Gerda und Heinrich Wittenbrink (Spitzname Heinz; hier auf einem Archivbild) leiten die gleichnamige große Gastronomie mit zahlreichen Räumen, Kegelbahn und Biergarten. © Jörg Heckenkamp (A)

Wittenbrinks Hof

Gastronomin Gerda Wittenbrink: „So eine Situation habe ich noch nie erlebt“

Wittenbrinks Hof in Werne kämpft mit der coronabedingten Schließung. Ein Liefer- und Abholservice fürs Wochenende wurde eingerichtet. Eine große Investition zahlt sich noch nicht aus.

Werne

, 13.11.2020 / Lesedauer: 3 min

Die Gastronomen in Deutschland haben im Zuge der Corona-Pandemie viele Mühen auf sich genommen, um einen coronagerechten Betrieb zu ermöglichen. Plexiglaswände, reichlich Desinfektionsmittel und Liefer- sowie Abholservices wurden angeschafft und ermöglicht.Manche Gastronomen haben sogar investiert, um die Lokalfläche zu vergrößern. Das Strobels im Solebad in Werne etwa hat ein Zelt angeschafft, um zusätzliche Plätze zu schaffen. Diesen Weg ist auch die Gaststätte Wittenbrinks Hof in Werne gegangen. Doch mit der erneuten Schließung der Gastronomie kann sich diese Investition bisher nicht lohnen.

Nachdem es für Wittenbrinks Hof an der Varnhöveler Straße im Sommer relativ gut gelaufen sei, habe man in ein Zelt investiert. „Wir haben eine mittlere vierstellige Summe für das Zelt bezahlt. Wir dachten, damit lässt sich der Mindestabend besser halten. Wenn es doch mal eine große Feier gegeben hätte, hätte man die Gäste ins Zelt setzen können“, blickt Inhaberin Gerda Wittenbrink zurück.

Die Investition in ein Zelt, um mehr Sitzplätze zu schaffen und Abstand halten zu können, hat sich bisher nicht gelohnt. © Wittenbrink

Doch die Hoffnungen wurden enttäuscht. Seit Oktober stehe das Zelt. Aber schon in dem Monat liefe es nicht so gut, wie Gerda Wittenbrink es sich erhofft hatte. Dann folgte die Schließung: „Seit November geht natürlich gar nichts mehr. Uns geht es wie allen anderen Kollegen. Die Lage ist nicht besonders gut“, sagt Wittenbrink.

Abhol- und Lieferservice am Wochenende

Für das Wochenende hat der Familienbetrieb einen Abholservice eingerichtet. Einen Lieferservice gibt es auch, allerdings nur bei größeren Bestellungen. Ehemann Heinz Wittenbrink stehe dafür mit dem Auszubildenden in der Küche.

„Wir haben die Mitarbeiter wieder in Kurzarbeit geschickt, weil wir nicht wissen, ob die Schließungen andauern werden. Ich glaube nicht daran. Ich habe Bedenken, dass es kein Weihnachtsgeschäft geben wird“, sagt Gerda Wittenbrink. Sie rechne erst im nächsten Frühjahr oder Sommer mit einer Normalisierung der Lage.

Die Familie Wittenbrink: Gerda und Heinz (vorne) mit Söhnen Johannes, Hendrik und Bernhard (v.l.n.r.) © Wittenbrink (A)

Eine kuriose Beobachtung hat die Gastronomin gemacht: „Es gibt Kunden, die holen jeden Samstag essen – aber nur, wenn wir zu haben. Wenn wir aufhaben, habe ich die noch nicht gesehen“, sagt sie leicht amüsiert.

Eine vergleichbare Situation habe Gerda Wittenbrink noch nie erlebt. „Ich hätte niemals gedacht, dass man als Gastronom nicht arbeiten darf. Nie im Leben.“

45 Jahre in Familienhand

Dabei kann Wittenbrinks Hof auf eine lange Geschichte zurückblicken, die eng mit der Familiengeschichte einhergeht. 1975 eröffneten Heinrich und Margret Wittenbrink die Gaststätte in Werne. Zwei Jahre später stieg Sohn Heinz Wittenbrink als Koch mit in das Familienunternehmen ein.

27 Jahre nach der Eröffnung folgt dann im Jahr 2002 der erste Generationswechsel. Heinz und Gerda Wittenbrink, die 1977 geheiratet hatten, nehmen das Zepter beziehungsweise den Kochlöffel in die Hand. Im Jahr 2014 wurde umfangreich gebaut. Ein Wintergarten und eine neue Toilettenanlage zählen seitdem zur Ausstattung von Wittenbrinks Hof.

Für die Nachfolge ist gesorgt

2019 folgt schließlich der nächste Meilenstein. Sohn Bernhard übernimmt die Leitung in der Küche. Bernhard Wittenbrink absolvierte nach der Realschule eine Ausbildung zum Koch. Seine Vita weist viele Stationen auf, es zog ihn nach Billerbeck, Ischgl und wiederholt ins Sauerland. 2015 legte er seine Meisterprüfung ab.

Perspektivisch soll er den Betrieb übernehmen. „Ein bisschen machen mein Mann und ich noch. Aber wir müssen erstmal die Situation abwarten“, sagt Gerda Wittenbrink, „vielleicht lohnt sich eine Übernahme nicht mehr. Dann kann unser Sohn besser etwas anderes machen“.

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