Abordnung von Verdi streikt vor dem Zwischenlager
Gelände bleibt bewacht
Protestgruppen vor den Toren des Brennelemente-Zwischenlagers in Ahaus (BZA) sind nichts Ungewohntes. Nur ihre Fahnen zeigen am Montag andere Farben. Im Nieselregen demonstrieren keine Umweltschützer oder Atomkraftgegner, sondern Mitglieder der Gewerkschaft Verdi. Das Sicherheitspersonal fordert mehr Gehalt. Ist das BZA in dieser Zeit also unbewacht?

Verdi-Flaggen vor dem Brennelemente-Zwischenlager: Ausnahmsweise ging es bei der Demonstration nicht um die umstrittene Lagerung von Atommüll, sondern um die Bezahlung des Sicherheitspersonals.
Stehen Terroristen die Tore zu den Castorbehältern sperrangelweit offen? Burghard Rosen, Pressesprecher des BZA-Betreibers GNS, beruhigt: „Alle vorgeschriebenen Sicherungsposten sind besetzt“, sagt er. Das sei mit der Sicherheitsfirma, die die Bewachung übernimmt, fest vereinbart.
Die Streikposten, die am Montag das Tor vor dem BZA blockieren, wurden dafür von außerhalb nach Ahaus gebracht. „Die sind heute morgen mit einem Bus gekommen“, sagt Rosen. Personal aus dem BZA sei kaum darunter vertreten. Das zeigt auch ein Blick auf die Kenzeichen der Autos, die gegenüber geparkt sind. Sie reichen vom Emsland bis ins Ruhrgebiet. Allerdings sind auch einige Ahauser Autos dazwischen. „Verdi weiß natürlich auch, wie ein Streik vor einem Brennelemente-Zwischenlager wirkt“, sagt Rosen. Das habe eben eine viel größere mediale Wirkung, als ein Streikposten vor den Toren eines Maschinenbau-Unternehmens.
Personal bewacht sensible Bereiche
Genau um dieses Zeichen geht es Özay Tarim, Gewerkschaftssekretär bei Verdi: Mit dem Streik vor dem BZA in Ahaus wollte die Gewerkschaft zeigen, dass ein großer Teil des Sicherheitspersonals auch in sehr sensiblen Bereichen arbeitet – und entsprechend entlohnt werden soll. „Wir wollen zeigen, dass wir eben nicht nur in Parkhäusern sitzen und auf Autos aufpassen“, sagt er über die Fachkräfte im Wach- und Sicherheitsgewerbe.
Wie viele Kräfte an diesem Morgen aus Ahaus am Streik teilnehmen, will er nicht sagen. Sicherheitsaspekte. „Wir sagen nie, wie viele Streikteilnehmer aus dem jeweiligen Standort kommen. Das würde Rückschlüsse auf Personaldecken und -organisation zulassen“, sagt er. Ein mögliches Sicherheitsrisiko. Der Sekretär erklärt allerdings auch, dass etliche der Streikenden von außerhalb dazu gekommen sind. „Weil die Angestellten hier vor Ort ja den Betrieb aufrecht erhalten müssen“, sagt er.
Neue Tarifrunde steht an
Im Kern dreht es sich bei dem Streik um eine neue Tarifrunde. Die Gewerkschaft fordert eine Erhöhung der Stundenlöhne um zwei Euro auf 16,25 Euro. Die Arbeitgeber bieten aktuell 47 Cent mehr Stundenlohn. „Wir wissen, dass wir die zwei Euro nicht erreichen werden. Aber es ist unser Einstieg in die Verhandlungen“, sagt Tarim. Für den 5. Februar sind die nächsten Verhandlungen angesetzt. Bis dahin will die Gewerkschaft noch eine ganze Reihe kleinerer Streiks vor verschiedenen Unternehmen in ganz Nordrhein-Westfalen veranstalten. „Das in Ahaus war praktisch nur der Beginn einer ganzen Streikwelle“, sagt Tarim.
Rund 34 000 Mitarbeiter im Wach- und Sicherheitsgewerbe zählt die Gewerkschaft in NRW.