Zweites Gleis, Kreisverkehre und Co. in Werne Hat der Bürgermeister seine Mobilitätsziele erreicht?

Volle Fahrt bei der Mobilität: Hat der Bürgermeister seine Ziele erreicht?
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Vor der Bürgermeisterwahl 2020 hatte Amtsinhaber Lothar Christ seine persönlichen Ziele für Werne klar formuliert. Aber sind den Worten auch Taten gefolgt? Das beleuchten wir in unserer Serie zur Bürgermeister-Bilanz. Im siebten und letzten Teil geht es um das Thema Mobilität. Ein Komplex, der in den vergangenen Jahren für teils hitzige Diskussionen sorgte – auch zwischen Politik und Stadtverwaltung.

Unter anderem müsse man die Situation für Radfahrer verbessern, hatte Christ vor der Wahl betont. Und in der Selbsteinschätzung fällt sein Fazit nach fast fünf Jahren durchaus positiv aus. „Die Umgestaltungspläne für Ovelgönne, Penningrode und Selmer Landstraße, bei der größtes Gewicht auf einen fahrrad- und fußgängerfreundlichen Ausbau gelegt wurde, liegen im Entwurf vor. Die ausführenden Arbeiten beginnen in diesem Jahr“, heißt es auf Anfrage unserer Redaktion aus dem Stadthaus.

Verbesserungen für Radfahrer „auf den Weg gebracht“

Im Rahmen einer Kooperationsvereinbarung zwischen der Stadt Werne und Straßen.NRW seien die Planungen zum Bau von sieben Kilometern Radweg Richtung Hamm, Selm und Lünen weitgehend abgeschlossen. „Für den Ausbau der Münsterstraße zwischen dem Kreisverkehr Becklohhof und dem Stadthaus hat der Stadtrat im Dezember letzten Jahres grünes Licht gegeben. Abseits von konzentrierten Straßenbauprojekten wurde der Radverkehr im Stadtgebiet an verschiedenen Stellen gefördert“, schreibt die Verwaltung und nennt als Beispiele dafür Markierungen für Fahrradspuren und Aufstellflächen vor Ampeln sowie Grünpfeile, die das Abbiegen erleichtern und den Radverkehr „flüssiger“ gestalten sollen.

Das Ziel, Verbesserungen für Radfahrer zu erreichen, sei also „auf den Weg gebracht“. Die bauliche Umsetzung müsse noch erfolgen. Die Planungen hätten auch „aufgrund der Berücksichtigung von besonderen Ausbauwünschen eine längere Zeit beansprucht“.










Stadt sieht Teilziel beim zweiten Gleis erreicht

Längere Zeit beansprucht bekanntlich auch der Bau des zweiten Gleises auf der Bahnstrecke zwischen Dortmund und Münster. Hierzu schreibt die Stadt: „Mit der im August 2023 abgeschlossenen Rahmenvereinbarung und der im Dezember 2024 unterschriebenen Planungs- und Finanzierungsvereinbarung haben Bund und Land NRW grünes Licht für eine 24 Kilometer lange Strecke zwischen Werne an der Lippe und Münster Amelsbüren gegeben. Damit beginnen die Planungen für den Abschnitt, der ursprünglich lediglich sechs statt der jetzt zugesagten 24 Kilometer lang sein sollte. Die Bemühungen des westfälischen Bahnbündnisses waren erfolgreich. Das ausgegebene Teilziel ist erfüllt.“

Und dann wäre da noch die angekündigte Umgestaltung weiterer Kreisverkehre nach dem Vorbild des Kreisverkehrs im Bereich Becklohhof/ Burgstraße/ Münsterstraße. „Für drei weitere Kreisverkehre (Penningrode, Ovelgönne und Münsterstraße), die im Planungsentwurf für die Neugestaltung des Straßenzugs enthalten sind, ist eine attraktive Gestaltung beabsichtigt. Da die Kreisverkehre noch nicht im Bau sind, ist das Ziel noch nicht erreicht. Die Entwürfe hierfür liegen teils vor, teils werden sie zurzeit erarbeitet. Anschließend müssen Sponsorengelder und/oder Fördermittel akquiriert werden“, teilt die Verwaltung mit Blick auf den aktuellen Stand mit.

