Drei wichtige Ereignisse passierten am 9. November: 1923 wollte Adolf Hitler sich an die Macht putschen. 1989 öffnete sich in Berlin die Mauer. Maßgeblich sind aber die Geschehnisse des Jahres 1938, als die Nationalsozialisten ihren Vernichtungszug gegen jüdisches Leben begannen. In der sogenannten „Reichspogromnacht“ wurden Menschen systematisch verletzt und ermordet, ihre Besitztümer zerstört, Synagogen angezündet.
Traditionell wird am 9. November an diese Gräueltaten erinnert und gemahnt, dass so etwas nie wieder geschehen darf. In Werne versammeln sich die Menschen am Marktplatz, wo bis 1940 die Synagoge stand. So wird es auch an diesem Samstag sein. Um 17 Uhr kommen die Menschen zusammen, Bürgermeister Lothar Christ legt einen Kranz nieder und es wird innegehalten.

Gegenveranstaltung
Im Ausschuss für Kultur, Partnerschaften, Stadtmarketing und Brauchtumspflege fiel am Dienstagabend (5. November) negativ auf, dass zum selben Zeitpunkt ein Vortrag bei Bücher Beckmann angesetzt ist. Dr. Anke Schwarze, Journalistin und Historikerin, referiert über Antisemitismus und über den aktuellen Diskurs über Israel. Die stellvertretende Bürgermeisterin Marita Funhoff stellte die Frage, ob man sich gegenseitig die Teilnehmer abspenstig machen wolle. Es könne nicht sein, an einem solch bedeutenden Tag so etwas wie eine Gegenveranstaltung zu organisieren.
Auch Stephanie Viefhues, bei der Stadt eigentlich federführend in Sachen Städtepartnerschaften, zeigte sich irritiert. Die Gedenkveranstaltung zur Pogromnacht sei schließlich kein neuer Termin, sondern stehe seit Jahrzehnten fest. „Hat Hubertus Waterhues eventuell nicht dran gedacht? Das ist bestimmt nicht böse gemeint. Seit Corona passiert das öfter, dass Veranstaltungen kollidieren“, sagt sie einen Tag später im Gespräch mit der Redaktion. Sie möchte keine Absicht unterstellen, zumal die Thematik des Vortrages ja zum Tag passe.

Vortrag beginnt später
Hubertus Waterhues selbst kann die Geschichte schnell aufklären: „Ich hatte die Uhrzeit nicht auf dem Schirm.“ Tatsächlich ist am Mittwochnachmittag (6. November) die Gedenkfeier nicht im Veranstaltungskalender der Stadt zu finden. Das sei natürlich keine Entschuldigung. „Wir wollen gar nicht in Konflikt mit der Gedenkfeier geraten. Deshalb verlegen wir den Beginn des Vortrags auf 17.45 Uhr“, so Waterhues.
Wer also nach der Gedenkfeier den Vortrag hören möchte, ist herzlich dazu eingeladen. Andersherum können jene, die noch von einem Beginn von 17 Uhr bei Bücher Beckmann ausgehen, auch dort warten, niemand stehe vor verschlossenen Türen.
„Im Anschluss an die Kranzniederlegung gehen wir ins Museum und hören einen Vortrag von Josef Börste zu jüdischem Leben. Danach sind alle eingeladen, sich die Sonderausstellung anzusehen“, führt Stephanie Viefhues das diesjährige Programm aus. Die aktuelle Sonderausstellung „Jüdisches Leben sichtbar machen“ zeigt, wie Jüdinnen und Juden heute in Deutschland leben.