Betrugsmaschen über Internet oder Telefon werden immer ausgefeilter. Uta Cramer aus Werne erhielt vor ein paar Tagen einen Anruf, der sie zunächst beunruhigte. Auf ihrem Festnetzanschluss rief jemand mit unterdrückter Nummer an. „Eine Computerstimme sagte, sie rufe im Auftrag von Paypal an, ich hätte die ungewöhnlich hohe Summe von 429 Euro überwiesen. Dazu hätte ich jetzt die Möglichkeit, es noch mal zu checken“, erzählt die 51-Jährige. Die Stimme sagte, mit dem Wählen der Taste 1 werde sie zu einem Mitarbeiter durchgestellt.
Cramer mutmaßt, dass sie dann bei diesem angeblichen Mitarbeiter ihre Daten hätte abgeben müssen. „Ich habe dann aufgelegt und sofort meinen Paypal-Account gecheckt. Dort gab es - wie ich mir schon dachte - keine Überweisung von 429 Euro“, sagt Cramer. Sie teilt sich den Account mit ihrem Mann, es hätte also sein können, dass er diesen Betrag gezahlt hat. „Aber so eine hohe Ausgabe hätten wir vorher besprochen“, ist sie überzeugt.
PayPal ruft nicht an
Die Pressestelle von Paypal kennt solche Betrugsversuche und teilt schriftlich mit: „Bei solchen Anrufen handelt es sich um einen Betrugsversuch. Paypal-Kunden können sich schützen, indem sie bei solchen Anrufen direkt auflegen. Häufig werden die Angerufenen unter Zeitdruck gesetzt, um so die Herausgabe von Informationen zu erreichen. Verbraucher sollten sich stets bewusst machen, dass seriöse Unternehmen ihre Kunden nicht anrufen, um persönliche Informationen abzufragen oder mit der Aufforderung, Zahlungen auszulösen.“
Auch bei E-Mails sei Vorsicht geboten. Websites würden mittlerweile fast perfekt gefälscht. Paypal werde niemals per Mail eine Abfrage von persönlichen Daten vornehmen. „Zudem versendet Paypal in seinen E-Mails niemals Anhänge.“
Grundsätzlich lassen sich Phishing-E-Mails anhand folgender Kriterien erkennen:
- eine allgemeine Anrede wie „Sehr geehrter Nutzer“: PayPal spricht seine Kunden immer mit Vor- und Nachnamen an
- vermeintliche Dringlichkeit: In der E-Mail werden Kunden zum angeblichen Schutz ihres Kontos zur sofortigen Durchführung eines kritischen Updates aufgefordert
- fehlerhafte Sprache: Die E-Mail weist grobe Grammatik- und Rechtschreibfehler auf
- gefälschte Absender-Adresse: Sieht die Absender-Adresse merkwürdig aus, ist Vorsicht geboten

Paypal Verdächtiges melden
Unabhängig davon rate das Unternehmen seinen Kunden, regelmäßig die eigenen Kontobewegungen sowohl des Bank- als auch des Paypal-Kontos zu überprüfen und bei verdächtigen Aktivitäten diese direkt zu melden. Uta Cramer habe genau richtig gehandelt, indem sie das Gespräch beendet und unverzüglich ihr Konto überprüft habe.
Sollten Kunden einmal Abbuchungen vorfinden, die sie nicht genehmigt habe, sollen sie sich unverzüglich bei Paypal melden. „Dies geht am einfachsten über die Konfliktlösungen im Paypal-Konto. Wir schützen Kunden vor nicht autorisierten Zahlungen und erstatten diese zurück“, so die Unternehmenssprecherin weiter.
Erfahrungen teilen
„Nichts davon stimmte. Ich weiß nicht, wo ich gelandet wäre, wenn ich die Taste 1 am Telefon gedrückt hätte. Sicher ist für mich aber, dass es ein Betrug ist“, sagt Uta Cramer. Sie habe sich an die Öffentlichkeit gewandt, um Aufmerksamkeit auf das Thema zu lenken. Gerade erst sei schließlich die Masche mit dem E-Rezept veröffentlicht worden.
Sie sei nicht leicht zu beeinflussen, aber könne nicht ausschließen, dass sie in einem anderen Szenario ebenso souverän reagiert hätte. „Man wird ja trotzdem hellhörig“, gibt sie zu und appelliert an ihre Mitmenschen: „Wenn Ihnen etwas Ähnliches passiert, teilen Sie Ihre Erfahrungen. Und seien Sie vorsichtig.“ Es gibt zwar keine 100-prozentige Sicherheit, aber je mehr Menschen ihre Erlebnisse öffentlich machen, desto schwerer wird es für Betrüger, Opfer zu finden.