Auf der Tagesordnung der jüngsten Sitzung des Stadtrats Werne stand auch ein Beschluss über die Beteiligung der Stadt an der NRW.URBAN Kommunal Entwicklung GmbH. Eine Beteiligung hätte für die Kommune den Vorteil, professionelle Unterstützung bei der Entwicklung von Gewerbe- und Wohnbauflächen zu bekommen. Das Angebot reicht von Kalkulations-, Entwicklungs-, Herstellungs- und Vermarktungsleistungen bis hin zur Abwicklung von Vorfinanzierungserfordernissen. Damit könnten sich auch Synergien im Hinblick auf den städtischen Haushalt ergeben.
Im Haupt- und Finanzausschuss bat die CDU-Fraktion darum, diesen Punkt zu schieben, da es eine Entwicklung gab, die zu dem Zeitpunkt nicht öffentlich war. Mittlerweile steht fest: Das Modehaus Leenders schließt zum Ende dieses Jahres und sorgt somit für einen weiteren Leerstand in der Bonenstraße. Im Stadtrat ergriff die Fraktionsvorsitzende Uta Leisentritt das Wort und fragte, ob die Abstimmung bis zur nächsten Sitzung vertagt werden könne. Denn eine Beteiligung an NRW.URBAN sei hauptsächlich wegen der Überplanung des Hühnerhofs ins Spiel gebracht worden.

Leisentritt: „Muss was passieren“
„Wir haben eine neue Situation, was die Bebauung des Hühnerhofs angeht. Wir haben jetzt eine neue Meinung und möchten schieben“, so die Ratsfrau. Mit der Schließung sei eine komplette Ladenzeile in der Bonenstraße von Frankemöller bis Leenders leer, weshalb die CDU momentan überhaupt keine Veranlassung sehe, das Hühnerhof-Gebiet zu überplanen. Die Vorsitzenden anderer Fraktionen pflichteten der Christdemokratin bei, daher wurde auch dieses Mal vertagt.
Einen Tag später bitten wir die Fraktionsvorsitzenden der im Rat vertretenen Parteien um ihre Einschätzung zur Schließung von Leenders. Uta Leisentritt sieht darin eine „absolute Katastrophe. Wir müssen zusehen, dass da wieder was reinkommt“. Am besten wäre natürlich, es käme ein Geschäft, das andere motiviere, sich dort anzusiedeln. „Es muss was passieren.“ Und im Gegensatz zu anderen Gebäuden stehe das Leenders-Haus ausgezeichnet da, bedürfe keiner umfangreichen Renovierungsarbeiten.

Qualitätssteigerung
Dr. Thomas Gremme (UWW) ist sicher, dass die Stadt und die Wirtschaftsförderung sehr bemüht seien, Leerstände so schnell wie möglich wiederzubesetzen. Das sei aber oftmals alles andere als einfach. „Leerstände sind absolut blöd. Dass Leenders schließt, ist traurig.“ Allerdings müsse sich jede Bürgerin und jeder Bürger fragen, wann er oder sie zuletzt dort eingekauft hat. Der Online-Handel mache es dem stationären Handel das Überleben sehr schwer.
In dem Zusammenhang allerdings die Überplanung des Hühnerhofs nach hinten zu schieben, halte er für das falsche Signal. Die UWW sehe darin durchaus eine Qualitätssteigerung und einen Weg, die Frequenz in der Innenstadt zu steigern. Die Gefahr, dort einen weiteren Leerstand zu bauen, halte Gremme für sehr gering.

Nicht übereilt handeln
Anders sieht das die Fraktionsvorsitzende der FDP, Claudia Lange. Sie findet, dass auf keinen Fall übereilt gehandelt werden dürfe. Die Überplanung des Hühnerhofes sei in dieser Situation nicht wichtig. „Die Wirtschaftsförderung muss jetzt mit Herrn Leenders sprechen, um zu erfahren, was er sich für sein Haus vorstellen könnte“, sagt sie. Sie bedauere die Schließung sehr und bespreche den Umgang mit den Leerständen in der Bonenstraße „in aller Ruhe“ mit ihrer Fraktion.
Die Grünen seien ohnehin gegen eine Bebauung des Hühnerhof-Areals, erklärt Benedikt Striepens. Dass Leenders schließt, sei ein Rückschlag für Werne. „Dadurch ist die Stadt noch schlechter versorgt“, so der Fraktionsvorsitzende. Die Ansiedlungspolitik sei über die Stadt sicher schwierig zu steuern, aber er sei sicher, dass dort bereits fieberhaft nach Alternativen gesucht werde. Er findet, dass Gespräche mit Sven Leenders geführt werden sollen, wenn die Zukunft der Immobilie geklärt ist. Denn bisher sei nicht klar, ob Leenders das Haus oder den kompletten Gebäudekomplex verkaufen will. „Zu den Plänen der Immobilie können wir zum aktuellen Zeitpunkt keine genauen Angaben machen“, teilt dieser schriftlich mit.
Die SPD-Fraktion war nicht für eine Stellungnahme erreichbar.