Werner Senioren-Union empört über Medikamentenknappheit „Ist ein unhaltbarer Zustand“

Senioren-Union zu Medikamentenknappheit: „Ist ein unhaltbarer Zustand“
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Seit einigen Jahren nimmt Reinhard Hasler ein blutdrucksenkendes Medikament. Als sich vor kurzem seine Arznei-Packung dem Ende zuneigte und der 72-Jährige in einer Apotheke für Nachschub sorgen wollte, hieß es wie so oft derzeit: Dieses Medikament ist aktuell leider nicht lieferbar. Hasler bekam ein anderes, vergleichbares Präparat ausgehändigt. „Wenn ich dann anfange das zu nehmen, hoffe ich, dass ich das genauso gut vertrage, wie das, an das ich gewöhnt bin“, sagt er.

Viele Personen aus seinem Umfeld würden diese Medikamentenengpässe ebenfalls tangieren: „Aus einer Reihe von Gesprächen weiß ich, dass Ältere und Jüngere davon betroffen sind“, berichtet er. Ob Fiebersäfte für seine Enkel, Antibiotika für einen Bekannten. Beides konnte dann noch aus einer Nachbarstadt besorgt werden. „Man hört das immer wieder“, so Hasler. „Es ist auch kreisweit in der Senioren-Union besprochen worden.“ Grund genug für Hasler als Vorsitzender und seine Kollegen von der Senioren-Union eine Pressemitteilung zum Thema Medikamentenknappheit zu verfassen.

Zwei Medikamentenfläschchen
Vor allem knappe Kindermedikamente gibt es in der Christophorus Apotheke nur noch auf Rezept. Die Kunden brauchen eine vorangehende Untersuchung durch den Arzt. © Jörg Carstensen/dpa

„Die aktuelle Nichtverfügbarkeit von vielen Medikamenten führt bei den Mitgliedern der Senioren-Union Werne zu Unverständnis und Verärgerung“, heißt es darin. „Jahrelang eingenommene Medikamente, insbesondere Blutdrucksenker, onkologische Präparate und Medikamente für Kinder sind seit einiger Zeit nicht mehr erhältlich.“ Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte listet auf seiner Internetseite aktuell Lieferengpässe für mehr als 300 Arzneimittel auf.

Michaela Minke, Mitarbeiterin der Christophorus Apotheke an der Steinstraße, bestätigt das Problem auf Nachfrage. Allerdings spricht sie davon, dass von den 480 zu Spitzenzeiten fehlenden Medikamenten nach wie vor 440 nicht, nur sehr selten oder nur in sehr geringen Mengen lieferbar sind. „In den meisten Fällen können wir aushelfen“, so die Apothekerin.

„Dann sind zum Beispiel nur Pillen eines bestimmten Medikamentes in geringerer Dosis lieferbar und wir vereinbaren dann die doppelte Anzahl an Pillen. Oder wir bieten Alternativen zu dem gewohnten Präparat.“ Außerdem ist die Christophorus Apotheke dazu übergegangen, Medikamente nur noch auf Rezept herauszugeben. So habe sich die Lage, nicht aber die Verfügbarkeit an Medikamenten an sich, etwas entspannt, erklärt Minke.

Nicht nachvollziehbar

Sehr viel Zeit am Tag verwendeten Apotheken-Mitarbeiter

für die Bestellung von Medikamenten. Auch wenn sie alles versuchen, um die Kunden zu bedienen, sei die Situation aber noch lange nicht zufriedenstellend - so die Meinung der Mitglieder der Werner Seniorenunion.

„Schon lange vor der Corona-Pandemie haben die Verlagerung der Wirkstoffproduktion nach Asien, Qualitätsprobleme bei der Herstellung und die weltweit steigende Nachfrage zu Engpässen geführt“, heißt es in der Mitteilung der Senioren-Union weiter. Coronabedingte Unterbrechungen der Lieferketten und die Konzentration auf immer weniger Lieferanten, unter anderem aufgrund der Rabattverträge der Krankenkassen, machten das System anfällig.

Die Senioren Union drängt darauf, die Arzneimittelforschung und -produktion wieder stärker nach Deutschland und Europa zurückzuholen. „Wir können es nicht nachvollziehen, dass versorgungsrelevante Arzneimittel nicht mehr lieferbar sind“, sagt Reinhard Hasler. „Das ist ein unhaltbarer Zustand. Die Senioren-Union wird das Thema nicht aus den Augen verlieren.“