Zechenkolonie, Eisenbahnlinie, Stadtpark Werne Bürgermeister Ohm hat viel erreicht

Von Heidelore Fertig-Möller
Zechenkolonie, Bahnlinie, Stadtpark: Bürgermeister Ohm hat viel erreicht
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Wenn man an die bedeutenden Persönlichkeiten von Werne denkt, sollte man neben den Ehrenbürgern und -bürgerinnen, die alle im Ratssaal des historischen Rathauses abgebildet sind, Johannes Ohm nicht vergessen. Er ist zwar weder in Werne geboren noch hier gestorben, aber als Amtmann und als Bürgermeister hat er 27 Jahre lang die Geschicke der Lippestadt maßgeblich gestaltet. Vor genau 60 Jahren, 1963, ist er in Telgte im Alter von 85 Jahren verstorben.

Im Jahre 1922 wurde das Amt Werne mit der Stadt Werne zusammenlegt und Johannes Ohm, seit 1906 Amtmann, wurde zum ersten Bürgermeister der neu gebildeten Stadt-Gemeinde Werne gewählt, nachdem der alte Bürgermeister Bernhard Hartmann zum Zeitpunkt der Vereinigung am 1.Oktober 1922 aus dem Amt schied. Ohm war maßgeblich an dieser kommunalen Neugliederung beteiligt, die mit der Auflösung des Amtes Werne und der Zusammenlegung von Stadt und Landgemeinde Werne ihren Abschluss Ende 1922 fand. Dabei wurden Stockum dem Amt Herbern und Capelle dem Amt Nordkirchen angegliedert, die beide vorher zum Amt Werne gehörten.

Ohm wurde 1878 in Bottrop geboren

Johannes Ohm wurde am 15. Februar 1878 in Bottrop als Sohn des dortigen Bürgermeisters geboren. Schon mit 28 Jahren bestellte man Johannes Ohm am 20. Juli 1906 zum Amtmann der damaligen Landgemeinde Werne. Er hat in seiner Zeit als Werner Bürgermeister von 1922 bis 1933 viel für Werne getan.

Nachdem 1899 in der Landgemeinde Werne der Georgsmarien-Bergwerks- und Hüttenverein aus Osnabrück Schacht I und II der Zeche Werne, nur circa 500 Meter von der Stadt Werne, die damals noch fast unverändert in der mittelalterlichen Bebauung existierte, abgeteuft hatte, änderten sich die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse in beiden Teilen erheblich. Es kamen angeworbene Bergleute aus Pommern, Schlesien und Ostpreußen und suchten dringend Wohnraum. Auch musste die Infrastruktur, zum Beispiel Schulen für die Kinder, Straßen und Ähnliches gebaut werden.

In die Amtszeit von Johannes Ohm fielen unter anderem die Eröffnung der Bahnstrecke Dortmund-Münster und des Bahnhofes Werne.
In die Amtszeit von Johannes Ohm fielen unter anderem die Eröffnung der Bahnstrecke Dortmund-Münster und des Bahnhofes Werne. © Archiv Förderverein Stadtmuseum

Zechenkolonie und Straßenbahn

In die Regierungszeit des Amtmannes Johannes Ohm fielen somit nicht nur die Gründung der Zechenkolonie in der ehemaligen Bauerschaft Evenkamp im Jahre 1911, sondern auch der Bau der Straßenbahnlinie von Unna über Kamen und Bergkamen nach Werne und die Gründung von drei neuen Volksschulen, der Wienbrede-, der Weihbach- und der Wiehagen-Schule von 1912 bis 1914.

Die Bergarbeiterkolonie Evenkamp erreichte bald die Einwohnerzahl von 4.000 - die Stadt Werne hatte zu jener Zeit knapp 5.000 Bürger. Somit war es nur konsequent, dass Stadt- und Landgemeinde zusammengelegt wurden, was vor allem der damalige Kreis Lüdinghausen forderte. Mitte der 20er Jahre gelang es Bürgermeister Ohm, auf einer ehemaligen Müllkippe den Stadtsee mit angrenzendem Stadtpark als erste Grünanlage von Werne errichten zu lassen und kurz danach wurde ganz in der Nähe dieses Naherholungsgebietes, vor allem für die Bergleute und ihren Familien, auch der Bau des ersten Schwimmbades von Werne initiiert, das man 1926 fertigstellte.

