über die neue Luca-App. Am Eingang und an den Tischen stehen QR-Codes von beiden Anbietern.

Bei der Gaststätte Voss haben die Gäste die Wahl: Entweder können sie sich über die Tobit-App „Chayns“ einloggen oder über die neue Luca-App. Am Eingang und an den Tischen stehen QR-Codes von beiden Anbietern. © Johannes Schmittmann

Norbert Voss hat nicht lange gezögert und seinen Betrieb online angemeldet. Innerhalb kürzester Zeit wurde die Registrierung der Gaststätte Voss bestätigt. Anschließend erhielt der Ahauser Gastronom QR-Codes, die er herunterladen und ausdrucken kann. „Die kann ich nun am Eingangsbereich oder an jedem einzelnen Tisch anbringen. Die Gäste müssen ihn, nach Installation der Luca-App, nur noch mit ihrer Smartphone-Kamera einscannen und schon sind sie eingecheckt.“ Genauso funktioniert das Auschecken.

Papierkram fällt komplett weg

Der größte Vorteil für Norbert Voss: „Der ganze Papierkram fällt weg. Im vergangenen Jahr war das ein riesiger Aufwand.“ Manchmal verwendeten Gäste die Namen fiktiver Charaktere wie Micky Mouse oder Lucky Luke, in anderen Fällen wurde der Eintrag in die Liste komplett vergessen. „Ich unterstelle den Leuten gar keine Absicht, aber man musste vielen hinterherlaufen.“

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Dieses Problem soll nun der Vergangenheit angehören. Denn die Gäste tragen die Kontaktinfos einmalig in die App ein, bleiben in aller Regel anonym und geben nur im Infektionsfall ihre Daten an das örtliche Gesundheitsamt weiter. Anschließend erhalten alle Personen, die laut App mit dem positiv Getesteten in Kontakt standen, eine Benachrichtigung. Im Idealfall begeben sie sich in Quarantäne oder lassen sich zumindest auf das Coronavirus testen.

Probedurchgänge laufen gut

Die ersten Probedurchgänge in der Gaststätte Voss liefen vielversprechend. „Es ist so simpel, dass das System eigentlich jeder versteht, der ein Smartphone bedienen kann – auch Senioren“, glaubt Voss. An dieser Stelle setzt er aber auch auf gegenseitige Unterstützung. „Wenn der Enkel bei der Installation über die Schulter schaut, hilft das älteren Menschen sicherlich. Da sinkt dann auch die Hemmschwelle.“ Bei den Luca-App-Entwicklern wird parallel – in enger Abstimmung mit den Behörden – an einer Lösung für die Personen gearbeitet, die kein Mobilfunktelefon zur Verfügung haben.

Norbert Voss hofft nun, dass möglichst viele Gastronomen, Einzelhändler, Friseure und andere Betriebe auf den Zug aufspringen. Welche App am Ende genutzt wird, sei fast egal. Denn auch der Ahauser fährt zweigleisig: „Mit der Chayns-App von Tobit.Software funktioniert die Kontaktverfolgung ebenfalls gut. Hier gibt es den Vorteil, dass in der Region viele mit dem System sehr vertraut sind. Daher denke ich nicht, dass sich die Apps gegenseitig ausschließen.“ Seinen Gästen überlässt er daher die freie Wahl.

Bevor die Apps in der Gastronomie großflächig genutzt werden können, müssen die Betriebe aber erst einmal wieder öffnen dürfen. „Laut übereinstimmenden Medienberichten wackelt selbst die von der Landesregierung in Aussicht gestellte Öffnung der Außengastronomie. Sie war laut Stufenplan für kommenden Montag (22. März) angedacht.“ Nobert Voss‘ Prognose lautet: „Ich vermute, dass vor Ostern nichts mehr geht. Vielleicht wartet die Politik das Ende der Ferien ab.“ Das wäre der 11. März. Der Ahauser und seine Kollegen stünden bereit: „Wir könnten morgen öffnen.“

Info:

  • Im Kreis Borken können Betriebe jeder Art die Luca-App kostenlos nutzen. Auch für User fallen keine Kosten an. Dafür hat die Kreisverwaltung ein entsprechendes Zertifikat erhalten.
  • Betriebe und Nutzer müssen sich einmalig registrieren: www.luca-app.de
  • Im Falle einer Corona-Infektion kann der User einer digitalen Kontaktverfolgungs-App dem Gesundheitsamt die Berechtigung erteilen, in die „Historie“ zu blicken. So können die Mitarbeiter schauen, wer noch infiziert sein könnte.
  • Da man für die Registrierung eine gültige Telefonnummer angeben muss, können selbst „Micky Mouse“ und „Lucky Luke“ kontaktiert werden. Im Idealfall nutzen User aber ihren korrekten Vor- und Nachnamen.