Menschen stehen am Bahnsteig am Bahnhof in Werne.
Am Bahnhof in Werne wartet man nicht nur auf den Zug, sondern auch aufs viel zitierte zweite Gleis. © Jan Hüttemann (Archiv)

Wie rosig ist die Lage wirklich?

Soweit die Selbsteinschätzung von Verwaltung und Bürgermeister. Doch steckt darin vielleicht doch ein bisschen zu viel Optimismus? Fakt ist: Das Thema Verkehr polarisiert in der Lippestadt. „Wir machen immer wieder tolle Konzepte, aber bis dann wirklich etwas umgesetzt wird, dauert es ewig“, hieß es schon mehrfach sinngemäß aus der Politik. Allen voran die FDP äußerte teils heftige Kritik an der „Umsetzungsgeschwindigkeit“, wenn es um die Arbeitsweise der Verwaltung ging. Die Meinung hatte die Partei allerdings nicht exklusiv.

Das jüngste Beispiel gab es in der Sitzung des Umweltausschusses im Februar. Von dem 2022 beschlossenen Mobilitätskonzept waren zu diesem Zeitpunkt lediglich fünf von 35 Maßnahmen abgeschlossen. 19 seien derzeit in Planung beziehungsweise in Bearbeitung, hieß es aus den Reihen der Verwaltung. Auch das ewige Warten auf das Straßenkataster sorgte für Unmut. Und beim zweiten Gleis schwankt der Gemütszustand der Volksvertreter ohnehin schon seit vielen Jahren zwischen Frust, Hoffnung und Galgenhumor – je nachdem, welche Neuigkeiten die Verwaltung gerade zu verkünden hat. Das Spektrum reicht von „Meilensteinen“ bis hin zu Dämpfern und Rückschlägen bei den Planungen.

Ein Auto steht an der Ampel an der Kreuzung Münsterstraße/ Hansaring in Werne.
Im Zuge des Regionale-Projekts "Werne neu verknüpft" sollen entlang der Horne mehrere Einzelmaßnahmen umgesetzt werden. Sie betreffen auch den Stadtsee sowie mehrere Kreuzungen auf der Münsterstraße, die zu Kreisverkehren umgestaltet werden sollen. Das Bild zeigt die Kreuzung Münsterstraße/ Hansaring. © Felix Püschner

Ähnlich ist die Situation bei einem weiteren Mammut-Projekt, das mit Blick auf den Straßenverkehr durchaus von Relevanz ist: „Werne neu verknüpft“. Angesichts der Haushaltslage beschlossen die Mitglieder des Stadtrates Ende 2024, auf einige Teilmaßnahmen zu verzichten und andere zu verschieben. Die geplanten Kreisverkehre am Stadthaus und an der Steintorkreuzung sowie die Feuerwehrbrücke über die Horne bleiben auf der Agenda. Zu den verschobenen Maßnahmen gehören unter anderem der Kreisverkehr am Hansaring sowie die Umgestaltung der Münsterstraße zwischen dem Kreisverkehr am Stadthaus und dem Hansaring.

Unsere Einschätzung: Die Stadt hat in Sachen Mobilität zwar vieles aufs Papier gebracht – aber noch nicht genug auf die Straße. Viele Maßnahmen wurden zeitlich immer wieder verschoben, auch abseits des Regionale-Projekts. Die von der Stadt aufgeführten Gründe waren vielseitig: Kein Geld, kein Personal, keine Rückmeldung von anderen Behörden, die bei den Planungen involviert waren. Tatsächlich entstand oftmals aber auch der Eindruck, die Stadt verfolge das Thema schlichtweg nicht mit genügend Nachdruck.

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