In der neuen Wiehagenschule an der Stockumer Straße könnte es bald eng werden - zumindest lassen das die aktuellen Prognosen zur Entwicklung der Schülerzahlen vermuten. Um langfristig einen fünften Klassenzug stemmen zu können, braucht es zusätzliche Räume. Nur wo genau sollen die geschaffen werden? Dazu hat sich die Stadtverwaltung ausgiebige Gedanken gemacht und unter anderem einen Architekten mit ins Boot geholt. Herausgekommen sind fünf verschiedene Varianten - und eine klare Empfehlung.
Dass die aber längst nicht jedem in der Politik gefällt, wurde in der jüngsten Sitzung des Ausschusses für den Kommunalbetrieb Werne (KBW) mehr als deutlich. Mit einer hauchdünnen Mehrheit von nur einer Stimme sprachen sich die Ausschussmitglieder nach langer und teils hitziger Diskussion für einen leicht angepassten Beschlussvorschlag der Verwaltung aus. Der Gegenvorschlag der CDU galt bei Stimmgleichheit als abgelehnt. Aber der Reihe nach...
Die von der Verwaltung aufgezeigten Varianten zur Lösung des Platzproblems beziehen nicht nur das Schulgebäude, sondern auch die bereits vorhandene und allmählich in die Jahre gekommene Turnhalle mit ein. Bei zwei der fünf Lösungsvorschläge würde die Halle erhalten und gegebenenfalls aufgestockt werden. In den anderen Varianten müsste sie weichen und Platz für ein weiteres Schulgebäude und/oder eine neue Doppelturnhalle machen. Letztere könnte optional mit Schul- und Mehrzweckräumen ausgestattet werden.
Große Sorge um Schulhoffläche
Eine genaue Kosteneinschätzung gibt es zwar noch nicht - fest steht aber, dass sich alle fünf Varianten unterschiedlich stark auf den laufenden Schulbetrieb auswirken würden und in einigen Fällen auch Schulhoffläche wegfallen würde. Ein Punkt, der insbesondere für Schulleiterin Nicola Buschkotte ein absolutes No-Go ist: „Die Fläche darf auf keinen Fall verkleinert werden. Da darf kein Quadratmeter verloren gehen“, betonte sie im Ausschuss.
Der Bau einer Doppelturnhalle, die freilich mehr Platz als die bisherige Halle beanspruchen würde, erscheint so gesehen also nicht besonders attraktiv. Da sowohl der KBW als auch die befragten Statiker und Architekten eine Aufstockung der Halle beziehungsweise des Schulgebäudes - unter anderem aus wirtschaftlichen Gründen - für keine gute Option halten, bleibt nur noch ein Vorschlag übrig. Und der ist eigentlich allen Beteiligten bestens vertraut: Die Halle wird abgerissen und an gleicher Stelle ein zusätzliches Schulgebäude errichtet.
Favorisierte Lösung ist nicht ganz neu
Genau für diese Option hatten sowohl der Kommunalbetriebs- als auch der Schulausschuss bereits im Jahr 2017 grünes Licht gegeben. In weiser Voraussicht sozusagen. Für den Fall eines „späteren erhöhten Raumbedarfs der Wiehagenschule“ sollte ein separates Erweiterungsgebäude gebaut werden, hieß es seinerzeit. Die Verwaltung prüfte in der Zwischenzeit dennoch Alternativen, um sich nicht gänzlich auf diese Lösung zu beschränken.
Hinzu kommt: Einen Standort für einen möglichen Doppelhallen-Neubau hat man bereits im Blick - nämlich das Areal des jetzigen Bolzplatzes an der Ecke Stollenweg/ Klöcknerstraße/ Waldstraße, ganz in der Nähe der Wiehagenschule. Das hatte Bürgermeister Lothar Christ in der Sitzung des Stadtrates Ende September 2022 mitgeteilt.

Schon in dieser Angelegenheit hatte die CDU Bedenken. Und die zeigte sie nun auch gegenüber dem aktuellen Vorschlag der Verwaltung. Man solle und müsse zumindest genauer prüfen, ob nicht die Möglichkeit besteht, das aktuelle Schulgebäude zu erweitern - aber nicht in die Höhe, sondern im nördlichen und südlichen Bereich. Möglicherweise könne man ja auch auf Stelzen bauen, damit keine Schulhoffläche verloren gehen, erklärten Markus Rusche und Uta Leisentritt. Fest steht für die CDU: Ein Abriss der Sporthalle wäre wohl ein Fehler.
Artur Reichert (FDP) merkte an, um den Vorschlag der Verwaltung zu verfolgen, müsse man schon sicherstellen, dass die neue Zweifachturnhalle auf dem jetzigen Bolzplatz auch tatsächlich gebaut wird. Denn: „Wo sollen die Kinder sonst zum Sport gehen?“ In einem solchen Fall käme neben der ohnehin schon von den Wiehagenschülern genutzten Barbarahalle laut KBW-Leiter Frank Adamietz aber auch die Halle der ehemaligen Wienbredeschule in Betracht.
SPD auf Seite der Schulleitung
Die SPD stellte sich voll und ganz auf die Seite von Schulleitung und Verwaltung. An der Schulhoffläche dürfe man nicht weiter herumschnippeln, hieß es sinngemäß. Der Vorschlag, einen Anbau auf Stelzen zu errichten, unter dem dann die Kinder ihre Pausen verbringen könnten, sorgte bei Lars Hübchen für Kopfschütteln. Erfahrungsgemäß schaffe man dadurch nur Ecken, die mit der Zeit verkommen. „So etwas will keiner haben“, betonte der SPD-Mann.
Das abschließende Argument der CDU, man müsse für eine vernünftige Entscheidung „mehr Fleisch am Knochen“ und belastbare Zahlen haben, änderte allerdings nichts an dem letztlich knappen Abstimmungsergebnis.
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