Erdkunde-Abi für Schüler in Werne unfair? Prüflinge fordern Anhebung der Noten

Erdkunde-Abi für Schüler unfair? Prüflinge fordern Anhebung der Noten
Lesezeit

Nach den Osterferien beginnt in jedem Jahr für Deutschlands Abiturienten die Prüfungsphase. Am Dienstag (16. April) waren die Schülerinnen und Schüler dran, die einen Erdkunde-Leistungskurs gewählt haben. Nach den vielen Pannen in den vergangenen Jahren beim Zentral-Abitur rechnen viele Menschen mit einem Schnitzer. Der sollte auch in diesem Jahr folgen, allerdings anders als sonst.

Die Kollegen vom WDR berichteten am Freitagmorgen (19. April), dass Schülerinnen und Schüler auf der Plattform Change.org eine Online-Petition gestartet haben. Darin fordern sie die Anhebung der Note, weil sie die Themenauswahl unfair finden.

Wörtlich steht im Begleittext: „Eine Klausur zum Thema Energie in Namibia, ein Londoner Stadtprojekt und eine zum Thema Bulgarien/EU-Raumstrukturen. Basierend auf den Erfahrungen der letzten Jahre hatten wir ganz andere Themen erwartet. In den letzten Jahren (2020 bis 2023) kamen wirtschaftlicher Strukturwandel, Tourismus als Entwicklungsimpuls oder Landwirtschaft in Entwicklungsländern etc. vor. Die allermeisten hatten sich demzufolge auf Landwirtschaft, Tourismus oder Strukturwandel vorbereitet. Doch nichts davon kam dran. Viele von uns mussten mit Themen ihre Abiturklausur schreiben, die man auch im Unterricht kaum behandelt hatte.“

Eine Reifeprüfung auf Basis eines Nischenthemas sei völlig ungeeignet. „Wir als Abiturientinnen und Abiturienten fordern daher aufgrund dieser merkwürdigen Umstände die Anhebung aller Notenpunkte um mindestens einen Punkt“, heißt es weiter.

Lucy Heimann aus Werne fand die Aufgaben aus der Erdkunde-LK-Klausur „machbar“.
Lucy Heimann aus Werne fand die Aufgaben aus der Erdkunde-LK-Klausur „machbar“. © privat

Keine Beschwerden in Werne

Die Situation an den beiden Gymnasien in Werne stellt sich ein wenig anders dar. Abiturientin Lucy Heimann (17) aus Werne schrieb die Klausur am Gymnasium St. Christophorus. Sie und ihre Mitschüler haben im ersten Moment „zwar alle erst mal gezittert“, sich aber dann an die Aufgaben gemacht. „Natürlich sind wir mit der Erwartung an die Klausur gegangen, dass die ‚klassischen Themen‘ drankommen. Aber am Ende waren die Aufgaben machbar“, urteilt sie. Mit klassischen Themen meint sie Landwirtschaft und Tourismus.

„Ich glaube, die Frustration war im ersten Moment hoch, aber wenn man jetzt darüber nachdenkt, war das machbar, auch wenn kein Thema dabei war, wo man im ersten Moment weiß, was man machen soll“, so Heimann. Im Nachhinein habe auch ein Austausch mit der Lehrerin ergeben, dass die Klausur lösbar war. Trotzdem haben ein paar Mitschüler aus ihrem Erdkunde-Kurs die Petition unterschrieben. „Ob man da jetzt eine Petition starten soll, weiß ich nicht. Aber wenn die Schüler das durchsetzen, nehmen wir die Punkteanhebung natürlich mit“, lacht die 17-Jährige.

Nicht „auf Lücke“ lernen

Marcel Damberg, Schulleiter am Anne-Frank-Gymnasium Werne, kann sich im Gespräch mit der Redaktion nicht erinnern, irgendwelche Beschwerden bekommen zu haben. Er betont: „Die Vorschläge wurden vom Kultusministerium akzeptiert. Es kann nicht immer Tourismus oder Landwirtschaft drankommen.“ Sich an den Aufgaben der vergangenen Jahre zu orientieren, sei mithin einfach eine schlechte Idee. Wer „auf Lücke“ lerne, trage stets ein Risiko, das falsche Thema zu berücksichtigen.

Übrigens gab es in diesem Jahr keinerlei Probleme mit dem Download der Abitur-Fragen. Im Fach Erdkunde sowieso nicht, diese Aufgaben sind die einzigen, die nicht elektronisch übermittelt, sondern per Kurier an die Schulen zugestellt werden, erzählt Damberg.