Werne trauert um Pater Wolfgang Drews Vom Maschinenbauer zum Chef des ältesten Kapuzinerklosters Deutschlands

Trauer um Pater Wolfgang Drews (91): Vom Maschinenbauer zum Guardian
Lesezeit

Chef. Das ist ein Wort, das Pater Wolfgang Drews nicht mochte. Zumindest nicht, wenn er damit gemeint sein sollte. Zweimal (von 1998 bis 2002 und von 2011 bis 2013) war er Vorsteher der Brüdergemeinschaft in Werne und damit im ältesten Kapuzinerkloster Deutschlands: Guardian, wie die Funktion offiziell heißt. Er selbst hat das lateinische Fremdwort einmal so übersetzt: „Wächter, Hüter, Beobachter, manchmal“, fügte er augenzwinkernd mit seiner dunklen, hessisch gefärbten Stimme hinzu, „auch Nachtwächter“. Was folgte war dieses typische Lächeln durch den weißen Bart hindurch: neckisch, aufmunternd, ansteckend - typisch Pater Wolfgang eben.

Der Mann, der zeitweise genauso zum Werner Stadtbild gehörte wie seit 350 Jahren die weiß verputzte Barockkirche mit dem angrenzenden Kloster, lebt nicht mehr. Wie Pater Norbert Schlenker, der heutige Guardian, jetzt mitteilte, sei sein Vor-Vorgänger am Karfreitag „im hohen Alter von 91 Jahren“ gestorben: also an dem Tag, an dem die gesamte Christenheit dem Tod Jesu gedenkt, um am dritten Tag danach seine Auferstehung von den Toten zu feiern: Ostern. Das Geheimnis des Glaubens, den Pater Wolfgang Drews zeitlebens bewegte. Dabei hatte er zunächst eine ganz andere Richtung eingeschlagen: zur Werkbank statt auf die Kanzel. In Blaumann statt in brauner Kutte mit weiße Kordel, die dreimal verknotet ist als Zeichen für die drei Gelübde: Armut, Keuschheit und Gehorsam.

Pater Wolfgang war am 14. Juli 1932 als Kurt Hans Drews im hessischen Ober-Erlenbach unweit von Frankfurt geboren. Er war der älteste von drei Söhnen der Eheleute Drews. Nach der Schule absolvierte er eine Ausbildung zum Elektromaschinenbauer.

Eintritt in die Kapuzinergemeinschaft

Allerdings hat er schon früh gemerkt, dass er sich mehr für Menschen als für Motoren interessiert. In der Wirtschaftswunderzeit suchte er nach Wundern, die sich nicht in Mark und Pfennig bemessen ließen. Die fand er in Frankfurt bei den Kapuzinern: einer weltweiten Ordensgemeinschaft, die nach eigenem Bekunden eintritt für eine „gerechtere Welt, für die Armen und Bedürftigen, den Dialog mit anderen Religionen sowie für den Frieden“.

Nach der Gesellenprüfung hat Drews die sogenannte Spätberufenenschule besucht und das Abitur nachgeholt. 1955 nahm er den Namen Bruder Wolfgang an: der Beginn eines neuen Lebens, das ihn als Student der Philosophie und Theologie nach Krefeld und Münster führte. Im Dom zu Münster wurde er am 26. Juli 1961 zum Priester geweiht. Die ursprüngliche Bodenständigkeit legte er aber nie ab. Sie half ihm, schnell Brücken zu bauen zu den Menschen, die er in seinen weiteren Stationen antraf: ob als Jugendseelsorger, in der damals üblichen Volksmission oder Wallfahrtsseelsorger, als Ansprechpartner für Arme oder Initiator des „Klosters zum Mitleben“ im baden-württembergischen Stühlingen.

Zusammenbruch auf der Straße

„Pater Wolfgang war stets bereit, dort hinzugehen, wo Not am Mann war“, sagt sein Nachfolger über ihn. 1998 habe ihn sein Weg zum ersten Mal nach Werne geführt. Damals war das 1659 gegründete Kloster die erste Station von jungen Männern, die sich für ein Leben als Kapuziner interessierten. Nach Zwischenstationen in Dieburg und Frankfurt kehrte er nach Werne zurück, nachdem 2011 der damalige Guardian, Pater Suitbert Telgmann, gestorben war.

Der 17. Juli 2018 bildete eine Zäsur in seinem Leben: Der stets so zupackende Pater Wolfgang brach bei einem in Karlsruhe auf offener Straße zusammen - Schlaganfall. Fortan musste er kürzertreten. 2022 feierte er noch relativ rüstig seinen 90. Geburtstag. Wenig später ließen seine Kräfte aber nach. Er äußerte selbst den Wunsch, ins Pflegeheim St. Katharina umzuziehen, wo er seit Mai 2023 wohnte. Die letzten Wochen wurde er dort palliativ behandelt.

Zum Thema

Beerdigung

  • Das Totengebet für Pater Wolfgang Drews ist am Sonntag (7. 4.), 18 Uhr, in der Klosterkirche in Werne.
  • Die Totenmesse folgt am Dienstag (9. 4.), 11 Uhr, in der Klosterkirche, anschließend ist die Beerdigung auf dem Werner Friedhof.

Pater Wolfgang wurde 91 Jahre alt. Seinen 85. Geburtstag feierte in Werne mit einer feierlichen Messe und 150 Anwesenden.
Pater Wolfgang wurde 91 Jahre alt. Seinen 85. Geburtstag feierte in Werne mit einer feierlichen Messe und 150 Anwesenden. © Mersch