Windel-Wirrwarr in Werne Grünen-Vorschlag für Windel-Zuschuss sorgt für Diskussion

Grünen-Vorschlag für Stoffwindel-Zuschuss sorgt für Diskussion
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Für die Grünen ist die Sache klar: Stoffwindeln sind eine umweltschonende Alternative zu Einwegwindeln. Weil die Ökovariante in der Erstanschaffung mit circa 500 Euro jedoch ziemlich kostspielig ist, sollte man seitens der Kommune nicht nur verstärkt für die Verwendung werben, sondern auch finanzielle Unterstützung leisten. Genau diese beiden Aspekte hatte die Ratsfraktion in einem Antrag zusammengefasst, der nun im Ausschuss für Soziales, öffentliche Ordnung, Integration und Inklusion diskutiert wurde.

Konkret forderte die Fraktion darin, Eltern bei der Anschaffung von Mehrwegwindeln einen einmaligen Zuschuss in Höhe von 150 Euro für das erste und 50 Euro für jedes weitere Kind zu gewähren. 5000 Euro sollten dafür im Haushalt einplant werden. Darüber hinaus sollten Jugendamt und Beratungsstellen verstärkt über die Vorteile von Mehrwegwindeln informieren.

Der erhoffte Effekt: Unter anderem könnte das Müllaufkommen in der Stadt deutlich reduziert werden. Zudem könnte ein Haushalt langfristig durch die Verwendung von Stoffwindeln gegenüber Einwegwindeln sogar Geld sparen – laut Rechnung der Grünen etwa 1500 Euro während der gesamten Wickelzeit.

Viele Zweifel in der Politik

Was in der Theorie zunächst plausibel klingt, stieß in der Ausschusssitzung nicht unbedingt auf Begeisterung. Benedikt Lange von der FDP befürwortete zwar eine bessere Aufklärungsarbeit, konnte aber die Finanzierung aus kommunalen Haushaltsmitteln nicht ganz nachvollziehen. Sein Gedanke: Wenn man durch die Verwendung von Stoffwindeln doch Geld spare, warum sollte die Stadt dann auch noch Zuschüsse leisten?

Dem Hinweis von Barbara Börste (Grüne), man wolle so auch Geringverdienern die Möglichkeit geben, sich Stoffwindeln zu kaufen, entgegnete Andreas Schütte (Linke): „Damit werden wir die untere Einkommensschicht wahrscheinlich nicht erreichen.“ Etappenweise Einwegwindeln zu kaufen, sei für Geringverdiener wohl attraktiver, als 500 Euro auf einmal auszugeben - selbst dann, wenn 150 Euro davon erstattet würden.

Vergleich mit anderen Städten

Während die UWW dem Vorschlag der Grünen positiv begegnete, war man auf Seiten der SPD eher skeptisch. Er halte den Aspekt der Ressourcenschonung in diesem Zusammenhang nicht für durchdacht, erklärte Dirk Pohl. Denn besagte Stoffwindeln müssten schließlich auch gewaschen werden. Und dadurch steige nun mal der Wasserverbrauch.

Zweifel gab es auch daran, wie groß überhaupt der Bedarf wäre und wie viel Arbeitsaufwand ein solches Konzept für die Verwaltung bedeuten würde. Letztere hatte immerhin schon mal ein paar Vergleichsdaten zusammengetragen. Die Erkenntnis: Sowohl die Modelle als auch die Nachfrage sind in den Kommunen, die ein vergleichbares Angebot bereits eingeführt haben, völlig unterschiedlich.

Geburtsurkunde für Auszahlung nötig

Die Stadt Rheda-Wiedenbrück gewährt Eltern beispielsweise schon seit rund 20 Jahren finanzielle Zuschüsse. 25 bis 30 Anträge gehen dort pro Jahr ein. Die Stadt Detmold hingegen bietet unter anderem eine „Mehrwegwindelförderung“ in Höhe von acht Euro pro Monat. Im Jahr 2020 gab es 23 Anträge, im Jahr 2021 hingegen 13.

Bedenken hatten Teile der Werner Politik auch hinsichtlich der Möglichkeit, das Angebot könne ausgenutzt werden. Dem entgegnete Barbara Börste, dass es durchaus Kontrollmöglichkeiten gebe, um sicherzustellen, dass die finanziellen Zuschüsse von den Empfängern tatsächlich auch so verwendet werden, wie vorgesehen. Geld soll es nämlich nur gegen Vorlage einer Geburtsurkunde sowie einer Rechnung geben, die den Kauf von Stoffwindeln belegt.

Letztlich einigte man sich im Ausschuss auf einen Kompromiss: Das Modell soll in Werne zunächst testweise für zwei Jahre eingeführt werde. Dem angepassten Beschlussvorschlag stimmten die Ausschussmitglieder bei einer Gegenstimme zu.

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