Weitere Privatschule in Werne? Rainer Hotz (Grüne): „Aus meiner Sicht hat diese Schule keine Zukunft“

Private Grundschule in Werne: „Aus meiner Sicht hat diese Schule keine Zukunft“
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Christliche Gemeinde Waldstraße in Werne plant die Errichtung einer privaten Bekenntnisgrundschule.
  • Die Stadt hat wenig Einfluss darauf hat, da die Genehmigung durch die Bezirksregierung erfolgt.
  • Freikirchliche Bekenntnisschulen, wie die geplante in Werne, folgen staatlichen Lehrzielen, aber nicht den Lehr- oder Bildungsplänen und sind unabhängig von (Landes-) Kirchen.
  • SPD-Politiker Ulrich Höltmann sorgt sich, dass eine freikirchliche Schule Kinder in einem christlichen Weltbild beeinflusst und befürchtet eine mögliche „Zweiklassengesellschaft“ durch Schulgeld.
  • Die Grünen sehen aufgrund des geplanten Umbaus der Wiehagenschule zu einer fünfzügigen Grundschule keinen Bedarf für eine zusätzliche Schule und befürchten deren mangelnde Zukunft in Werne.

Eine freikirchliche Grundschule in Werne – das könnte schon bald Realität werden, wie im jüngsten Schulausschuss bekannt wurde. Jetzt bestätigt die Christliche Gemeinde, eine freikirchliche Gemeinschaft aus Werne, dass der Bau einer neuen Schule diskutiert wird. „Es gibt in Werne tatsächlich einen Personenkreis, der beginnt, sich mit einer solchen Idee zu beschäftigen“, erklärt Frank Wagner auf Anfrage der Redaktion. Er ist aktives Gemeindemitglied und leitet zudem die städtische Gebrüder-Grimm-Grundschule in Hamm.

Viel mehr über die Pläne der Christlichen Gemeinde verrät Wagner jedoch nicht. Eins ist sicher: Die Stadt hat dabei wenig mitzureden, wie Frank Gründken, Dezernent für Jugend, Schule und Bildung, auf Anfrage dieser Redaktion betont. Denn es liegt in den Händen der Bezirksregierung, den Bau der Schule zu genehmigen. „Unseres Wissens nach gab es vonseiten der Christlichen Gemeinde schon Gespräche mit der Bezirksregierung, aber es wurde noch kein Antrag gestellt“, so Gründken.

Eine Frau steht vor einer Wand.
Uta Leisentritt (CDU) findet, dass die Idee einer privaten Grundschule zumindest diskutiert werden sollte. © Jörg Heckenkamp

Die städtische Politik ist gespalten, was die Errichtung einer privaten Grundschule durch einen freikirchlichen Träger angeht. So finden etwa die Christdemokraten, dass man angesichts des nicht gerade kostengünstigen Umbaus der Wiehagenschule über die Alternative einer zweizügigen Privatgrundschule sprechen sollte. „Schließlich gibt es mit dem Christophorus-Gymnasium ein gutes Beispiel für eine Bekenntnisschule in Werne“, betont Fraktionschefin Uta Leisentritt. „Deshalb: Alles direkt zu verfluchen, finde ich falsch.“

Aber was ist eigentlich eine freikirchliche Bekenntnisschule? Diese zeichnen sich dadurch aus, dass sie nur den staatlichen Lehrzielen, aber nicht den Lehrplänen oder Bildungsplänen folgen müssen, erklärt der Verband evangelischer Bekenntnisschulen und Kitas (VEBS) auf seiner Webseite. Der VEBS ist die Interessenvertretung von 207 christlichen Bekenntnisschulen und christlichen Kitas. „Sie sind unabhängig von (zum Beispiel evangelischen Landes-) Kirchen.“ In Nordrhein-Westfalen gibt es freikirchliche Schulen etwa in Düsseldorf, Hilden oder Hagen.

Auch die Christliche Gemeinde aus Werne ist als Freikirche unabhängig von einer Landeskirche. „Als freie und unabhängige Gemeinde gehören wir keiner großen Kirche an und sind auch keinem Dachverband angeschlossen“, heißt es auf der Homepage. Die Mitglieder versuchen, sich in ihrem Glauben direkt an der Bibel zu orientieren.

Vermittlung eines religiösen Weltbilds

Der Werner SPD-Politiker Ulrich Höltmann vermutet deshalb, dass die Kinder auf einer freikirchlichen Grundschule bereits früh durch ein christliches Weltbild beeinflusst werden. „Das Glaubensbild ist stark an der Bibel ausgerichtet“, erklärt er. Weil die Schule von einem privaten Träger gebaut wird, haben Politik und Stadtverwaltung keinen Einfluss auf die Ausrichtung der neuen Bildungseinrichtung.

„Ich kann mir aber nicht vorstellen, dass Kinder an christlichen Grundschulen indoktriniert werden“, sagt Uta Leisentritt. „Zumal es Auflagen der Bezirksregierung gibt, welche die Schulen erfüllen müssen.“

Zweiklassengesellschaft schon im Grundschulalter?

Ulrich Höltmann befürchtet zudem eine „Zweiklassengesellschaft“, etwa wenn die Eltern Schulgeld zahlen müssten. „Meine Sorge ist, dass möglicherweise finanzkräftigere Eltern ihre Kinder den anderen Schulen entziehen“, präzisiert er. Höltmann meint, dass es auf den Werner Schulen eine gute Durchmischung zwischen Kindern aus ärmeren und wohlhabenderen Verhältnissen geben sollte.

„Die Möglichkeit einer Zweiklassengesellschaft ist nicht von der Hand zu weisen“, sagt auch Rainer Hotz aus der Grünenfraktion in Werne. Allerdings betont er ebenso wie die CDU, dass es mit dem Christophorus-Gymnasium bereits ein positives Beispiel für eine Schule in christlicher Trägerschaft gibt. Trägerin ist hier allerdings das Bistum Münster.

Eine Schule steht in einer Stadt.
Die Wiehagenschule soll zu einer fünfzügigen Grundschule umgebaut werden. Eine private, freikirchliche Schule habe in Werne daher keine Zukunft, sagen die Grünen. © Jörg Heckenkamp (A)

„Aus meiner Sicht hat diese Schule keine Zukunft in Werne“, sagt Hotz. Die Stadt habe mit dem Ausbau der Wiehagenschule (sollte er vom KBW-Ausschuss und dem Rat bewilligt werden) genug Grundschulplätze. Da brauche es keine zusätzliche Schule.

Die FDP will noch keine Stellung zu der möglichen Privatschule beziehen, wie die Fraktionsvorsitzende Claudia Lange mitteilt. Bevor die Liberalen sich dazu äußern, müssten die Planungen der Christlichen Gemeinde konkreter sein.