Seit knapp zwei Jahren ist die Druckerei Beckmann in Werne geschlossen. Im Sommer stellten die Architekten von Maas & Partner aus Münster ihre Idee eines generationenübergreifenden Wohnprojektes vor. Die Politik war begeistert. Am Freitag (15. November) gab es „Einblicke und Ausblicke“ zum geplanten Umbau. Zur Freude der Projektplaner kamen viele Nachbarn, um sich ausführlich zu informieren.
Aus den Bürogebäuden und den Lagerhallen werden „Beckmann’s Wohnwerke“, so haben die Planer das Projekt genannt. Aus den einstmals geplanten 90 Wohneinheiten sind mittlerweile 132 geworden. Mehrere Generationen wohnen hier gemeinsam. Es ist Platz für kleine Reihenhäuser, Single-Wohnungen, Wohnungen für Familien, Senioren-Wohngemeinschaften mit Tagespflege sowie - und das ist völlig neu für Werne - kleine Appartements für Auszubildende. Die können vom Land gefördert werden, „im März werden die Fördertöpfe geöffnet“, sagte Architekt Michael Maas.

Nachhaltiges Bauen
Das Areal war nach Angaben der Wirtschaftsförderung langfristig nicht neu zu beleben, daher kam der Plan aus Münster gerade recht. Das Unternehmen hat bereits solche Projekte verwirklicht, verspreche sich von diesem Modell-Wohnprojekt vieles. Der Clou: Was von den alten Gebäuden erhalten bleiben oder wiederverwendet werden kann, bleibt. „Nachhaltiger kann man gar nicht bauen“, so Maas. Das liege vor allem an der soliden Bausubstanz, für die noch guter Beton verwendet wurde. Maas & Partner suchen nach eigenen Angaben gezielt nach solchen soliden Gebäuden.
Die unterschiedlichen Höhen der Hallen erlauben es, zwei Etagen daraus zu machen. So werde der Bestand optimal genutzt. Alles werde natürlich barrierefrei. Die energetische Ertüchtigung sehe Dachbegrünung, Photovoltaik, eine Luft-Wärmepumpe und mehr vor. Viel Grün war auf den ausgelegten Plänen zu sehen.

Senioren-WGs
Die Wohnungen bewegen sich in einer Größe von 20 bis 90 Quadratmetern. Größere Wohneinheiten werde es nicht geben, unter anderem, um nicht in Konkurrenz zu den angrenzenden Häusern zu stehen. Die Azubi-Wohnungen werden möbliert vermietet. Angedacht ist, dass drei bis vier Azubis sich eine Gemeinschaftsküche teilen, aber jeder sein eigenes Refugium und Bad bekommt.
Die Senioren-WGs könnten Platz für bis zu zwölf Bewohner bieten, die sich in Gemeinschaftsräumen ebenso wie in ihren eigenen Zimmern wohlfühlen können. Wichtig dabei: „Wir verwenden im Seniorenwohnen nicht die Farbe Weiß. Wir möchten keine sterile Atmosphäre, die an ein Krankenhaus erinnert. Die Menschen bringen ihre eigenen Ideen mit, ihre eigenen Möbel und Bilder“ führte Maas aus.

Positive Resonanz
Wurde hier die Zukunft des Wohnens vorgestellt? Den Eindruck erweckten die anwesenden Nachbarn. Lange blieb es still in der Halle, alle lauschten gebannt den Ausführungen des Planers. Sie nutzten die Gelegenheit, gezielt nachzufragen: nach den Zu- und Abfahrten, auch während der Bauphase, Anschluss an die Kanalisation und natürlich nach dem Baubeginn. Der Verkehr werde hauptsächlich über die Penningrode geführt, einen Kanalanschluss gebe es bereits und der Baubeginn hänge von der Geschwindigkeit der Baugenehmigungen und der Bereitstellung von Fördergeldern ab.
Die Nachbarn nahmen die Pläne sehr positiv auf. Ein Ehepaar äußerte direkt Interesse, selbst eine Wohnung zu mieten, „wenn es bezahlbar ist. Man weiß ja nie, wie sich die Mieten entwickeln“. Auch hier war Michael Maas zuversichtlich, dass ein niedriges Mietenniveau gehalten werden könne. Ein anderes Ehepaar erkundigte sich, weil das erwachsene Kind eine neue Wohnung sucht.

Optimale Lage
Die ausgewiesenen Stellplätze für Fahrräder und Autos brauche es eigentlich nicht, denn „Beckmann’s Wohnwerke“ liegen optimal. „Wir können doch zu Fuß in die Stadt gehen, der Bahnhof ist auch nah dran“, sagte Elisabeth Kollhoff. „Die Lage ist ein Hauptgrund, aus dem wir 1982 nach Werne gezogen sind“, ergänzte Wolfgang Wöstenfeldt. Solche Wohnprojekte werde es wahrscheinlich in Zukunft öfter geben, mutmaßten Dagmar und Ansgar Rieß.
Monika und Bernd Beckmann sind einfach nur froh, dass die ehemalige Druckerei nun so vielen Menschen Wohnraum bietet. Zu viele Erinnerungen entstanden hier in mehr als 50 Jahren.

„Spannende Architektur“
„Wir glauben, dass wir den Markt gut untersucht haben. Der Bedarf ist da. Wir versuchen, das zu bauen, was es in Werne nicht gibt. Das ist spannende Architektur und extrem innovativ“, fasste Michael Maas zusammen.
Wenn die Abbrucharbeiten im Mitte 2025 beginnen können, werden die Anwohner zunächst nicht allzu viel davon mitbekommen, denn sämtliche Wände sollen erst einmal stehenbleiben. Wenn alles glattgeht, könne der Bau noch in 2025 beginnen. Zwei bis drei Jahre rechnen die Planer bis zur Fertigstellung. 25 Millionen Euro seien veranschlagt, teilte Investor Thiemo Audick abschließend mit.
