Weit mehr als eine Buchhändlerin Reinhild Niehues von Bücher Beckmann ist gestorben

Weit mehr als eine Buchhändlerin: Reinhild Niehues ist gestorben
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Das Wichtigste in Kürze:

  • Buchhändlerin Reinhild Niehues ist unerwartet gestorben
  • Sie hinterlässt eine große Lücke bei Bücher Beckmann und deren Kundschaft.
  • Sie war bekannt für ihre leidenschaftliche Arbeit mit Kinder- und Jugendbüchern und für persönliche Beziehungen, die über das berufliche hinausgingen.
  • Ihre Beisetzung ist am 26. April geplant: Besucher werden gebeten, statt Blumen eine Buchseite mitzubringen, als Symbol dafür, dass Niehues in Büchern gelebt hat.
  • Sie gewann dreimal den avj-Kinderbuchhandlungspreis für NRW, ein Zeichen ihrer Fachkenntnis und ihres Engagements in der Buchhandlung.

Sie hatte eine Aura, die von innen heraus strahlte, war immer präsent, ohne sich in den Vordergrund zu drängen, war aufmerksam, mitfühlend und hatte immer ein offenes Ohr: Reinhild Niehues, Buchhändlerin in der Bücherei Beckmann und Wegbegleiterin vieler Werner Generationen von Kindern, ist am 10. April verstorben. Ihr Verlust überraschte auch das Team der Bücherei. „Sehr plötzlich und sehr abrupt“ sei sie aus dem Leben geschieden, wie der Inhaber der Bücherei, Hubertus Waterhues, im Gespräch mit uns erklärte.

Ihre Leidenschaft waren Kinder- und Jugendbücher: Reinhild Niehues hier gemeinsam mit Hubertus Waterhues.
Ihre Leidenschaft waren Kinder- und Jugendbücher: Reinhild Niehues hier gemeinsam mit Hubertus Waterhues. © Andrea Wellerdiek

Wer dieser Tage die Bücherei ansteuert, der macht das nicht nur, um Bücher zu kaufen. Auch der Verlust von Reinhild Niehues, die Bestürzung und der Wunsch des Austauschs bringt die, die die Buchhändlerin kannten, in die Bücherei. „Es ist ernsthafte, ehrliche, persönliche Betroffenheit, mindestens“, sagt Waterhues. „Es tut auf der einen Seite jedes Mal echt weh, aber auf der anderen Seite ist es jedes Mal ein Zeichen dafür, was für eine Persönlichkeit sie gewesen ist, was für einen Stellenwert sie bei vielen im Leben gehabt hat.“

Denn das sei bei Niehues, die noch im Frühjahr 2022 als damals 61-Jährige für diese Redaktion Bücher empfohlen hatte, oft über die bloße Buchhändlerin-Kunden-Beziehung hinaus gegangen, so der Buchhändler. „Über die Jahre sind sehr intensive Freundschaften gewachsen, sehr sehr enge Beziehungen weit über das Empfehlen von Büchern hinaus. Bis in den Bereich des Kümmerns im Persönlichen“, erklärt Waterhues. „Das hat die Reinhild so ausgezeichnet. Sie hat sich nie nach vorne gespielt, aber immer gekümmert, sie konnte auch mal ein kritisches Wort, da wo es an Zeit und Platz war, loswerden. Das war immer konstruktiv.“ Es sei ihr stets darum gegangen, etwas Positives zu erreichen für die Menschen, nicht nur für den Kunden, weil es ihr um den ganzheitlichen Ansatz gegangen sei.

Durch Höhen und Tiefen

„Sie war eben auch für mich ganz persönlich eine verlässliche Freundin, 30 Jahre“, sagt Waterhues. Das sei mehr als die Hälfte seines Lebens, in der er die Lüdinghausenerin als immer loyal, immer mit vollem Einsatz und immer freundlich erlebt habe. „Wir sind auch persönlich durch Höhen und Tiefen gegangen, das prägt natürlich auch.“ Und diese Erfahrungen haben auch die Kunden gemacht, egal ob aus Kitas, Schulen, öffentlichen Bibliotheken oder private.

An ihre erste Begegnung, an die kann sich Waterhues noch genau erinnern: Noch bevor er bei Bücher Beckmann angefangen habe, habe Reinhild Niehues, damals noch unter Jürgen und Sonja Zimmermann, ihm ein Buch verkauft. Waterhues, damals neben seinem Lehramtsstudium als Deutschlehrer für ausländische Jugendliche tätig auf der Suche nach einem Buch mit dem Namen Ping Pong. Niehues, nach intensiver Suche im Computer der Buchhandlung, verkündete dann: „Ich hab es: King Kong spielt Ping Pong.“

Eine talentierte Buchhändlerin

Leider war es das falsche Buch, das richtige haben die beiden dann noch gefunden. Aber diese Anekdote habe noch bis zuletzt als Insider zwischen den beiden für Lacher gesorgt, immer wenn sie sich mal missverstanden. 1995, nur wenige Monate vor Waterhues, begann Reinhild Niehues ihre Ausbildung zur Buchhändlerin. „Jürgen war ein Mann der schnellen Entschlüsse. Er hat sofort erkannt: Da habe ich jemanden, den darf ich nicht wieder laufen lassen.“

Schnell habe sie sich auf Kinder- und Jugendbücher spezialisiert, so Waterhues. Und habe immer genau gewusst, welches Buch es aktuell auf dem Markt gibt, und welches die Buchhandlung benötigt, wo es noch Bedarf gibt, den die Buchhandlung noch nicht mit ihrem Bestand abdeckt.

Dreimal hat Reinhild Niehues den sogenannten avj-Kinderbuchhandlungspreis für NRW gewonnen und damit sogar spezialisierte Kinderbuchhandlungen ausgestochen.

Buch-Seiten statt Blumen

Die Beisetzung von Reinhild Niehues findet am 26. April (Freitag) um 10 Uhr in der Trauerhalle am Friedhof in Lüdinghausen, Auf der Geest 10, statt. An die gleiche Adresse zu Händen von Petra Hettwer können Trauernde mit dem Zusatz Trauerhaus Niehues-Warnking ihre Beileidsbekundungen senden. Wer an der Trauerfeier teilnehmen möchte, ist herzlich eingeladen. Es ist nicht zwingend notwendig, in schwarzer Kleidung teilzunehmen, sondern eher „so wie man sich gut gekleidet fühlt“, erklärt Waterhues. An diesem Tag ist die Bücherei Beckmann geschlossen.

Gäste werden bei der Beerdigung gebeten, eine Seite aus einem Buch, das ihm oder ihr viel bedeutet, mitzubringen und diese anstelle von Blumen ins Grab zu legen. Denn sie sei jemand gewesen, der in Büchern gelebt habe. „Sie war kein weltabgewandter Mensch, aber trotzdem hat sie eben auch in den Büchern gelebt“, so Waterhues.

Wer seiner Trauer Ausdruck verleihen möchte, kann dies auch in der Buchhandlung tun. Hier liegt ein Erinnerungsbuch für die Buchhändlerin aus. Wer dem Buchhandlungs-Team etwas für die Familie der Verstorbenen mitgeben möchte, kann dies ebenfalls in der Buchhandlung tun. „Wir nehmen Dinge entgegen und leiten die verlässlich an die Familie weiter“, so Waterhues.