Gibt es in Werne bald eine private Grundschule? Danach fragte die CDU-Fraktionsvorsitzende Uta Leisentritt völlig überraschend im Schulausschuss. „Die Christliche Gemeinde, eine Freikirche, will zum übernächsten Schuljahr eine private Schule errichten. So stellt sich jetzt die Frage, ob ein Neubau an der Wiehagenschule noch sinnvoll ist“, so Leisentritt.
Rückblick: Die Erweiterung der Wiehagenschule ist ein jahrelang heiß diskutiertes Thema in der Werner Politik. Bekanntlich ist die Schule aufgrund des erhöhten Bedarfs mittlerweile fünfzügig. Dafür braucht es mehr Platz. Wegen hoher Kosten wurden die Neubaupläne immer wieder überarbeitet. Die neueste Vorlage der Stadtverwaltung sieht eine separate Erweiterung an der Stockumer Straße vor. Außerdem soll die bisherige Turnhalle ebenfalls für einen Neubau weichen und das Schulgebäude erweitert werden.

Bekenntnisgrundschule die richtige Alternative?
Zwischenzeitlich war eine Dependance an der ehemaligen Wienbredeschule im Gespräch, die aber aus unterschiedlichen Gründen nicht realisiert wurde. Jetzt steht mit der Privatschule ein weiterer Alternativvorschlag im Raum. Für Uta Leisentritt wäre das eine Möglichkeit, angesichts des angeschlagenen Haushalts Geld zu sparen. „Es wäre zumindest sinnvoll, nochmal darüber zu diskutieren, bevor man abstimmt“, pflichtet ihr Fraktionskollege Philipp Gärtner bei. Hinter den Plänen einer Bekenntnisgrundschule stehe nach CDU-Informationen Frank Wagner von der Christlichen Gemeinde Waldstraße, der zugleich Direktor der Gebrüder-Grimm-Grundschule in Bockum-Hövel ist.
Die Stadtverwaltung hält von den Vorschlägen der CDU nicht viel. Zumal es ohnehin noch keine Anmeldung der Christlichen Gemeinde bei der Bezirksregierung Arnsberg gab. Diese sei aber für den Bau einer neuen Schule notwendig, so Frank Gründken, Dezernent für Bildung, Kultur und Sport. „Aber es gibt tatsächlich Planungen eines kirchlichen Trägers, eine zweizügige Bekenntnisschule in Werne zu errichten“, räumt er ein. „Das hat allerdings keinerlei Auswirkungen auf die Schulentwicklungsplanung der Stadt.“
SPD warnt vor Zweiklassengesellschaft im Grundschulalter
Die anderen Fraktionen im Ausschuss waren von dem erneuten Alternativvorschlag der Christdemokraten sichtlich genervt. Besonders wenig Begeisterung zeigte die SPD. „Was kommt als Nächstes? Erst stand eine Dependance im Raum, jetzt soll eine private Grundschule die Lösung sein?“, fragte etwa Dirk Pohl in Richtung der CDU. „Ich habe langsam das Gefühl, da steckt ein System hinter, um den Neubau an der Wiehagenschule zu verhindern.“

„Ohnehin stellt sich die Frage, ob private Grundschulen richtig sind“, ergänzt Parteikollege Ulrich Höltmann. „Man würde bereits in der Grundschule eine Zweiklassengesellschaft schaffen“, ergänzt er mit Blick auf das zu zahlende Schulgeld und wird noch drastischer: „Übertrieben gesagt, wenn die privilegierten Kinder nicht mehr auf den normalen Schulen sind, haben wir bald ‚Ghetto-Schulen‘ in Werne.“
Enthaltung der CDU
Letztendlich stimmten alle Fraktionen außer der CDU dem Beschluss zu. Die Christdemokraten hatten mehrfach betont, die Entscheidung vertagen zu wollen und drohten nach heftigen Diskussionen sogar mit der kurzfristigen Formulierung eines Antrags. Nach einer Beratungspause enthielt sich die CDU dann aber doch. Nun geht der Beschluss als Empfehlung an den Betriebsausschuss für den Kommunalbetrieb Werne (13. Juni). Sollten die Fraktionen den Beschluss auch dort abnicken, stimmen die Abgeordneten in der nächsten Stadtratssitzung (24. Juni) final ab.
In einer früheren Version dieses Textes hieß es, dass die CDU dem Ausschuss von dem möglichen Bau einer privaten Grundschule berichtete. Tatsächlich fragte die Fraktionsvorsitzende Uta Leisentritt jedoch nur, ob der Verwaltung das Vorhaben der christlichen Gemeinde bekannt sei.