Es gibt Händler, die schon seit Jahrzehnten auf dem Werner Wochenmarkt vertreten sind. Alt eingesessen, etabliert und jedem Marktbesucher vertraut. Im Vergleich dazu fällt der Verkaufswagen von Anne Stammkötter (57) eher in die Kategorie „junges Gemüse“. Tatsächlich gibt es hier aber ausschließlich Fleisch. Ziemlich viel sogar.
Die Hausschlachtung Stammkötter aus Ennigerloh ist erst seit Herbst 2022 auf dem Werner Wochenmarkt vertreten. Zunächst nur dienstags, inzwischen auch freitags. Das Geschäft läuft gut. Ihr gefalle besonders, dass Werne einen so „grünen“ Markt habe, sagt Stammkötter. Das bedeutet nicht, dass es hier viele Pflanzen gibt, sondern dass hauptsächlich Lebensmittel angeboten werden und nicht etwa Kleidung oder Haushaltswaren.
Der Fleischereibetrieb ist seit fünf Generationen in Familienhand. Gegründet wurde er bereits 1902. „Aus dem Jahr haben wir noch ein Dokument, das uns erlaubt, Krankenhäuser zu beliefern“, erklärt die Händlerin. Die Krankenhauskantinen bekamen dann beispielsweise halbe Schweine, Rinder oder Kälber aus der Schlachterei.
Großes Sortiment von Schwartemagen bis Schnitzel
Wer heute Fleisch bei Stammkötter kaufen möchte, sucht vergeblich nach einem stationären Betrieb beziehungsweise Laden. Den gibt es nämlich nicht. „Wir sind ausschließlich auf Märkten unterwegs“, betont die Chefin. Neben Werne unter anderem in Ahlen, Beckum und Warendorf - mit zwei bis drei Verkaufswagen und sieben Verkäuferinnen an fünf Tagen.
Das hat einen einfachen Grund: Das Fleisch muss zügig an den Mann gebracht werden. Denn außer Pökelsalz verwendet das Unternehmen keine Konservierungsstoffe. Dementsprechend schnell muss die Ware verzehrt werden. Das Sortiment reicht von Schinken und Zungenwurst über Schwartemagen und Rouladen bis zu Bratwurst und Schnitzel.

„Alles vom Rind oder Schwein. Wir dürften auch Schafe schlachten. Aber das machen wir nicht“, sagt die 57-Jährige. Und warum nicht? Weil das Fleisch von Schafen auf Wochenmärkten laut Stammkötter häufig von Geflügelhändlern verkauft wird. Da wolle man sich ja nicht „ins Gehege kommen“. Sie bevorzuge schließlich das Miteinander der Markthändler statt Konkurrenzdenken. Und hier in Werne, da sei der Umgang „glücklicherweise sehr kollegial“.
Wozu ein solches Klima unter anderem beitragen kann, wird an Monika Naumann (61) deutlich. Sie arbeitet seit gut einem Monat bei Stammkötter, hatte zuvor aber bereits mehrere Jahre auf Wochenmärkten gestanden. „Unser Betrieb hat dann geschlossen, ich wollte aber bleiben - also bin ich zu Anne rübergegangen und habe sie gefragt, ob sie einen Job für mich hat“, sagt Naumann. Sie selbst hatte bis dato Brot verkauft. Der Wagen der Fleischerei stand auf dem Wochenmarkt in Warendorf direkt nebenan. Und vielleicht steht er ja auch in ein paar Jahrzehnten noch in Werne.

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