Eine Tradition auf dem Wochenmarkt in Werne geht zu Ende. Der mit Abstand am längsten dort vertretene Verkaufsstand wird schließen. Drei Jahre vor einem runden Geburtstag. Denn im Jahre 2026 wäre die Familie, die in dritter Generation Obst und Gemüse verkauft, genau 100 Jahre auf dem Wochenmarkt ansässig gewesen. „Doch es geht einfach nicht mehr“, sagt Chef Michael Hubracht (58). Der Grund: eklatanter Personalmangel.
Jeden Dienstag und jeden Freitag ist der Obst- und Gemüsestand geöffnet. In den vergangenen Jahre mit immer weniger Personal. In Spitzenzeiten „waren wir mit zehn Leuten da“, sagt Michael Hubracht, „fünf aus der Familie und fünf Aushilfen. Heute sind wir zu viert. Wir werden alle älter. Es geht einfach nicht mehr.“
Alle Versuche, an neues Personal zu kommen, seien gescheitert. „Seit mehr als vier Jahren versuche ich das.“ Er habe eine Liste von vier Studenten, die früher ausgeholfen haben. „Aber die sind nun fertig oder woanders, die wollen bei mir nicht mehr arbeiten.“

29. Dezember 2023 letzter Tag
Und so steht der letzte Wochenmarkttag fest: „Am Freitag, 29. Dezember 2023, verabschieden wir uns von unseren Kunden“, sagt der 58-Jährige. Allerdings sind Obst und Gemüse von Hubracht weiterhin zu bekommen. „Unser Hofladen an der Stockumer Straße bleibt geöffnet“. Ab Januar allerdings mit anderen Öffnungszeiten als bisher. „Wir öffnen ab dem neuen Jahr donnerstags von 15 bis 18 Uhr, freitags und samstags von 9 bis 12.30 Uhr.“ Im Dezember 2023 gelten noch die alten Öffnungszeiten.
Auch wird Hubracht weiterhin die Belieferung von Privatkunden und der Gastronomie aufrechterhalten. „Ich gehe noch nicht in den Ruhestand“, scherzt er. Doch das Wochenmarkt-Geschäft sei mit einer derartig dünnen Personaldecke nicht mehr zu stemmen.

Große Liebe zu seiner Frau
Es sei jetzt schon schwierig, das Geschäft im Winter zu viert abzuwickeln mit „meiner Frau, meiner Schwester Anke Heitbaum und Mitarbeiterin Ute Eckert“. Doch in Hoch-Zeiten, etwa beim Spargelverkauf, sei das überhaupt nicht mehr zu schaffen. „Das ist Stress pur, das will ich mir und uns nicht antun.“
Er wisse durchaus, was er seinem geschrumpften Team abfordere. „Das ist richtig harte Arbeit.“ Nicht nur der Verkauf, sondern vor allem der Auf- und Abbau des großen Obst- und Gemüsestandes sowie das Verladen der Ware. Ein ganz besonderes Kompliment macht Hubracht seiner Frau Susanne. „Wir kennen uns seit 1983 und das ist für mich wie ein Sechser im Lotto.“ Sie würde richtig mit anpacken, ihm den Rücken freihalten. Michael Hubracht: „Meine Frau ist das Beste, was mir passieren konnte. Das können Sie ruhig schreiben.“ -
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