Der Tierquäler-Berufungsprozess gegen einen ehemaligen Mecke-Mitarbeiter wird das Dortmunder Landgericht deutlich über die geplante Zeit hinaus beschäftigen. Die Berufungskammer hat damit begonnen, die drei Zeugen zu vernehmen, die der Verteidiger des Angeklagten zuletzt benannt hatte.
Als Erstes sagte die 49-jährige Schwägerin des Angeklagten aus. Die Frau wohnt mit ihrer Familie in unmittelbarer Nachbarschaft der Tiersammelstelle und hat nach eigenen Angaben auch selbst oft bei der Versorgung der Pferde und später auch Kühe mitgeholfen.
„Waren immer im Stall“
Über ihren Schwager, der auf der Anklagebank sitzt, weil er zahlreiche Rinder geschlagen, getreten und unversorgt ihrem Schicksal überlassen haben soll, kann die 49-Jährige eigentlich nur Gutes sagen. „In meiner Gegenwart hat er sich immer gut um die Tiere gekümmert“, sagte die Zeugin.
Sie selbst, ihre Tochter und zeitweise auch ihr Ehemann sollen dem Angeklagten bei seiner Tätigkeit in der Tiersammelstelle regelmäßig zur Hand gegangen sein. „Wir waren eigentlich immer im Stall“, so die Zeugin. Warum? Sie habe einfach helfen wollen. Und das sogar ohne Bezahlung.
Plötzlich auch Kühe
Im Laufe der Zeit will die Schwägerin des Angeklagten dann bemerkt haben, dass die Arbeitsbelastung immer größer wurde. Plötzlich habe Mecke auch Rinder in die Sammelstelle bringen lassen. „Und die sahen teilweise nicht so gut aus. Sie waren krank oder lahm“, sagte die Zeugin den Richtern.
In dieser Zeit soll Marco Mecke oft auch selbst in der Sammelstelle aufgetaucht sein, um dem Angeklagten Druck zu machen. „Schneller, schneller“, sollen seine Worte gewesen sein. Dieser Druck habe ihrem Schwager ganz schön zugesetzt. „Wenn wir uns mal zum Kaffee getroffen haben, war er meistens ganz schön fertig.“
Weitere Zeugenvernehmungen
Selbst will die Zeugin zu keinem Zeitpunkt ein Gespräch mit Mecke geführt haben. Aus den Erzählungen ihrer Schwester und ihres Schwagers und natürlich auch aus ihren Beobachtungen vor Ort könne sie eines aber dennoch sagen: „Herr Mecke ist kein guter Mensch.“
Natürlich weiß die Zeugin, was ihrem Schwager vorgeworfen wird. Sie habe solche Misshandlungen aber zu keinem Zeitpunkt wahrgenommen. Und noch eines war der 49-Jährigen in ihrer Aussage wichtig: Wenn hier vermutet werde, die Misshandlungen hätten nicht erst 2021, sondern schon viel früher begonnen, dann müsse sie sagen: „Rinder kamen überhaupt erst wenige Monate vor dieser Sache hier in den Stall. Vorher gab es da immer nur Pferde.“
Der Prozess soll in den kommenden Wochen mit weiteren Zeugenvernehmungen fortgesetzt werden.