Zähes Ringen in Holthausen-Schmintrup Erst nach fünf Stunden steht neuer Schützenkönig fest

St. Hubertus: Nach fünf Stunden ist Christian Hermans neuer Schützenkönig
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Die Sonne brannte, Zuschauer und Titelaspiranten drängten sich im Schatten zusammen. Mehrere Hundert Schaulustige verfolgten am Montag, 12. Juni 2023, eines der längsten Vogelschießen in der Vereinsgeschichte des Schützenvereins St. Hubertus Holthausen-Schmintrup. Nach rund fünfstündigem Wettkampf stand schließlich Christian Hermans als neuer König des 1869 gegründeten Traditionsvereines fest.

Er löst Heinz Dißel ab, der mit seiner Frau Ingrid eine ungewöhnlich lange Regentschaft hinter sich hatte. „Wegen der Corona-Pandemie konnten wir 2021 nicht schießen“, erzählt Dißel. Statt der üblich zwei war er also vier Jahre lang die Majestät des Vereins. Er war es gerne, wie er sagt. Zwar legte er auch dieses Jahr einige Mal auf den Schützenvogel an, aber nur in der Anfangsphase.

Langwierige Sache: Rund fünf Stunden legten die Schützen auf den zähen Holzvogel an, bis er endlich aus dem Kugelfang stürzte.
Langwierige Sache: Rund fünf Stunden legten die Schützen auf den zähen Holzvogel an, bis er endlich aus dem Kugelfang stürzte. © Jörg Heckenkamp

Start um 10.30 Uhr

Das Schießen nahm am dritten Tag des Schützenfestes, am Montag, 12. Juni, um 10.30 Uhr auf dem Schützenplatz an der Zollstraße seinen Beginn. Nach eineinhalb Stunden war der von Schützen-Oberst Stefan Hoselmann gebaute Vogel kaum gerupft. Es zeichnete sich zu diesem Zeitpunkt bereits ab, dass es ein langer Tag unter der Vogelstange werden könnte.

Doch zunächst stärkten sich die Schützen, traditionell alles Männer im Verein bis auf Frauen im Spielmannszug, an der Erbsensuppe. Gegen 12.45 Uhr setzten sich die Versuche fort, dem hölzernen Federvieh den Garaus zu machen. Zunächst stand eine lange Schlange von Schützen vor dem Schießstand. Auch diejenigen feuerten mit Schrotpatronen auf das Getier oben im Kugelfang, die keine ernsthaften Absichten hatten.

Großer Applaus nach der Entscheidung: Das neue Königspaar wurde von vielen gefeiert.
Großer Applaus nach der Entscheidung: Das neue Königspaar wurde von vielen gefeiert. © Günther Goldstein

Erst gegen 14,15 Uhr trennte sich die Spreu vom Weizen. Unter der Vogelstange standen nur noch diejenigen, die es wirklich wissen wollten. „Damit alles gerecht zugeht, treten diese Finalisten in fester Reihenfolge an“, sagt Vorsitzender Uwe Hoselmann im Gespräch mit der Redaktion.

Bei Außentemperaturen von knapp 30 Grad, allerdings etwas gemildert durch angenehmen Wind und das ein oder andere Bier, gaben diese Finalisten ihr Bestes, um das adler-artige Stück Holz aus einer Verankerung zu lösen. Zwischendurch machte es ab und an „pling“, wenn ein Schütze die eiserne Befestigungsstange traf. Gleichwohl: Der Vogel gab sich unbeeindruckt.

Schießen ist laut. Mama hat ihrem Nachwuchs Ohrschützer verpasst.
Schießen ist laut. Mama hat ihrem Nachwuchs Ohrschützer verpasst. © Jörg Heckenkamp

König mit dem 643. Schuss

Heinz Dißel machte sich vor vier Jahren um 14.15 Uhr mit dem 502. Schuss zum Regenten von Holthausen-Schmintrup. Christian Hermans benötigte bis um 16.22 Uhr insgesamt 643 Schuss, um sich zum Schützenkönig 2023 zu machen. Damit handelte es sich um eines der längsten Schießen in der mehr als 150-jährigen Vereinsgeschichte. Hermans nahm seine Frau Anette zur Mitregentin.

Drei Tage lang feierte die Holthausen-Schmintruper Gemeinschaft ihr Schützenfest. Einer der Höhepunkte war sicherlich am Samstagabend der öffentliche Tanzabend im Festzelt an der Zollstraße. Mehrere Hundert Gäste, darunter offizielle Abordnungen von einem halben Dutzend befreundeter Vereines, feierten bis in die frühen Morgenstunden. Auch Sonntagabend stand eine Festivität, der Festball, auf dem Programm.

Auf die Schultern gehoben wurde der neue Schützenkönig Christian Hermans nach dem entscheidenden Schuss.
Auf die Schultern gehoben wurde der neue Schützenkönig Christian Hermans nach dem entscheidenden Schuss. © Günther Goldstein

Der Höhepunkt war dann aber sicherlich das erste Vogelschießen nach vier Jahren am Montagvormittag. Der Tag begann offiziell um 9.15 Uhr mit dem Antreten und einem anschließenden Wortgottesdienst mit Kranniederlegung am Ehrenmal. Dann nahm um 10.30 Uhr das Vogelschießen seinen Lauf, bis Christian Hermans um 16.22 Uhr als neuer König feststand.

Nach einer Parade am Ehrenmal gegen 19.30 Uhr fand das diesjährige St. Hubertus-Schützenfest ab 20 Uhr mit dem Königsball sein Ende.

Re-Live vom Vogelschießen Holthausen-Schmintrup: Christian Hermans hat es geschafft

Viele Bilder vom Tanzabend der Schützen aus Holthausen-Schmintrup : Schützenfest Werne 2023