
© Stephan Rape
150 Feuerwehrleute retten zwei große Schweineställe mit Tausenden Tieren
Großbrand im Besslinghook
Riesiger Einsatz für die Feuerwehr im Besslinghook: Ein Schweinestall mit rund 1700 Tieren brennt komplett aus. Der Schaden geht in die Millionen. Doch es gibt auch gute Nachrichten.
Als am Dienstagabend kurz nach halb neun die Alarmmelder der Feuerwehrleute in Alstätte und Ahaus anschlagen, weiß keiner der später über 150 Feuerwehrleute, was auf sie zukommen wird. Im Besslinghook brennt es in einem Schweinemastbetrieb.
Der Brand wirkt da zunächst noch überschaubar. Doch als wenige Minuten später die ersten Einheiten vor Ort eintreffen, hat das Feuer schon durchgezündet: Eine riesige Rauchwolke steigt in den Himmel. Sie ist kilometerweit zu sehen. Nicht mehr nur ein einzelner Stall, sondern der ganze Hof scheint in Gefahr. Weitere Einheiten aus Wessum und Ottenstein, aus Gronau, Vreden und Borken werden zu dem brennenden Schweinestall alarmiert.
Straßen rund um das Feuer sind weiträumig abgeriegelt
Die gesamte Umgebung des Betriebs im Besslinghook ist da schon völlig abgeriegelt. Trotzdem säumen viele Schaulustige die Wirtschaftswege. Dort fahren Landwirte und Lohnunternehmer im Eiltempo tonnenschwere Güllefässer mit Löschwasser zur Einsatzstelle. Zwar hat der große Hof einen eigenen Löschwasservorrat, doch bei den Mengen, die durch die verschiedenen Löschfahrzeuge in die Flammen geworfen werden, sind die schnell aufgezehrt.
Großfeuer: Schweinestall im Besslinghook brennt komplett aus
Bis über die B70 reicht die Sperrung. Quer über die Bundesstraße werden weitere Schläuche für die Wasserversorgung gelegt. Hunderte Meter bis zu dem brennenden Stall werden so überbrückt.
Von mehreren Seiten sowie mit den Drehleitern aus Ahaus und Vreden von oben gehen die Feuerwehrleute gegen die Flammen vor. Dass der Stall selbst nicht mehr zu retten ist, ist schnell klar. Es geht darum, den übrigen Hof zu schützen. Das Feuer ist mitten im Zentrum ausgebrochen. Im zentralen Stallgebäude. Rings herum stehen weitere Gebäude.
Gegen 23 Uhr gibt es eine erste Entwarnung
Kurz nach 23 Uhr findet Einsatzleiter Dirk Honekamp einen kurzen Moment für ein Gespräch mit unserer Redaktion. Das Feuer ist zu diesem Zeitpunkt weitgehend unter Kontrolle.
Die traurige Nachricht: Laut Polizei sind rund 1700 Schweine in dem abgebrannten Stall verendet. Doch die gute Nachricht dahinter: Die beiden benachbarten Ställe – dort waren noch einmal 3000 bis 4000 Schweine untergebracht – können von den Flammen komplett abgeriegelt und geschützt werden. „Dass das trotz dieser Lage geklappt hat, ist ein riesiger Erfolg“, sagt er – müde, aber sichtlich glücklich. Gleichzeitig versorgt die Feuerwehr die Tiere in den anderen Ställen durch Hochleistungslüfter mit frischer Luft und verhindert, dass sich Brandgase dort ausbreiten.
Die Feuerwehr hat mit einem massiven Einsatz die beiden nahe liegenden Ställe komplett abgeriegelt. Wie knapp das gewesen ist, wird beispielsweise an der Rückseite des Stalls deutlich: Dort schließt sich ein Unterstand für Maschinen und Fahrzeuge direkt an die Stallmauern an. Fassade und Dach des abgebrannten Stalls sind zum Teil eingestürzt. Der Unterstand der Fahrzeuge ist jedoch nur leicht geschwärzt.
Ungezählte Blaulichter machen die Nacht zum Tag
Die Feuerwehreinheiten verteilen sich rund um den Hof und auf den umliegenden Straßen und Wegen. Die Aufgaben sind – wie üblich bei so großen Lagen – genau aufgeteilt: Einheiten für den Löschangriff ganz vorne, Logistikeinheiten für die Versorgung mit Löschwasser und Atemluftgeräten dahinter, noch weiter hinten die Rettungswagen, die an diesem Abend zum Glück nicht gebraucht werden. An der Hofzufahrt hat die Feuerwehr ihre mobile Einsatzzentrale eingerichtet.
Auf Bildschirmen und Magnettafeln werden die Informationen aus der unübersichtlichen Einsatzstelle zusammengetragen. Löschwassermengen, Einsatzzeiten, Meldungen der Angriffstrupps, Anfragen von der Polizei – hier laufen alle Fäden zusammen.
Zu diesem Zeitpunkt sind die Flammen noch nicht endgültig gelöscht. „Wir haben noch zwei Schwerpunkte im Stall“, erklärt Dirk Honekamp. Aber das ist nun kein Problem mehr. „Die Zusammenarbeit der einzelnen Löschzüge und der ehren- wie hauptamtlichen Kräfte hat ausgezeichnet funktioniert“, sagt der Einsatzleiter – nicht ganz ohne Stolz. Und er lobt auch ausdrücklich die vielen Helfer ohne Blaulicht: Nachbarn, Landwirte, Lohnunternehmer aus der unmittelbaren und weiteren Umgebung. „Die Lohnunternehmen haben uns sofort unterstützt und Wasser herangebracht“, erklärt er.
Dirk Honekamp muss zurück. Die Frage ist, wie eben die letzten Flammen noch gelöscht werden können. Von oben per Drehleitern durch das zerstörte Dach? Weiter von den Seiten? Werden weitere Kräfte benötigt? Es bleibt viel zu tun.
Trotz der Katastrophe ein positives Fazit am Tag nach dem Feuer
Der Morgen danach. Es ist die Ruhe nach dem Sturm: Am Mittwochvormittag laufen im Besslinghook in Alstätte die letzten Aufräumarbeiten. „Wir haben die Einsatzstelle jetzt so weit klar“, sagt Dirk Honekamp. Zwischen 4 und 5 Uhr seien die letzten Flammen erloschen. Nur noch ein kleiner Teil von Feuerwehrleuten ist vor Ort geblieben. Als Sicherheitswache, um letzte Glutnester abzulöschen und mit dem Aufräumen zu beginnen. Das zieht sich noch bis in den Mittag.
Auch jetzt ist der Einsatzleiter rundum zufrieden: „Wirklich, es ist bemerkenswert, dass der Schaden nicht noch größer ist.“ Das sagt auch der zuständige Veterinär Dr. Jörg Tenhündfeld, der seit Dienstagabend ebenfalls vor Ort im Einsatz ist. Vor Ort übernehmen die Brandermittler der Polizei im Kreis Borken. Sie suchen nach der Brandursache. Den entstandenen Schaden schätzen sie bisher nur sehr vage ein: „Siebenstellig“, sagt Dietmar Brüning von der Pressestelle der Polizei. Genauer wird es an diesem Tag noch nicht.
Ursprünglich Münsteraner aber seit 2014 Wahl-Ahauser und hier zuhause. Ist gerne auch mal ungewöhnlich unterwegs und liebt den Blick hinter Kulissen oder normalerweise verschlossene Türen. Scheut keinen Konflikt, lässt sich aber mit guten Argumenten auch von einer anderen Meinung überzeugen.