Johannes Ohm leitete von 1906 bis 1933, zunächst als Amtmann, dann als Bürgermeister, die Geschicke Wernes.
Johannes Ohm leitete von 1906 bis 1933, zunächst als Amtmann, dann als Bürgermeister, die Geschicke Wernes. © Archiv Förderverein Stadtmuseum

Höhepunkt war Bahnlinie

Der Höhepunkt der Bürgermeisterzeit von Johannes Ohm war sicherlich die Eröffnung der Eisenbahnlinie Dortmund-Münster über Werne, die im Jahre 1928 endlich feierlich eingeweiht werden konnte. Schon 1906 gab es die ersten Planungen für diese Eisenbahnstrecke, die das industrielle Ruhrgebiet mit dem ländlichen Münsterland verbinden sollte. 1913 begannen dann die ersten Vermessungen und Erdarbeiten, die bereits ein Jahr später, 1914, durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges unterbrochen wurden.

Erst Anfang der 1920er Jahre konnten sie, auch durch ständiges Nachfragen des Amtmannes Ohm, wieder aufgenommen werden. Ab 1926, nachdem man beschlossen hatte, aus Kostengründen nur noch eine eingleisige Streckenführung vorzunehmen, wurde dann, verstärkt auch durch Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, der Bau der Strecke innerhalb von zwei Jahren beendet.

Mitte der 1920er Jahre gelang es Bürgermeister Ohm, auf einer ehemaligen Müllkippe den Stadtsee mit angrenzendem Stadtpark als erste Grünanlage von Werne errichten zu lassen.
Mitte der 1920er Jahre gelang es Bürgermeister Ohm, auf einer ehemaligen Müllkippe den Stadtsee mit angrenzendem Stadtpark als erste Grünanlage von Werne errichten zu lassen. © Michelle Kozdon (A)

Salbungsvolle Worte

Bürgermeister Ohm ließ es sich nicht nehmen, am 17. Oktober 1928 die ganze Festgesellschaft, die von Münster aufgebrochen war, in einem feierlichen Umzug durch Werne ins Kolpinghaus zu einem Festmahl einzuladen, wo er stolz die Ehrengäste begrüßte: „Hochgeehrter Herr Präsident der Reichsbahn! Große Freude liegt heute über der Stadt Werne. Nach vielen Jahren bangen Hoffens ist das Langersehnte endlich Ereignis geworden. Das starke eiserne Band der Reichsbahn, auf dem das geflügelte Rad unser deutsches Vaterland bis an die äußersten Grenzen durcheilt, hält nunmehr auch Werne fest und unlöslich umschlungen. Der heutige Tag ist deshalb in der Geschichte unserer Stadt von überragender Bedeutung. Er führt auf der neuen Bahn den ersten Zug, den Festzug, mit den Ehrengästen nach Werne….“, lauteten damals seine salbungsvollen Worte.

Nazis setzten Johannes Ohm ab

Johannes Ohm wurde 1933 nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten als Bürgermeister von Werne abgesetzt. Er musste sich zum Amtsarzt begeben, der eine dauernde Dienstunfähigkeit bescheinigte - er wurde danach vom Werner Magistrat im Alter von 55 Jahren in den endgültigen Ruhestand versetzt. 1934 verließ er Werne und wählte als Altersruhesitz Münster.

Am 15. Februar 1958 beglückwünschten der damalige Werner Stadtdirektor Dr. Schnitzler und Bürgermeister Wenning in Münster den langjährigen Verwaltungschef von Werne zu seinem 80sten Geburtstag. Er starb am 13. März 1963 an seinem letzten Wohnort Telgte. Vor einiger Zeit wurde eine Straße im Neubaugebiet an der Horster Straße nach ihm benannt.

Diesen Aufsatz kann man zusammen mit vielen anderen im Buch „Geschichte(n) von Werne – Histörchen aus Werne“ nachlesen, das der Förderverein Stadtmuseum gerade zum zweiten Male hat drucken lassen und das im Museum, beim Verkehrsverein und bei Bücher Beckmann käuflich zu erwerben ist, nachlesen.

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