Update 16.30 Uhr:
Es ist ein chaotisches Bild, das sich in der Straße Am Griesetorn in Werne zeigt: Glassplitter, Unmengen von Farbe - die Polizei meint, es seien Blau und Gelb verwendet worden - und der Schriftzug „Keine Waffen an Ukro-Nazis - Antifa“. Die Geschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen ist in der Nacht zum 14. Februar (Freitag) Opfer eines Angriffs geworden. Eine Anwohnerin erzählt, sie sei kurz vor 2 Uhr in der Nacht „durch mehrere laute Knalle“ aus dem Schlaf gerissen worden. Mehrere Steine wurden mutmaßlich gegen die Fensterscheiben geworfen. „Ich dachte zuerst, in den Kiosk nebenan wird eingebrochen. Dann hörte ich Stimmen, öffnete das Fenster, sah die Farbe und wusste direkt, dass es die Geschäftsstelle ist“, sagt sie.
Vier vermummte Gestalten seien in Richtung Kurt-Schumacher-Straße davongelaufen. Die Anwohnerin ist sich aufgrund der gehörten Stimmen sicher, dass es Männer waren. Sie und ein Nachbar, der ebenfalls wach wurde, riefen beide die Polizei. Die Beamten seien durch die Stadt gefahren, um nach Hinweisen zu suchen. Die Kriminalpolizei sei eingeschaltet worden und habe Ermittlungen aufgenommen.
Am Freitagvormittag wollten die Werner Grünen eigentlich zunächst einen Infostand in der Innenstadt betreiben und sich mit dem Direktkandidaten für den Wahlkreis Hamm-Unna II, Nelli Soumaoro, austauschen. Der hatte nämlich seinen Besuch angekündigt. Den Stand bauen die Mitglieder dennoch auf, suchen das Gespräch mit den Bürgern.

Am Freitagvormittag wollten die Werner Grünen eigentlich zunächst einen Infostand in der Innenstadt betreiben und sich mit dem Direktkandidaten für den Wahlkreis Hamm-Unna II, Nelli Soumaoro, austauschen. Der hatte nämlich seinen Besuch angekündigt. Den Stand bauen die Mitglieder dennoch auf, suchen das Gespräch mit den Bürgern.
„Der immaterielle Schaden ist viel höher. Unser Parteibüro wurde schon öfter beschmiert oder mit Aufklebern versehen worden. Aber in dem Ausmaß hatten wir das noch nicht. Das hier ist der Gipfel“, so die Sprecherin Esther Schüttpelz. Auch Wahlplakate seien immer wieder beschädigt oder abgerissen worden. Schüttpelz kann sich die Gewaltbereitschaft nicht erklären. „Ich glaube schon, dass die Leute sauer sind auf die Bundesregierung. Aber dazu passt der Antifa-Schriftzug eigentlich nicht“, so Schüttpelz weiter. Über die Gründe des Angriffs könne sie nur spekulieren. Dass viele Mitglieder jetzt verunsichert seien, sei wohl verständlich.
Einige hätten nun nicht mehr wirklich Lust, Infostände zu betreuen. „Wie gut, dass die Dispersionsfarbe benutzt haben, die geht recht gut ab“, sagt Drohmann. Er telefoniert gerade mit einem Reinigungsunternehmen, das Farbe und den Schriftzug entfernen kann. Die Fensterscheiben werden erst einmal bleiben, wie sie sind. „Zum Glück haben wir eine Vandalismus-Versicherung“, so Drohmann.

Neue Normalität?
Der Schock sitzt dennoch tief. Die Werner Grünen machen sich Sorgen um die eigene Sicherheit, denn ihre Partei ist bekanntlich seit Längerem Ziel von kollektiven Anfeindungen. Drohmann vermutet daher, dass die Täter möglicherweise aufgrund zahlreicher Falschmeldungen und Unwahrheiten den Angriff gewagt haben. „So etwas darf keine neue Normalität sein“, fügt Schüttpelz hinzu. Dass niemand verletzt wurde, sei der nächtlichen Uhrzeit geschuldet. Einschüchtern lassen sich die Werner Grünen jetzt aber nicht. In der kommenden Woche starten sie Pendler-Wahlkampf am Bahnhof.
Christoffer Diedrich, ebenfalls Sprecher des Ortsvereins, teilt schriftlich mit: „Wir verurteilen diese Sachbeschädigung entschieden - politische Auseinandersetzungen müssen mit Argumenten geführt werden, nicht mit Vandalismus. Solche Aktionen schaden dem demokratischen Diskurs und bieten keinen konstruktiven Beitrag zu den wichtigen Herausforderungen, vor denen unsere Gesellschaft steht. Wir lassen uns dadurch nicht entmutigen. Gerade in Zeiten, in denen Hass und Spaltung auch in Werne zunehmen, bleiben wir standhaft und setzen uns weiterhin für eine offene, solidarische und Gesellschaft ein. Demokratie lebt vom Austausch und Respekt - und genau dafür stehen wir.“ Ähnlich äußert sich auf Nachfrage der Fraktionsvorsitzende im Werner Stadtrat, Benedikt Striepens. Für ihn sei klar: „Wir machen weiter.“

Staatsschutz ermittelt
Der Staatsschutz teilt am Freitag auf Anfrage schriftlich mit: „Zu dem Fall von gestern Abend liegen so kurz danach noch keine weiteren Erkenntnisse vor.“ Damit bestätigt der Sprecher zumindest, dass Ermittlungen aufgenommen wurden.
Update 14.35 Uhr:
Die Kriminalpolizei hat noch in der Nacht Ermittlungen aufgenommen. Noch immer gibt es keine Hinweise auf die Täter. Der Grünen-Direktkandidaten für den Wahlkreis Hamm-Unna II, Nelli Soumaoro, hatte seinen Besuch zum Austausch angekündigt. Jetzt steht er fassungslos vor der beschmierten Geschäftsstelle. „So eine Gewalttat geht überhaupt nicht. Wir verurteilen das aufs Schärfste. So ein Umgang mit einer demokratischen Partei ist inakzeptabel“, so der Politiker.
So haben wir ursprünglich berichtet:
Ein lauter Knall weckte Anwohner der Straße Am Griesetorn in Werne gegen 1.45 Uhr in der Nacht zum 14. Februar (Freitag). Wie die Kreispolizeibehörde Unna auf Nachfrage mitteilt, warf jemand Steine gegen die Fensterscheiben der Geschäftsstelle von Bündnis 90/Die Grünen. Zusätzlich wurde die Fassade mit blau-grüner Farbe beschmiert. Die Fenster wurden beschädigt.
Hinweisgeber beobachteten vier vermummte Gestalten, die sich vom Einsatzort entfernt haben sollen. Hinweise auf die Täter liegen noch nicht vor, der Staatsschutz werde wohl Ermittlungen aufnehmen.