Werner Kinderarzt zum Thema Husten Wann muss mein Kind zuhause bleiben?

Von Michael Gilbert
Werner Kinderarzt zum Thema Husten: „Oft ist Husten harmlos“
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Husten ist nicht nur einer der häufigsten Gründe, sich - oder in unserem Fall sein Kind - beim Arzt vorzustellen. Husten ist auch belastend, manchmal auch schmerzhaft, bisweilen quälend und - seien wir ehrlich - nervig.

Und er ist nicht selten der Grund, aus dem man sein Kind von der Kita oder Schule abholen soll. Oft ist Husten tatsächlich harmlos. Manchmal aber eben nicht.

Was ist eigentlich Husten? Und warum gibt es ihn? Das meiste, was im Körper passiert, hat einen Sinn. Und nutzt oft mehr als wir denken.

Husten ist ein Schutz: Zunächst verschließt sich die Stimmritze - das ist der Raum zwischen unseren Stimmbändern -, dadurch entsteht ein hoher Druck in den Bronchien und mit Kraft und lautem Geräusch wird dann explosionsartig ausgeatmet. Also: gehustet.

Dieser Reflex wird ausgelöst zum Beispiel durch Fremdkörper, was wir alle vom Verschlucken kennen, aber auch durch chemische Reize, was vielen bekannt ist, wenn sie einen verqualmten Raum betreten. Oder das Husten entsteht durch Schleim, der so zäh ist, dass er nicht von allein, also durch die Arbeit unserer Reinigungsbürsten in den Atemwegen, den sogenannten Flimmerhärchen, heraustransportiert wird. Das ist in der Regel das Problem bei Entzündungen der Atemwege.

Ursachen von Husten

Manchmal ist es aber auch so, dass allein eine Entzündung die Hustenrezeptoren - das sind kleine Sensoren, die überall in den Atemwegen verteilt sind - überempfindlich machen. Und dann husten wir, ohne Schleim herauszubringen.

Und manchmal werden durch Infekte unsere Flimmerhärchen (unsere Reinigungsbürsten) geschädigt, sodass auch normaler Schleim nur mit Husten herausgebracht wird. Bei Rauchern übrigens sind diese Flimmerhärchen kaputt. Und deshalb muss sich ein Raucher morgens häufig freihusten.

Aber jetzt zu der häufigsten Ursache von Husten bei unseren Kindern. Viren, Viren, Viren und nochmals Viren, ab und zu Bakterien, und ganz selten Pilze. Und natürlich, damit es nicht zu einfach ist, Allergien. Doch zu den Infekten: die Viren dringen also über den Nasen-Rachen-Raum bei uns ein. (Der „Husten der Nase“ ist übrigens das Niesen). Und führen dann dort zu einer Entzündung.

Sind die unteren Atemwege betroffen, sprechen wir dann von Bronchitis oder dann auch von Lungenentzündung. Während der Rachen, der Kehlkopf und die Luftröhre noch recht weit sind, verzweigen sich die Atemwege immer weiter und werden enger; das führt dann zusätzlich zu der Verschleimung auch zu einer Verengung der kleineren Bronchien, was wir dann - und viele Eltern kennen das zur Genüge - als Pfeifen, vor allem beim Ausatmen hören. Oft schon ohne Stethoskop.

Verschleimung, Verengung und auch Verdickung - all das macht Husten.

Was hilft?

Eine Schülerin führt ihre Hand vor dem Husten zum Mund.
Eine Schülerin führt ihre Hand vor dem Husten zum Mund. © obs

Gibt es ein Zaubermittel? Leider nein. Und je nach dem, was im Vordergrund steht, wird man anders therapieren.

Wie lange dauert denn der Husten? Bei Kindern immer zwei Wochen, häufig drei Wochen und gar nicht selten vier bis sechs Wochen. Somit kann es nicht „nur“ wegen des Hustens über Wochen zu Hause bleiben, sondern nur wenn der Allgemeinzustand schlecht ist.

Helfen nicht einmal Antibiotika? Leider nur sehr selten. Kortison? In speziellen Fällen. Und all die Hustensäfte? Lindern bisweilen, aber heilen tun sie nicht. Inhalieren? Siehe Kortison.

Warnzeichen, dass vielleicht doch etwas Ernstes vorliegt? Sehr schnelle Atmung, mehrere Tage anhaltendes Fieber, Trinkunlust, Rückzugstendenz, Schlafen zur Unzeit, Wesensveränderung.

Und eines ist klar: Rauchen ist schon für ein gesundes Kind keine gute Umgebung, und für ein hustendes Kind schon gar nicht. Und Rauchen am Fenster oder auf dem Balkon macht es auch nicht besser.

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