Wer für wenige Tage, zum Beispiel für einen Städtetrip, eine Unterkunft sucht und nicht im klassischen Hotel übernachten möchte, der landet mitunter auch bei der Internet-Plattform Airbnb. Und spätestens seit dem Fund der Sole, dem Aufbau des Solebads und anderer Attraktionen in Werne, wie der Freilichtbühne, zieht es Erholungssuchende auch hierher.
So vermietet zum Beispiel Benedikt Schleicher eines der Fachwerkhäuser, die den Kirchhof säumen, über diese Plattform. Mit Vorteilen für beide Seiten: Die Gäste übernachten zentral in der Stadt in einer besonderen Unterkunft. Auf der anderen Seite wird das Haus durch die Vermietung bewirtschaftet. Schäden, die durch eine Nicht-Nutzung entstehen können, zum Beispiel durch Feuchtigkeit, Wärme oder Kälte, wird vorgebeugt.
Doch es gibt auch Kritik am Konzept von Airbnb. So ist die Vermietung von Ferienhäusern über kommerzielle Plattformen zum Beispiel in Palma de Mallorca teilweise verboten – es sei denn, es gibt eine Tourismuslizenz. Damit will man gegen die auf Mallorca allgegenwärtige Wohnraumknappheit vorgehen.

Werne ist nicht Palma de Mallorca, aber hat Airbnb auch hier Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Wohnraum? Lars Werkmeister, Geschäftsführer der Werne Marketing GmbH, sieht keinen Zusammenhang zwischen der Wohnraumknappheit und dem Ferienwohnungsangebot in Werne. „Wir haben über 14.000 Haushalte in Werne. Nehmen wir an, dass 100 Wohneinheiten für Airbnb oder als Ferienwohnung genutzt werden, dann liegt der Anteil bei unter einem Prozent. Das ist mit vielen Städten, die überwiegend vom Tourismus leben, überhaupt nicht vergleichbar.“
Trotzdem müsse man einen möglichen Zusammenhang zwischen vermehrten Airbnb-Angeboten und der Wohnraumknappheit in Werne im Auge behalten. Aber: „Es gibt Städte, da wurden Satzungen erlassen, die die Umwidmung von Wohnraum zu Ferienwohnungen untersagen. Den Bedarf sehe ich in Werne aber noch nicht.“
Beim Werne Marketing seien derzeit 32 Ferienwohnungen gemeldet, hinzu kommen Pensionen und Hotels. Die Stadt habe keine Übersicht, wie viele Airbnb-Angebote es in der Stadt gibt, Werkmeister schätzt die Zahl auf 15 bis 20 Unterkünfte. Im Test der Redaktion für ein Wochenende im November (Zeitraum flexibel) wurden im Zentrum von Werne und der näheren Umgebung 17 mögliche Unterkünfte angezeigt.
Tourismus in Werne boomt
Und wie steht es grundsätzlich um den Tourismus in Werne? Mit knapp 29.000 Gästeankünften in den Unterkünften in Werne habe man 2023 eine Steigerung im Vergleich zu den Vorjahren verbuchen können, so Lars Werkmeister. Das sei sogar der Höchstwert in den vergangenen zehn Jahren. Dabei werden aber nur Unterkünfte mit mehr als zehn Betten erfasst, Ferienwohnungen und Airbnb fallen also raus. Wie viele dort noch dazu kommen, dazu gibt es keine Statistik.
„Ein weiterer Indikator ist die Investitionsquote (vor allem private Investitionen) in touristische Infrastruktur. Zum Beispiel ist der Umbau des Hotels am Kloster ein positives Beispiel.“ Insgesamt sei aber noch Potenzial und „Luft nach oben“.
Grundsätzlich sei die heimische Wirtschaft ein Treiber für mehr Übernachtungsgäste. „Aufgrund der guten Auslastungszahlen würde ich noch Marktpotenzial sehen“, so Werkmeister.
Doch auch auf der anderen Seite, beim Wohnraum, gebe es vermehrten Bedarf. Der Druck auf den Wohnungsmarkt entstehe durch viele Faktoren, unter anderem dadurch, dass Wohnungen immer größer werden, es immer mehr kleinere Haushalte mit ein bis zwei Personen gebe und auch dadurch, dass die Wohnungspreise in nahegelegenen Großstädten immer weiter steigen. Das sorge auch für eine größere Nachfrage in Werne. „Insgesamt sehe ich in Werne kurz- und mittelfristig sehr gute Vermarktungschancen für neuen Wohnraum, sofern sie zu einem marktgerechten Preis und in einer nachgefragten Größe angeboten werden.“