Flavio Muka wartet auf den Bus nach Dortmund. Sehnsüchtig blickt er in die Ferne. Mit dem Bus braucht er eine Stunde länger zur Duisburger Uni. © Sylva Witzig

Eurobahn

Bummel-Bus statt Eurobahn: Reisende klagen über desorientierte Busfahrer

Bauarbeiten auf der Strecke der RB50 - In den Herbstferien geht es mit dem Bus nach Dortmund. Reisende müssen mit längeren Fahrtzeiten, anderen Abfahrtszeiten und verirrten Bussen rechnen.

Werne

, 23.10.2019 / Lesedauer: 3 min

Gähnende Leere auf dem Werner Bahnsteig: Züge hat man hier schon länger nicht mehr in Richtung Dortmund fahren sehen. „Immer gibt es Ärger mit der Bahn. Zum Glück mache ich jetzt meinen Führerschein“, erzählt der Bahnreisende Drilon Hochsa an der Bushaltestelle vor dem Werner Bahnhof. In den Herbstferien ist er auf den Ersatzbus angewiesen - und der macht manchmal, was er will.

Der Dortmunder arbeitet in Werne und berichtet: „Der Ersatzverkehr ist chaotisch. Die Schaffner im Zug aus Münster wissen nicht, wann der Ersatzbus Richtung Dortmund abfährt.“ Selbst die Busfahrer wüssten zum Teil nicht mal, wo sie hin müssen. Letzte Woche habe sich ein Busfahrer verfahren.

Bauarbeiten auf der Strecke dauern bis zum 3. November

Aktuell fährt die Eurobahn zwischen Münster und Werne. Dort ist jedoch Schluss. Auf der Strecke zwischen Werne und Lünen wird gewerkelt. Ab Lünen fahren die Züge wieder. Bis zum 3. November dauern die Bauarbeiten noch an.

157 Euro kostet ein Monatsticket nach Dortmund. „Das ist viel zu teuer“, sagt Hochsa. „Ständig ist die Bahn zu spät. Und nun auch noch der Schienenersatzverkehr. Ich habe dafür bezahlt, innerhalb von 30 Minuten nach Dortmund zu kommen“, erzählt der Bahnpendler verärgert. „Der Bus fährt einerseits länger, andererseits verpasse ich den Bus durch meine Arbeit knapp und muss auf den Nächsten warten“, fügt er hinzu. Dafür so viel Geld auszugeben, sähe er nicht ein.

Hart getroffen hat es auch Flavio Muka. Er studiert in Duisburg und braucht nun eine Stunde länger zur Uni: „Von meinem Bett bis zur Uni brauche ich jetzt 3 1/2 Stunden. Schön ist das nicht.“ Bisher seien die Busse immerhin pünktlich gewesen - bis auf einmal. Da fiel ein Bus aus und so stand er fast zwei Stunden an der Bushaltestelle, bis es endlich losging.

„Ich wollte in Werne wohnen. Dann muss ich auch damit leben“

Wütend ist er aber nicht: „Ich muss damit leben. Ich wollte in der Nähe von meinem Onkel wohnen. Der wohnt in Lünen. Außerdem mag ich das Großstadtleben nicht. Werne ist gemütlich“, findet er. Deshalb nähme er den langen Weg zur Uni in Kauf. „Dass es jetzt noch länger dauert, damit muss ich leben“, meint der gebürtige Albaner.

„Eigentlich komme ich dreimal die Woche nach Werne, um jemanden zu besuchen“, erzählt eine ältere Dame aus Aplerbeck an der Bushaltestelle am Bahnhof. „Letzte Woche habe ich es mir ganz geschenkt, weil ich ohne Schienenersatzverkehr bereits 1,5 Stunden für die Strecke brauche. Mit brauche ich fast doppelt so lange.“

„Niemand weiß, was Sache ist - nicht einmal der Busfahrer“

Doch diese Woche wollte sie es wieder wagen, denn nun ist nur noch die Strecke zwischen Lünen und Werne gesperrt. „Die eine Station schaffe ich schon“, dachte sie sich. Nun sitzt sie am Werner Bahnhof und ist verärgert. „Auf dem Hinweg konnte mir niemand sagen, wann der Bus zurück fährt. Nicht einmal der Busfahrer. An der Bushaltestelle hängt auch kein Fahrplan. Keiner weiß so recht, was eigentlich Sache ist.“

Bei den letzten Baumaßnahmen im vergangenen Jahr seien die Busse so überfüllt gewesen, dass Fahrgäste am Bussteig zurückgelassen wurden. „Jetzt sind es immerhin lange Busse. Es werden wohl alle mitkommen“, hofft sie.

Als der Zug aus Münster eintrudelt, strömt eine Menschenmasse in den Bus - der kommt genau passend zum Umstieg. Dutzende Menschen drängen sich in den Schienenersatzverkehr um 16:43 Uhr. Standen vorher nur vier Menschen an der Bushaltestelle, füllt sich nun ein ganzer Gelenkbus.

„Ich finde das, naja, so semi-gut“, erzählt eine Bahnreisende beim Einstieg in den Bus. „Für die Strecke von Münster nach Dortmund brauche ich nun eine halbe Stunde länger. Aber was muss, das muss wohl.“

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